Eine Stunde später sitzen wir wieder auf meiner Couch, trinken Bier und hören Musik. Die Musik läuft auf Shuffle von Frederiks iPhone, eine Mischung aus The Weeknd, Macklemore und Lana Del Rey. Er betrachtet die ganze Zeit seinen Kreis, hat sich einen Edding genommen und schreibt Buchstaben und Zahlen in das Innere des Kreises, auf die Folie. Ich weiß nicht was das bedeutet, will nicht nachfragen, schütte mir einfach das Bier in den Rachen und folge den Bewegungen seiner Finger mit meinen Augen.
„Manu hat mir heute Morgen noch ‘ne Szene gemacht. Über WhatsApp“, sagt Freddie.
„Hä was? Sorry, war grad weg mit den Gedanken. Was hast du gesagt?“ Ich schau ihn an, er macht die Kappe auf den Edding und legt ihn weg.
„Manuel hat mir heute Nachrichten geschickt, in denen er mich ausgefragt hat, was wir zusammen gemacht haben, gestern. Ich mein, ich kenn ihn, ich weiß, dass er eine sehr eifersüchtige Person ist. Keine Ahnung, und ich mag es Leute aufzuziehen…“
Ich klatsch mir meine Hände aufs Gesicht und sage: „Sag nicht, du hast Anspielungen gemacht.“
„Hab ich. War vielleicht nicht ganz schlau von mir.“
Ich seufze und stehe auf, laufe zu meinem Haustelefon, nehme es in die Hand und setze mich damit auf mein Bett im Schlafzimmer. Ich wähle Manus Handynummer und rufe an.
„Ja?“
„Alice hier.“
„Hi.“
„Alles gut?“
„Stress.“
„Okay.“ Ich lege auf. Er hat Stress und ist schlecht gelaunt, weil Frederik ihm Scheiße erzählt hat. Ich war noch nie in so einer Situation. Bin völlig überfordert. Was soll ich ihm denn sagen? Dass Freddie heiß ist aber ich nichts von ihm will? Dass da nie was laufen wird, weil ich im Hinterkopf immer Manu haben würde? Ja, vielleicht genau das. Aber ich mach’s nicht. Aus Prinzip.
Mein Telefon klingelt, ich geh ran.
„Warum hast du aufgelegt?“, fragt er.
„Ich weiß nicht.“
„Es tut mir leid. Ich weiß noch nicht mal was. Freddie hat dir bestimmt erzählt, was ich ihm geschrieben habe. Ja, war vielleicht nicht so korrekt ihn so anzumachen. Schließlich wollte ich ja, dass er bei dir ist. Ich komm mit dieser scheiß Eifersucht nicht klar.“
„Es ist alles gut.“
„Ich kenn dich nicht. Ich weiß nicht, ob du, wenn ich weg bin, direkt dem Nächsten um den Hals fällst.“
„Mach ich nicht.“
„Ich hoffe es. Ich wäre sehr enttäuscht, würdest du es tun.“
„Ich weiß.“
„Ich vertrau dir.“
„Danke.“