Den ganzen Rückweg zu meiner Wohnung hab ich geweint. Leute sind stehengeblieben und haben mich gefragt ob alles gut ist, ein Mann wollte auf Manu losgehen, weil er dachte, er hätte mir was getan. Nachdem Manu fast eine abbekommen hat, ich noch hysterischer bin, stehen wir endlich vor meiner Haustür. Ich schließe auf und torkle die Treppen hoch. Manu nimmt mir den Schlüssel aus der Hand, er flüstert, dass ich ihm Angst mache. Als wir drin stehen, versuche ich mich zu fassen, streife meine Schuhe von den Füßen und schau zu Manu. Meine Tränen laufen nach wie vor, aber ich kann wieder klar denken. „Es tut mir Leid, dass ich immer alles kaputt mache.“
„Du machst nichts kaputt.“ Er schaut mich sanft an, streicht mit über die Schulter. „Du willst sicher schlafen, oder?“, er lächelt.
„Wenn ich ehrlich bin, ja“, ich lächle auch. Ich weiß, dass es unnormal ist, wie viel ich schlafe. Aber ich brauche jetzt Ruhe. Frieden.
Wir gehen in mein Schlafzimmer. Ich ziehe mich bis auf die Unterwäsche aus, Manu nur seine graue Jogginghose. Nebeneinander liegen wir nun im Bett, starren an die Decke, berühren uns an keiner Stelle, sagen kein Wort.
„Wie geht’s dir, Manuel?“
„Ich weiß es nicht.“
Ich setze mich auf, schau auf ihn herunter. Ich erkenne ihn, durch meine Sterne, die auf uns leuchten. „Erzähl mir.“
„Du bist bei mir. Gehörst zu mir. Aber manchmal, versteh ich dich einfach nicht. Du bist immer so weit weg. Ich kann dich nie fassen.“
„So weit weg bin ich dir gar nicht.“
„Ach?“, er streichelt mit seinem Zeigefinger über einen blassen Unterarm. Ich sehe in seine Augen. Da ist was. Langsam strecke ich mein Bein aus, setze mich auf ihn. Seine Hände sind sofort an meinem unteren Rücken, die Bettdecke noch auf uns. Ich beuge mich zu ihm herunter, atme seinen Geruch ein, meine linke Hand hält seinen Kopf. Meine Lippen tasten sich von seinen Wangenknochen zu seinem Ohr, verharren an seinem Hals. Nach einem Moment lasse ich meine Zunge über seine Haut gleiten, küsse seinen Hals. Und nur seinen Hals.