Kapitel 13 - Die Mauer fällt endgültig

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Alec ließ alles stehen und liegen und lief Magnus hinterher.
Dieser lief hektisch in der Küche auf und ab, hatte die Hände in den Haare vergraben und rang um seine Fassung.

~Magnus ...~
~Was?~, zischte er und wirbelte zu ihm herum. In seinen Augen blitzten die unterschiedlichsten Gefühle auf, Wut, Trauer, Verlust, Angst, Unsicherheit, Hilflosigkeit, alles war dabei.
Alec schreckte etwas zurück, weil sein Blick etwas animalisches an sich hatte, welcher an ein, in die Enge getriebenes, Tier erinnerte.

~Was ist mit dir los? Ich kenne dich noch nicht so lange, aber ich sehe doch, dass dich etwas bedrückt. Was ist es?~
Alec versuchte, seine Stimme sanft und beruhigend klingen zu lassen, doch es schien keine Wirkung zu haben. Im Gegenteil, Magnus wirkte sogar noch wilder.

~Falsch, du kennst mich überhaupt nicht! Also tu nicht so, als ob du es würdest, als ob du mich verstehen würdest! Denn, wenn du das tun würdest, würdest du dich von mir fernhalten!~
Gegen Ende schrie ihn Magnus schon fast an. In seinen Augenwinkeln konnte er Tränen schimmern sehen und in seinen Augen blitzte blanker Hass auf, aber Alec war sich nicht sicher, ob dieser ihm galt oder nicht doch eher Magnus selbst.

Ruhig bleiben, befahl er sich.

~Du hast recht, ich weiß nichts über dich~, gab er so sanft zu, als ob er zu einem verängstigtem Tier spräche,~Ich kenne deine Vergangenheit nicht und habe bisher nur von Gerüchten erfahren, wie dich die anderen sehen, doch gestern habe ich die Chance bekommen, mir selbst ein Bild von dir zu machen und ich muss sagen, es ist sehr kompliziert geworden.~

~Was meinst du damit?~, fragte Magnus zitternd. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Alec. Seine Stirn wies wieder die Konzentrationsfalten auf und er kaute nervös auf seiner Unterlippe herum, während er versuchte, Alecs Worten einen Sinn zu entlocken.

~Du bist ein unglaublich talentierter Schauspieler, da du es ständig schaffst, deine wahren Gefühle hinter einer Fassade aus Offenheit und Charme zu verstecken. Du sagst allen gleich, was du von ihnen denkst und lügst auch wie gedruckt~, die Worte brachen einfach aus Alec hervor, ohne, dass er darüber nachdachte oder sie verhindern konnte,~Aber mir kannst du nichts vormachen, Magnus, denn ich kann in deinen Augen sehen, was du denkst und fühlst.~

~Achja, und was fühle ich denn, Alec?~
Alec ignorierte den eisigen Ton, mit dem Magnus seinen Namen aussprach, sehnte sich aber gleichzeitig danach, endlich wieder seinen vollen Namen zu hören. Dies war seltsam, denn eigentlich hasste er es, Alexander genannt zu werden, doch aus Magnus' Mund hörte es sich an wie etwas besonderes, einzigartiges, als wäre er etwas Besonderes.
Er hoffte einfach, es irgendwann wieder hören zu können.

~Gerade bist du unsicher und verängstigt, aber auch neugierig, was ich sonst noch zu sagen habe. Du tust nur so gehässig, weil du Angst hast, dass ich die Wahrheit rausfinde.~, kam es von ihm wie aus der Pistole geschossen.
Magnus sah ihn weiter schweigend an.

~Ich kann die Freude in deinen Augen sehen, wenn du über einen deiner Freunde sprichst, und die unbändige Loyalität, die du für sie empfindest. Ich sehe die Härte und die verbitterte Wut, die du für meine Eltern empfindest und auch, wie du versuchst, sie mir gegenüber zu empfinden, aber das tust du nicht. Du versuchst, mich zu hassen, aber du kannst es nicht.~

~Und was empfinde ich, deiner Meinng nach, für dich?~
~Ich bin mir nicht sicher. Anfangs war nur Verachtung in deinen Augen zu sehen und ein längst vergangener Schmerz~, erklärte Alec, während er so weit zurückwich, bis er die Küchenanrichte an seinem unterem Rücken spürte,~Doch dann hat sich etwas geändert. Du hast deine Maske Gestern Nacht fallen gelassen, diese, die nur aus Kälte und Verachtung bestand. Ich habe Angst in deinen Augen gesehen ... und Unsicherheit. Aber vor allem hat sich Sehnsucht und eine zarte, kaum erkennbare Zuneigung in ihnen widergespiegelt.
Du hast diesen einen liebevollen Ausdruck, für den ich durch ein Meer aus Scherben schwimmen würde, nur um ihn nochmals an dir zu sehen. Du kannst mich nicht belügen, denn ich weiß, dass du mich nicht hasst. Du, du ...~

Alec stockte, als er Magnus' Atem gegen seine Lippen prallen spürte.
Wann war er Alec so nahe gekommen?

Doch viel mehr interessierte ihn der Ausdruck in seinen Augen. Nun gab es wieder einen dieser Momente, in denen Alec alles sehen konnte, was in Magnus vorging.
Die Angst war noch immer da, genau wie die Sehnsucht und die Unsicherheit und noch etwas anderes. Etwas, dass viel tiefer ging als Zuneigung.

~Ich habe Angst, Alexander~, flüsterte Magnus und senkte den Kopf,~Ich kenne dich kaum, aber trotzdem will ich nicht ohne dich sein. Du hast etwas in mir zum Leben erweckt und ich habe Angst daran zu zerbrechen. Ich will nicht, dass du mich auch noch verlässt.~

Alec kam Magnus' Gesicht kaum merklich näher und drückte mit seinen Fingern dessen Kinn zu sich hoch, damit sie sich wieder in die Augen sehen konnten.
Dabei spürte er deutlich das Kribbeln, welches der Klang seines vollen Namens aus Magnus' Mund in ihm auslöste.
Endlich.
~Ich werde dich nicht verlassen, Magnus. Nichts könnte mich dazu bringen.~

~Das kannst du nicht wissen.~, wisperte er und seine Stimme triefte vor Schmerz.
~Aber ich kann es fühlen. Soll ich dir sagen, was du in diesem Moment fühlst?~
Alec hatte Angst, diesen Moment zu zerstören, weshalb auch er flüsterte.

Doch Magnus schüttelte kaum merklich den Kopf und schloss die Augen.
~Ich weiß, was ich fühle, nämlich dasselbe wie du.~
Das reichte Alec.
Mit einer Gänsehaut am ganzen Körper vereinte er ihre Lippen zu seinem ersten Kuss.

Malec-Der Prinz von IdrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt