18. Kapitel

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Es klingelt. Auf dem Weg zur Tür schau ich in den Spiegel. Ich bin wieder nur mit einem übergroßen T-Shirt bekleidet, welches die Hälfte meiner Oberschenkel bedeckt. Ich löse meinen Zopf und lass meine braunen Haare über meine Schultern fallen, dann öffne ich die Tür.

   „Hi“, sagt Manu, „du siehst aus, als kommst du gerade aus dem Bett.“

   „Danke, du siehst heute auch wunderschön aus.“

   „Machst du eigentlich noch was anderes als zu schlafen?“, fragt er und zieht seine Schuhe aus, diesmal dunkelblaue Adidas.

   „Nein, eigentlich nicht, jetzt wo du’s sagst.“

   Er schaut mich fragend an, kratzt sich am Kopf. „Ähm… Alice.“

   „Ja?“, ich zieh die Stirn in Falten und seh ihn an.

   „Wegen gestern…“

   „Denk nicht weiter darüber nach, danke.“ Ich geh in die Küche, während ich mir was zu essen mache, setzt sich Manu mir gegenüber an den Tisch. „Warum hast du immer so viel Zeit mich zu besuchen? Musst du nicht irgendwas machen?“

   „Ich arbeite nachts.“

   Ich nicke und stopfe den Rest des Brotes auch noch in meinen Mund. Ich räume das Geschirr weg und gehe in mein Schlafzimmer, um mir Kleidung zu holen, dann geh ich ins Bad. Nach vielleicht zwanzig Minuten bin ich fertig, geschminkt und angezogen.

   Manu sitzt auf meinem Sofa, mit seinem Handy in der Hand. Als er mich bemerkt, legt er es weg. „Komm mal her“, sagt er und macht neben sich Platz. Ich setze mich neben ihn. Er nimmt meine Handgelenke und hält sie fest. „Lauf nicht immer weg vor mir“, flüstert er. „Und jetzt sag, hat dir das gestern was bedeutet?“

   „Was erwartest du von mir, dass ich mich in dich verliebt hab? Mann, du bist die letzten Tage immer bei mir gewesen, und das ist gestern einfach passiert. Ich sagte dir doch schon, ich kann das nicht.“

   „Du hast das alles einfach so gemacht?“ Sein Griff wird lockerer, ich habe Angst, ihn verletzt zu haben. Angst, dass ich ihn verliere.

   „Ich … ich weiß es nicht.“

   Er lässt meine Hände los und steht auf. Ich laufe ihm hinterher, bin aber still, als er seine Schuhe anzieht. „Ich hab verstanden“, sagt er und öffnet die Wohnungstür. Ich renn ihm hinterher und greife nach seiner Hand. Er dreht sich um und schaut mich an. Als er ganz nah an mir steht, bekomm ich weiche Knie und er sagt: „Ich hab noch nie ein Mädchen getroffen, dass so kalt ist. Jede sagt, sie hätte keine Gefühle, aber du hast wirklich keine. Das macht mich verrückt im Kopf. Ich pack das nicht auf Dauer. Du brauchst mich nicht. Ich brauche dich.“

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