Als ich aufwache, liege ich ohne Hose und Jacke in meinem Bett, auf dem Rücken, zugedeckt. Ein Blick zur Uhr sagt mir, dass es fünf Uhr morgens ist. Ich will mich bewegen, doch merke im nächsten Moment, dass ich es vielleicht nicht tun sollte. Meine Knie, Ellbogen und Hände schmerzen wie Hölle. Mein Mund ist total trocken und ich würde gerne was trinken, aber ich sehe Freddie nicht. Also hebe ich meine Arme an, mit denen ich Schwung hole, um aufzustehen. Ich muss mich sofort am Bett festhalten, weil sich alles dreht. Um meine Knie ist ein Verband gewickelt, an meinen Armen und Händen sind Pflaster.
Ich will weinen.
Langsam gehe ich in die Wohnküche. Dort sitzt Freddie auf dem Boden, an der Wand angelehnt. Er hat seinen Kopf auf den Knien und umfasst seine Beine, weint leise. Er bemerkt mich nicht und ich setze mich neben ihn. Dann schaut er auf, wischt sich sofort die Tränen aus den Augen. Ich lächle ihm verzweifelt zu, ziehe ihn in meine Arme und halte ihn fest. Ich weine mit ihm, es fühlt sich gut an, ihn im Arm zu halten.
„Warum weinst du?", frage ich ihn.
„Ich sollte auf dich aufpassen. Und was mach ich? Ich geh mit dir zu 'ner Party und wir saufen. Dann fällst du hin und hast Schmerzen. Nie bekomm ich was hin."
„Freddie sei still, du bist toll."
„Ich bin zweiundzwanzig, arbeitslos und wohne noch bei meinen Eltern."
„Na und? Du musst dir nur 'ne Arbeit suchen, dann hast du Geld und kannst ausziehen. Wo ist das Problem?" Ich lächle ihn an, zerzause seine Haare, weil ich's lustig find.
„Du siehst das alles so easy. Aber ich bekomm nicht so einfach 'n Job. Und jetzt mit meiner Vorstrafe noch weniger. Ich hab nur mittlere Reife."
„Ich hab auch nur Realschule gemacht."
Er legt sich mit seinem Kopf auf meinen Bauch, wischt sich mit der Handfläche über das Gesicht und blinzelt mich an. „Wollen wir uns eine Arbeit suchen? Allein bekomm ich meinen Arsch nicht hoch."
„Ja, machen wir", ich halte ihm meine Hand hin, er schüttelt meinen Zeigefinger, damit er mich nicht verletzt. „Ich weiß aber nicht wofür ich mich bewerben soll."
„Kassiererin? Da findest du immer was und verdienst auch nicht sooo schlecht."
„Ja, warum nicht. Später kann ich mir ja immer noch 'ne Ausbildung suchen."
„Ich bin Maler und Lackierer und würde auch gerne in dem Beruf wieder arbeiten."
„Machen wir später, okay? Weil ich bin voll müde."
„Klar. Pass auf, ich heb dich hoch", er steht auf, legt einen Arm um meinen Oberkörper und den anderen in meine Kniekehlen, und trägt mich in mein Bett zurück. Ich hebe die Decke an und lasse Freddie neben mich. Ich liege in seinen Armen, als ich einschlafe.