Kapitel 52 - Die Glaskrone der Elben

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Nachdem Alec geendet hatte, war es beunruhigend still geworden. Selbst die kleinsten Vögel schienen den Atem angehalten zu haben.

So fühlte sich Alec zunehmend unwohl, da er nicht wusste, was er jetzt tun sollte.
Sollte er weiterreden?
Wenn ja, was sollte er denn noch sagen?

Er wusste es nicht, doch er traute sich auch nicht so recht, Magnus jetzt in die Augen zu sehen, weshalb er den Horizont fixierte.
Er hatte Angst, Verachtung in seinen Augen vorzufinden, immerhin hatte Alec sein lang gehütetes Geheimnis einfach dem Volk gesteckt, ohne auch nur daran zu denken, um Erlaubnis zu fragen.
Magnus hatte seine Gründe gehabt und er hatte diese schlichtweg ignoriert, weshalb er sich so vor seiner Reaktion fürchtete.

Doch seine Neugier war größer als seine Furcht und er wagte es, dem Mann vor sich in die Augen zu sehen.

Noch immer spiegelte sich Schuld in ihnen, aber auch ein Funken Erleichterung war dabei. Beides wurde aber von Zuneigung überstrahlt. So überstrahlt, dass Alec eine Gänsehaut bekam.
Magnus schien nicht sauer zu sein, zumindest nicht auf ihn.

Erklärende Wort waren zwischen ihnen gerade absolut unnötig, denn sie verstanden sich auch so.
Dieser Blickkontakt war so intensiv, dass er regelrecht zusammenzuckte, als sich seine Mutter zu Wort meldete.

~Alexander, du bist verwirrt. Es ist nicht deine Schuld, dass du so etwas von dir gibst, denn du wurdest manipuliert. Doch bitte komm wieder zur Besinnung und stell dich zu deiner Familie. Du gehörst nicht zu dieser Gruppe, die die Ordnung zerstören will, denn du bist unser Sohn. Wir kennen dich und wissen, dass du so nicht denkst. Du weißt, welche Bedeutung unser Familienname hat und es nicht unsere Absicht ist, diesen in den Dreck zu ziehen. Komm doch bitte da runter und sei wieder der, der du bist: Unser Sohn.~, bat sie ihn.

Ihr Ton hatte etwas Flehentliches, Beruhigendes, aber auch Aufforderndes an sich, als spräche sie zu einem kleinen Kind, welches zum wiederholten Male etwas falsch gemacht hatte, dem sie aber auch nicht böse sein konnte.
Früher, noch vor knapp drei Tagen, hätte er wohl auf sie gehört und wäre gesenkten Hauptes zu ihr gegangen.

Doch in dieser scheinbar so kurzen Zeit war sehr viel geschehen. Man hatte ihm die Augen geöffnet und nun wehrte sich alles in ihm dagegen, sie wieder zu schließen.
Also schüttelte er nur den Kopf.

~Ich kann nicht. Ich bin nicht länger der Sohn, der sich alles von euch befehlen lässt, denn mir ist klar geworden, dass ihr falsch handelt. Es ist nicht richtig, was ihr tut und ich versuche eure Fehler wieder gerade zu biegen, denn nicht ich habe den Namen Lightwood in den Dreck gezogen, das habt ihr ganz alleine geschafft. Ich wurde auch nicht manipuliert, nur weil ich endlich die Augen geöffnet habe, denn ich war schon immer der, der ich bin, mit dem Unterschied, dass es nun alle anderen auch wissen.~

Während seine Mutter überrascht nach Luft schnappte, striff ein bekannter Haarschopf Alecs Blickfelt und er wandte sich suchend um.
Dann blitzten die hellblonden, beinahe silbernen, Haare erneut auf, dieses Mal um einiges näher.

Er atmtete erleichtert aus, ließ Magnus los und ging zum Rande des Podests.

Camille glitt elegant an den letzten Menschen vorbei und hielt ihm wortlos einen ledernen Beutel hin.
Wie immer war ihre Miene unbewegt, doch er meinte, einen Funken Stolz in ihren smaragdgrünen Augen aufblitzen zu sehen, aber das konnte natürlich auch nur ein Trick des Sonnenlichts gewesen sein.
Er wusste es nicht.

Dennoch nahm er den Beutel dankbar an und warf einen kurzen Blick hinein, bevor er sich wieder aufrichtete.

Neue Worte bahnten sich seinen Hals hinauf und mit mehr Enthusiasmus als zuvor sprach er~Ich weiß, meine Worte hören sich absolut unglaublich an, doch sie sind wahr und ich kann dies sogar beweisen.~

Malec-Der Prinz von IdrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt