16. Kapitel

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„Essen wir was? Hab Hunger.“ Er hat irgendwie 24/7 Hunger.

   „Klar.“ Wir gehen durch den Park zu einem Fastfood-Stand, er bestellt sich Currywurst, ich mir Pommes. Mit dem Essen in der Hand setzen wir uns abseits von den Leuten, hinter eine Absperrung, die zu dem Personaleingang einer anderen Achterbahn führt. Ich lehne mich an den Zaun an und betrachte die Menschen auf der Achterbahn.

   „Du meintest doch, dass du keine Freunde hier hast“, sagt Manu. „Woran liegt das?“

   „Meine beste Freundin ist ums Leben gekommen, deswegen ist meine Wohnung so groß. Wir haben zusammengelebt. Jetzt bin ich allein dort.“

   „Oh shit. Wie standet ihr zueinander?“

   „Sie war alles für mich. Alle konnten gehen, Hauptsache ich hatte meine beste Freundin. Sie ist so perfekt.“

   Manu schaut weg. Klar, man weiß nicht was man darauf sagen soll. Ich hatte schon einen Grund warum ich niemandem davon erzähle. Er räuspert sich und sagt: „Ich mein, ich weiß, ich kann deine Freundin nicht ersetzen, aber ich kann auch voll cool sein.“

   „Okay das war grad echt ego“, ich grinse, weil ich ein ‚das tut mir leid‘ erwartet hätte, was ich nicht hätte leiden können. Ich berühre seinen Arm, er schaut zu mir. Ich nehme meine Kette zwischen meine Finger, ein schlichtes, goldenes Medaillon. Manu greift zu mir rüber, klappt das kleine Oval auf und betrachtet das Bild von mir und meiner besten Freundin, seine Hand an meiner Brust. 

   „Ihr seid voll schön, seht fast aus wie Schwestern. Ja ist scheiße was passiert ist, aber sie war doch sicher nicht die Einzige die du in der ganzen Stadt gekannt hast?“, fragt er, mit einem Klick fällt das Medaillon zu.

   „Doch.“ Ich kann nichts machen, ich werde traurig. Ich habe so lange versucht, es zu verdrängen, aber allein der Gedanke an sie killt mich. „Wir waren nicht so wie die anderen. Das war anders mit ihr. Wir waren uns oft so nahe, dass wir uns nicht sicher waren, ob das noch Freundschaft ist.“ Ich sehe in seine Augen und bin mir sicher, dass er versteht, was ich meine.

   Er nickt. „Rein aus Interesse: Stehst du nur auf Mädchen?“

   „Nein“, ich lächle, „eigentlich gar nicht. Ich sag doch, das war anders.“

   „Das ist gut zu hören.“

   Ich zieh meine Stirn in Falten, schiebe den Pappteller zwischen die Ritze der Backsteine und stehe auf. „Ich geh Spaß haben.“

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