„Mann Sierra, was willst du von mir?" Ich nehme meine Unterlippe zwischen die Zähne und kaue darauf rum.
Er streckt seine Hand aus und lächelt mir zu. „Ich bin Manu, bin hier nicht als Rapper unterwegs. Darf ich deinen Namen wissen?"
„Hi Manu, und nein darfst du nicht."
„Was ist dein Problem?"
„Ich habe keins, aber anscheinend du."
„Lass uns trinken, wir müssen nicht mal reden. Komm schon, was kann passieren, außer dass du mit dem coolsten Mann der Stadt einen über den Durst trinkst?"
Ich verdrehe meine Augen, mach eine Kehrtwende und laufe weiter. Er rennt mir hinterher und tippt mir auf die Schulter.
„Was hab ich dir getan, weswegen du mich nicht magst?", fragt er, neben mir laufend.
„Schon vergessen? Du bist auf meinen Fuß getreten und außerdem muss dich nicht jeder mögen."
Er öffnet die Flasche, stellt sich dabei echt dusselig an, und trinkt. Dann hält er sie mir unter die Nase und ich muss schon sagen, es macht mich echt an. Der Alkohol, nicht er.
Ohne weiter darüber nachzudenken greife ich nach der Flasche und tu es ihm gleich. Es tut echt gut. Vielleicht lass ich mir das noch mal durch den Kopf gehen, mit ihm was zu trinken. „Okay ich mach's. Kommst du mit zu mir?"
Er grinst, dabei sieht er wirklich noch sehr jung aus, aber schon süß. Süß, mehr auch nicht. „Klar, ich folge dir einfach unauffällig."
„Der Spruch ist aber auch nicht der neuste."
„Muss nicht alles Gute neu sein."
Ich laufe einfach die dunkle Gasse entlang weiter zu meinem Mietblock, graue Fassade mit schlechtem Graffiti. „Fünfter Stock", flüstere ich und drücke die Haustür auf. Manu greift von hinten an meine Einkaufstüte und will sie mir aus der Hand nehmen, aber ich ziehe zurück. „Wir wollen nicht persönlich werden."
„Ich weiß deinen Namen noch nicht mal, von Persönlichkeit war nie die Rede", seufzt er und langt erneut nach der Tüte.
Ich nehme immer zwei Stufen mit einmal und bin schneller als er an meiner Wohnung, er hat keine Chance. „Der Sportlichste biste aber auch nicht, hm?" Er guckt mies drein und ich fühl mich sofort schlecht. Verdammt. „Hey, sorry, war nicht so gemeint."
Ein Blick zu mir, der andere Blick zu meinem Klingelschild. „Schwartz heißt du also, aha."
„Stalker", ich kann nur schwer ein Lächeln unterdrücken. „Zieh deine Schuhe aus und komm mit."
Er stellt seine weiß-grauen Adidas auf meiner Fußmatte ab und guckt sich um. Ich laufe links um die Ecke in die Wohnküche, stelle meine Tüte auf dem Holztisch ab und räume den Einkauf weg. Hier ist es nicht ordentlich, damit muss er umgehen können. „Setz dich darüber auf die Couch, fang am besten gar nicht erst an, dich wie zuhause zu fühlen." Ich gehe ins Schlafzimmer und wechsle meine Jeans in eine kurze, schwarze Stoffhose, weil diese einfach zu bequem ist, um dass sie im Schrank liegen kann. Ich geh zurück ins Wohnzimmer und lass mich neben Manuel auf meine Couch fallen. Ohne ein Wort zu sagen reicht er mir die Flasche Schnaps. Echt angenehm, so eine Trinkgemeinschaft.