fourty three➹

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Zwei Wochen lang versuche ich mein Leben so gut es geht weiterzuführen. Tagsüber bin ich fröhlich und versuche stark zu bleiben, nachts breche ich aber. Ich ersticke an meinen Tränen, schaffe es kaum zu schlafen und versinke in Selbstmitleid. Diesmal nur mit dem Unterschied, dass ich meine Freunde und Familie an mich ran lasse und Hilfe annehme. Es fühlt sich besser, aber definitiv nicht gut genug an. Damit es mir wieder gut geht brauche ich definitiv Milo an meiner Seite! Vielleicht hätte ich mir meine Liebe eher eingestehen müssen und alles tun sollen, um ihn aufzuhalten...

Umso aufgeregter bin ich, als ich an meinem ersten Feiertag auf der Couch sitze und darauf warte, dass mein Bruder nach Hause kommt. Ich will hier weg und endlich meinen Milo wieder bekommen. Ich will ihn in die Arme schließen und mich endlich wieder freuen können. Mir egal, ob ich dafür das Land, sogar den Kontinent verlassen muss! Ich hoffe nur, dass er mir irgendwie verzeihen kann. Auch wenn das alles reine Verzweiflung war, war es ein Fehler...

,,Hey!", ruft Joshua laut, schmeißt seine Schlüssel auf die Kommode und lächelt mich leicht an. Statt mir allerdings irgendwas von Flugdaten oder sonstiges zu erzählen, drückt er mir drei Pizzakartons in die Hamd und kommentiert bloß: ,,Jenny kommt gleich." ,,Josh!", quengel ich mit zusammengepressten Zähnen und sehe ihm böse an. ,,Du solltest dich langsam an sie gewöhnen-" ,,Darum geht es gar nicht! Hast du dich um den Flug gekümmert, oder... oder-", ich stocke, der unsichere und nervöse Ausdrucl meines Gegenübers lässt mich zweifeln. Mein Ausdruck verdunkelt sich und ehe ich mich versehe landen die Pizzakartons auf den Boden. ,,Ist das dein scheiß erst?!", rufe ich sauer, ,,Alles was ich will, ist Milo und genau dann, wenn es um ihn geht, musst du verkacken und-" ,,Jackson! Jenny und ich haben doch nur darüber geredet und sind zu dem Entschluss gekommen, dass du vielleicht nicht alleine gehen solltest. Du bist nicht volljährig, kennst dich in China nicht aus und sprichst nicht mal deren Sprache!"
Enttäuscht nicke ich leicht, beiße dabei auf meine Zunge und sehe ihn so lange stumm an, bis ich das altbekannte Brennen in meinen Augen vernehme. Rasch drehe ich mich um, stürme in mein Zimmer und knalle die Tür so laut zu, dass man Angst haben muss, dass sie aus den Angeln fliegt.

,,Jackson!-" ,,Halt deine scheiß Fresse!", schreie ich aggressiv und schlage mehrmals gegen die massive Holztür. ,,Hör auf mir falsche Hoffnungen zu machen, du Bastard!", schreie ich meine Wut hinaus, schleudere achtlos meinen alten Wecker und zwei Bücher gegen die Tür und schmeiße mich selbst dann aufs Bett.

,,Jackson.", höre ich nun erneut, diesmal allerdings viel sanfter, weiß dabei genau, dass Joshua sich vor meine Tür gesetzt hat und sich unschlüssig die Haare rauft. ,,Lass mich.", murre ich seufzend, aber mein Bruder ist genauso nervig wie ich. ,,Ich weiß doch, wie sehr du Milo wieder haben willst, aber ich mache mir nur Sorgen. Ich will nicht, das du in Schwierigkeiten kommst und nicht zurecht kommst.", höre ich ihn jammern, aber ich kann nur mit den Augen rollen. Genau jetzt habe ich eben kein Verständnis für ihn, sondern nur für mich! Ich will einfach zu Milo und er versaut mir diese Chance! ,,Halt die Klappe!", rufe ich schnell und schlage die Decke über meinen Kopf. ,,Jackson-" ,,Nein! Verschwinde!"

Diesmal scheint er auf mich zu hören, denn kaum habe ich die beiden Worten ausgesprochen, wird nichts mehr erwidert und ich scheine entgültig alleine zu sein. Zumindest in meinem Zimmer, denn kaum scheint Jenny gekommen zu sein, hört man die beiden nur noch diskutieren. Die Musik, die ich zum ablenken höre, treibt mich dann aber leider in den Schlaf und ich werde erst wieder wach, als die Sonne bereits untergegangen und es draußen düster ist. Unter dem schmalen Türspalt dringt kein Licht hervor und da es Wochenende ist, gehe ich davon aus, dass Josh und Jenny aus sind.

Seufzend fahre ich durch meine Haare, während ich mich aufsetzen und dabei das Foto anstarre, welches ich ausgedruckt und eingerahmt habe, um Milos Gesicht immer vor mir zu haben. Mein leichtes Lächeln fällt wieder, als ich meinen Blick davon abwende und das Deckenlicht einschalte. Sofort wird mein gesamtes Zimmer erhellt und mein Blick fällt auf dem Umschlag der am Boden liegt. Wieder mal seufzend hebe ich diesen auf, betrachte ihn und runzel die Stirn. ,,Ich hoffe du hast eine schöne Reise, Großer. Melde dich wenn etwas ist.", lese ich den Notizzettel vor und öffne den Briefumschlag. Zum Vorschein kommen zwei Flugtickets, die allerdings beide nur für den Hinflug nach China gedacht sind. Auch anderweitige Reiseunterlagen, wie Bestätigungen für eine Fahrt zum Hotel und eben die Hotelübernachtungen, die sich erstmal nur auf zwei Wochen beschränken. Leicht lächelnd drücke ich den Umschlag mitsamt Inhalt an meine Brust und fange tief einatmend an zu lächeln. ,,Danke danke danke.", hauche ich und schreibe sogleich eine halbe Liebeserklärung an meinen Bruder über den Massanger.

Kurz darauf fange ich an zu packen. Mein Flug geht um sechs, ich sollte also gegen vier oder halb fünf am Flughafen sein und mein Handy sagt, wir haben bereits zehn Uhr.

Ich bin aufgeregt, mein Herz schlägt mir bis zu Hals und ich freue mich so sehr, dabei bin ich eigentlich viel zu nervös um zu packen oder klar denken zu können. Zudem kommt diese unvorstellbare Angst. Wenn ich mich auch nur einen Moment  darauf konzentriere, fängt mein ganzer Körper zu beben an. Ich will einfach nur, dass mir vergeben wird...

nerdy ass ➹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt