Alec wurde von seiner Schwester schon auf viele Arten und Weisen geweckt, aber bisher war noch nie ein Eimer eiskalten Wassers darunter gewesen. Dies änderte sich am heutigem Tage.
Sobald er das eisige Wasser in seinem Gesicht wahrnahm, saß er kerzengerade im Bett und blinzelte sich sowohl den letzten Schlaf als auch die letzten Wassertropfen aus den Augen. Vor ihm stand eine grinsende Maia mit einem Holzeimer in der Hand.
Noch immer leicht schläfrig sah er an sich herab. Seinen nackten Oberkörper zierte bereits eine Gänsehaut und auch seine Hose hatte etwas von dem kalten Wasser abbekommen.
~Musste das sein?~, fragte er und klang noch nicht einmal halb so wütend wie er eigentlich war. Viel mehr erinnerte ihn sein Tonfall an den eines nörgelnden Kindes.
Wie peinlich!
Doch Maia schien das nicht zu stören.
~Sonst wärst du wohl nie aufgewacht, Schlafmütze.~~Das gibt Rache.~, schwor er ihr, obwohl es alles andere als bedrohlich klang. Wahrscheinlich lachte sie auch gerade deswegen.
~Du wärst nicht der erste, der das gesagt und nie eingehalten hätte!~~Da kannst du aber etwas erleben. Meine Schwester hat dutzende von Strategien entwickelt, andere aus dem Schlaf zu reißen und ich werde jede einzelne an dir anwenden.~
~Das will ich sehen. Hier.~Sie reichte ihm ein Tuch mit dem er zumindest seinen nassen Oberkörper etwas trocknen konnte.
~Danke. Warum hast du mich geweckt?~~Es wurde Zeit. Wir Mädels müssen dich schließlich noch in Form bringen, wenn du dich am Abend wirklich glaubhaft wie eine Frau des Adels verhalten willst.~, erklärte sie, während er sich das grüne Leinenhemd überwarf, dass Catarina ihm gegeben hatte. Dann wechselte er noch die Hose und sah dann wieder zu Maia.
~Ihr helft mir also und habt nicht vor, mich heute noch umzubringen?~~Sagen wir mal so, Magnus kann ziemlich überzeugend sein. Apropos, bevor wir dir züchtiges Benehmen beibringen, musst du noch kurz zu ihm. Er muss Maß von dir nehmen.~
Dann stolzierte sie auch schon los und Alec hatte keine Gelegenheit, Maia weiter auszuquetschen. Dennoch schlug sein Herz wie wild, bei dem Gedanken, Magnus wiederzusehen, auch wenn es nur kurz war.
Maia kam vor einer der Holztüren zum Stehen.
~Ich warte hier.~
Alec zuckte nur mit den Schultern und schlüpfte durch die Tür.Der Raum war kleiner als die anderen, die Alec bisher gesehen hatte, aber dafür auch um einiges vollgestellter.
Drei der vier Wände waren von deckenhohen Regalen gesäumt, in denen es vor dutzenden von aufgerollten Stoffen, Nähutensilien und halb- bis fertigen Kleidungsstücken nur so wimmelte.
Die vierte Wand bildete ein riesiger Spiegel.In der Mitte des Raums stand eine Art lebensgroße Puppe einer Frau oder zumindest die obere Körperhälfte einer Frau. Die Puppe bestand aus schlichtem Holz ohne jegliche Verziehrungen. Die Puppe trug jedoch ein bodenlanges, dunkelblaues Kleid mit langen Ärmeln und einem steifen, bis zum Hals geschlossenem Lederoberteil, dem ohne Zweifel ein Korsett innewohnte.
Neben der Ankleidepuppe standen ein Stuhl und ein kleines Beistelltischchen, auf dem sich die unterschiedlichsten Dinge häuften. Er sah aufgerollte, blaue Stoffe, Nähnadeln, die alle in Reih und Glied in einem ledernem Band steckten, das über dem Stuhl hing, viele Näh- und Stickfäden, ein paar Schüsselchen mit Perlen und mehrere Maßbänder.
Erst auf den zweiten Blick bemerkte er Magnus, der auf einer wackelig aussehenden Leiter balancierte und in einem der oberen Regalfächer herumwühlte. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er Alec nicht bemerkte, doch diesem machte das nichts aus, denn so konnte er ihn unverholen anstarren.
Heute trug Magnus wieder eine dieser engen schwarzen Hosen, die auch er heute trug, zusammen mit einem weinrotem, besticktem Hemd, welches seine karamellfarbene Haut nur noch mehr zum Leuchten brachte. Seine Haare waren wieder hochgegelt und Alec wäre jede Wette eingegangen, dass seine Augen wieder dunkel umrandet waren.
Kurz, er sah so umwerfend aus wie eh und je.
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Malec-Der Prinz von Idris
Fanfic[Abgeschlossen] -Kurzer Textauszug- Man sagt, im Augenblick des Todes sieht man sein ganzes Leben nochmals vor seinem innerem Auge vorbeiziehen, all die schönen und auch unschönen Momente, doch bei Alec passierte etwas anderes. Bei ihm machte es Kli...