35. Kapitel

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Wir sitzen beim Frühstück in einem Café, nicht weit von meiner Wohnung entfernt. Ich hab vier Stunden geschlafen, dann ging nichts mehr. Erstaunlicherweise bin ich gar nicht so müde. Manu sitzt neben mir, seinen Kopf auf der Hand abgestützt, sieht aus als schläft er gleich ein.

   „Du siehst scheiße müde aus“, sag ich zu ihm.

   „Danke, sowas hört man doch gerne“, er gähnt. Sein Auge ist bläulich angelaufen, macht ihn viel älter. Dem Typ aus der Bar muss es aber schlechter gehen, Manu hat’s ihm schon gegeben.

   „Das blaue Auge steht dir.“

   „Danke“, er lächelt.

   „Trotzdem, mach sowas bitte nicht nochmal. Also wie es dir danach geht ist ja nicht mein Problem, aber in solchen Situationen komm ich auch allein klar, okay?“

   „Jaja. Hey, Alice, ich muss dir was sagen.“

   „Dann sag“, ich schau ihn erwartungsvoll an.

   „Ich muss für eine Weile nach Graz. Wegen Studioaufnahmen und so… Heute Abend geht mein Flieger.“ Er sieht weg von mir, scheint sich unwohl zu fühlen.

   „Ist okay. Ist ja nicht so, dass ich auf dich angewiesen bin“, ich lächle ihn an, gar nicht so sicher ob ich’s auch wirklich so mein, wie ich es sag.

   „Ich schick dir meinen besten Freund vorbei, er heißt Freddie. Er wird auf dich aufpassen, wenn ich nicht da bin. Achso und: keine Widerrede.“

   „Es gibt noch Menschen die Freddie heißen?“

   Manu lacht. „Frederik, eigentlich.“

   „Manu, jetzt mal ohne Scheiß, du brauchst mir nicht ein Kindermädchen zu suchen, ich bin siebzehn, ich brauch das nicht.“

   „Er freut sich auf dich. Du wirst merken, dass Freddie die Coolness in Person ist. Er ist ziemlich anders als ich, aber du wirst mit ihm klarkommen. Ich bin mir sicher, ihr werdet euch gut verstehen. Ich hoffe nicht zu gut“, er lächelt mir zu.

   „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich will.“

   „Dass ich gehe oder dass er kommt?“

   Ich lache, lehne mich nach hinten und schaue auf meinen Teller. „Vielleicht beides.“

   „Ich hab mir lange genug Faulheit gegönnt, jetzt muss ich wieder mal was machen … vielleicht ist es grad nicht der richtige Zeitpunkt, zu gehen, aber ich kann es nicht ändern.“

   „Nein, ist schon okay, mach dir keine Gedanken um mich. Eh nicht. Bitte.“

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