Ich wache auf, als es acht Uhr am Morgen ist. Manuel liegt neben mir im Bett, er schläft. Ich steige über ihn herüber, um duschen zu gehen. In letzter Zeit ist so krass viel passiert, das ist schon fast unheimlich. Und auch wenn das alles neu für mich ist, ich oft nicht weiß, was ich machen soll und ich wieder häufiger an mir zweifle, ist es cool, so wie es ist. Ich komm wieder klar.
Nach dem Duschen tapse ich barfuß in die Küche, stelle Teller und Gläser auf den Tisch, finde sogar noch Marmelade in den hintersten Ecken meines Kühlschrankes. Sowas wie Butter habe ich nicht. Leise gehe ich zurück ins Schlafzimmer, lasse den Bademantel zu Boden fallen und ziehe mich an, um Brötchen zu holen.
Draußen ist es kalt. Ich friere, in meinen zwei Pullovern. In paar Tagen beginnt der Mai. Wenn es nach mir ginge, könnte auf ewig Winter sein. Es gibt wenige Sachen, die ich mag. Ich mag den Winter.
Im Bäcker ist es warm, so richtig Bäcker-warm. Die Verkäuferin lächelt mich freundlich an, sie fragt: „Was kann ich Ihnen geben? Haben Sie gut geschlafen?“ So viel Nettigkeit auf einmal, das bin ich nicht gewohnt.
Ich lächle, ihre gute Laune ist echt ansteckend. „Drei Brötchen. Und ja, habe ich.“
„Sie sehen so traurig aus“, die kleine blonde Frau hinter dem Tresen legt ihren Kopf schief und sieht mich an. Ich schau verlegen auf den Boden, verstecke mich im Kragen meines Pullis. Sie reicht mir die Brötchen, ich bezahle mit einem großen Schein, bekomm ordentlich Wechselgeld. Als ich schon an der Tür bin, ruft sie leise: „Die Sonne scheint. Alles wird gut.“
Und zum ersten Mal, seit Isi tot ist, spüre ich die Sonne. Auf meinen kalten Fingern.