50. Kapitel

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Am nächsten Morgen sitzen wir am Frühstückstisch und essen Brötchen, die ich wieder bei dieser netten Bäckerin geholt hab, die so lieb zu mir war. Trotz dass Sonntag ist, hatte sie auf. Heute hat sie zu mir gesagt, dass wenn ich reden möchte, immer zu ihr kommen kann. Ich wirke nie auf andere Menschen sonderlich sympathisch, aber aus irgendeinem komischen Grund, mag sie mich. Sie heißt Tina, das weiß ich jetzt.

„Was machen wir heute?", fragt Freddie.

Ich zucke mit den Schultern.

„Kommt jetzt wahrscheinlich ein bisschen schwul, aber ich wollte meiner Ex-Freundin zu ihrem Geburtstag einen Massage-Gutschein schenken. Wir haben uns aber getrennt, bevor sie Geburtstag hatte. Jetzt hab ich diese Gutscheine. Wollen wir uns massieren gehen?"

Ich lache laut los, weiß noch nicht mal warum, aber das klingt so komisch, wie er das gesagt hat.

Freddie schaut mich verwirrt an. Als ich mich gefasst hab, sage ich: „Klar, können wir machen."

„Cool", er grinst, „gleich nach dem Frühstück?"

„Klaro."   

Mit unserem tollen Audi geht's zu einem Schönheitssalon in der Nähe. So extreme Lust darauf ich jetzt eigentlich nicht, aber was soll's. Ich hab das noch nie gemacht.

„Geht's dann für dich morgen wieder zu deinen Eltern?", frage ich Freddie, als wir an der Rezeption des Salons stehen, vor uns drei Frauen.

„Ja, leider. Aber wenn das auf Dauer mit dem Job klappt, ziehe ich schnellstmöglich aus."

„Verstehe."

„Manu kommt morgen wieder?"

„Richtig. Morgen Nachmittag." Endlich sind die Leute vor uns weg und wir können die Gutscheine vorzeigen. Die schwarzhaarige Frau am Tresen lächelt Freddie zu, ignoriert mich voll. Ja, ich weiß, Freddie ist attraktiv aber hier geht es auch um mich. Aus Trotz will ich von einem Mann massiert werden, aber die dumme Tusse lacht nur und meint, hier arbeiten nur Frauen. Pech für mich.

Sie führt uns zu den Umkleiden, gibt uns jeweils einen Bademantel und solche Hausschuh-Dinger. Ich verschwinde in der Umkleide, ziehe mich bis auf die Unterwäsche aus und schmeiße mich in diesen totschicken weißen Bademantel. Freddie sitzt auf einem Stuhl und wartet auf mich, als ich die Kabine verlasse.

„Du siehst hervorragend aus", lacht er.

„Danke, wenigstens siehst du auch so scheiße aus wie ich."

Er steht grinsend auf, öffnet seinen Bademantel und sieht auf einmal gar nicht mehr so scheiße aus. Oha. So idiotisch es klingen mag, aber ich bin kurz davor ihn zu fragen, ob ich seine Bauchmuskeln anfassen darf. Das verwerfe ich aber, weil er unter Umständen dann dasselbe bei mir machen will, ein Stückchen weiter oben. Also nein.

Ein bisschen ängstlich lege ich mich fünf Minuten später auf die Liege, nachdem ich mich von meinem heißen Bademantel entblößt hab. Freddie liegt auf einer weiteren Liege circa zwei Meter neben mir, auf dem Bauch. Ich drehe meinen Kopf zur anderen Seite und schaue auf ein Bild von einem Steinhaufen. Unten liegt ein großer Stein und obendrauf mehrere kleine. Sehr sinnvoll.

Die Masseuse kommt und redet irgendwas, es ist sogar die Tusse von der Rezeption. Sie massiert Freddie (wer hätte es gedacht). Zu mir kommt eine hübsche, kleine, braunhaarige Frau. Sie fragt mich, wie ich die Massage gern hätte. Ich antworte, schön fest.

Die Frau beginnt irgendwo an meiner Hüfte zu massieren. Mit meinem Blick an dem Steinhaufen, versuche ich wach zu bleiben, aber es ist so langweilig, dass mir die Augen einfach zufallen.   

„Alice", jemand rüttelt an mir. „Alice?"

„Was?", frage ich verschlafen, eh ich checke dass ich halbnackt auf 'ner Pritsche liege. „Oh, sorry."

„Das hier ist eher nicht so dein Ding, hm?", fragt Freddie lachend.

„Ja", ich lächle, klettere von der Liege herunter und gehe mit Freddie zurück zu den Umkleiden. Ich steige schnell in meine Hose, ziehe T-Shirt und Pullover an und öffne meinen Zopf. „Zur Entschädigung lade ich dich bei McDonalds ein", sage ich, als wir wieder das komische Wellness-Studio verlassen.

„Du lädst mich ein?"

„Ja, ich bestelle das Essen und du bezahlst", ich grinse mein dämlichsten Grinsen und werde dafür in die Wange gekniffen.

Freddie und ich sind nach dem Essen bei McDonalds direkt nach Hause gefahren. Ich bin im Bad, weil ich duschen will, während Freddie vorm Fernseher hängt. Ich ziehe meine Kleidung aus, taste nach meiner Kette, um sie abzulegen. Und. Mein Hals ist nackt.

Mein Puls rast in die Höhe. Meine Kette ist weg. Ich hab sie verloren. Ich hab Isis Kette verloren.

Ich breche in Tränen aus, renne in Unterwäsche zu Freddie und schreie ihn an: „Meine Kette! Oh Gott, sie ist weg!"

„Alice, fahr dich runter!", er packt mich an meinem Oberarm und hält mich fest.

„Meine beste Freundin hat sie mir geschenkt", weine ich.

„Okay, komm", er nimmt meine Hand, führt mich zum Sofa und ich setze mich. „Wann hast du sie das letzte Mal gehabt?"

„Auf jeden Fall, hatte ich sie drum, als ich mit dir das Haus verlassen hab. Und danach ... keine Ahnung."

Frederik nimmt sein Handy zwischen die Finger und tippt darauf rum. Wie kann er nur so ruhig sein? Kurz darauf wählt er eine Nummer und telefoniert. Ich bekomm nicht viel mit. Ein monotones Piepen in meinen Ohren. Sehe wieder Bilder von ihr, wenn ich meine Augen schließe.

Freddie fasst meine Schulter, sagt, dass die Kette im Schönheitssalon von einem anderen Kunden gefunden und zurückgelegt wurde. Da der Laden aber geschlossen hat, kann sie morgen erst abgeholt werden.

„Ich will sie aber heute haben."„Du bekommst deine Kette aber erst morgen, ich werde früh aufstehen, und dann hole ich sie dir ab", er tätschelt meinen Kopf, aber ich hasse mich dafür, sie verloren zu haben. „Ist dir wichtig, hm?"

Ich nicke.

„Los, geh schlafen. Du bist heute zu nichts mehr zu gebrauchen."

„Danke." Ich umarme ihn, und gehe schlafen.

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