20. Kapitel

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Es ist Dienstag. Keine Ahnung wie viele Tage vergangen sind. Ich hab mich bemüht, mit Weinen aufzuhören, aber es geht nicht. Ich komm damit nicht klar, dass er weg ist.

Mit eiskalten Füßen stehe ich auf, dusche mich und zieh Jeans und T-Shirt an. Ich schieb die Gardine ein Stück beiseite. Es scheint die Sonne. Das passt nicht. Ohne mich um meine Haare zu kümmern, nehme ich einen Pullover in die Hand und gehe hinaus. Die Sonne blendet, als ich aus der Haustür trete. Den Blick am Boden, gehe ich zur Straßenbahn und fahre in das Viertel, in dem Manu wohnt. Der Tattoo Laden ist geöffnet. Ich lächle dem Mann mit der Glatze zu, er öffnet mir die Hintertür zum Treppenhaus und ich gehe die Stufen hoch. Mit neuen Tränen in den Augen, drücke ich auf seine Klingel und warte. Mein Herz schlägt bis zum Hals.

Die Tür geht auf. Manu sieht mich an, kommt ein paar Schritte auf mich zu und nimmt mich fest in seine Arme. Ich weine laut, das ist schon fast Schluchzen. Aber gerade ist alles okay. Manu zieht mich nah an sich, drückt meinen Kopf an seine Brust.

„Hey", flüstert er. „Hör auf zu weinen, alles gut. Komm schon", er streicht über meine Wange, nimmt mich an der Hand und zieht mich in die Wohnung. Er platziert mich auf seinem Sofa, setzt sich neben mich. Er legt seine Hand auf mein Bein, kann fast meinen Oberschenkel umfassen, würde er noch die andere Hand nehmen. „Hast du die letzten Tage was gegessen?"

Ich schüttle meinen Kopf.

„Lust auf Pizza?"

Ich nicke.

„Sag mal was, bitte. Warum bist du traurig?"

„Auf einmal warst du weg."

Er legt seine Hand auf die Augen. „Ich war einfach so verletzt, Alice."

„Ich weiß", ich fange erneut an zu weinen, mein Bauch schmerzt schon, meine Wangen. Manu legt seinen Arm um meine Taille, zieht mich auf seinen Schoß. Ich liege auf seinen Beinen, weine seine Hose voll. Er streichelt über meine Wange und mir wird immer mehr bewusst, dass ich jetzt echt nicht mehr weinen muss. Aber es ist jemand da, ich bin nicht allein mit meinem Schmerz. Und das tut gut.

Manu bleibt bei mir, bis ich mich beruhigt habe. Dann steht er auf, vergewissert sich dass alles okay ist und geht hinaus, um Pizza zu kaufen. Er sagt, dass das schneller geht, als wenn er das über Handy bestellt. Ich schau mich um, vor mir steht ein Flatscreen, doppelt so groß wie meiner, wenn ich geradeaus laufe, komm ich zum Bad, nach rechts zum Bett und quer durch den Raum zur Küche. Ich steh auf und laufe zum Bett, welches nur aus zwei aneinander geschobenen Matratzen besteht. Find ich super. Ich lege mich unter die weiße Bettdecke und starre an die Wand, bis ich einschlafe.

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