Kapitel 20 - Vernunftbegabt

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Als sie wieder ins Haus kamen, wurden sie schon von einem wütenden Jace erwartet.

~Alec, du Idiot! Dir hätte sonst was passieren können! Du kennst dich hier doch gar nicht aus und hättest den Soldaten in die Arme laufen können! Wie bescheuert kann man sein!~
Trotz dieser Wutrede wurde Alec in eine feste Umarmung gezogen.

Sofort versteifte er sich und Jace löste sich blitzschnell von ihm.
~Entschuldige. Ich weiß ja, dass dir Körperkontakt nicht geheuer ist.~
Das brachte ihm einen verwunderten Blick von Magnus ein.
Klar, er war ja auch der Einzige, dessen Berührungen er genoss. Alec warf ihm einen unsicheren Blick zu, den er aber nur mit einem verstehenden Lächeln erwiederte. In seinen Augen blitzten Stolz und Erleichterung auf.

~Da wir uns jetzt alle genug angeschrien und umarmt haben, schlage ich vor, wir setzen uns wieder. Wir müssen noch immer einen Plan schmieden, um die Hochzeit zu verhindern.~, schlug Magnus vor.

Er erntete zustimmendes Nicken und die drei machten es sich wieder in den beiden Sesseln bequem, Magnus auf Alecs Schoß.
~Wie genau sollen wir die Hochzeit verhindern, wenn wir die Braut nicht entführen können?~, fragte Jace.

~Ich persönlich habe eine Vorliebe für dramatische Auftritte. Wir könnten in die Trauung platzen und allen Anwesenden -beinahe alle Bürger Alicantes werden  gezwungen worden sein, bei der Trauung zuzusehen- die Wahrheit präsentieren.~, schlug Magnus vor.
~Du willst, dass wir die Trauung platzen, im Sinne von "Sollte jemand etwas gegen diese Ehe haben, so spreche er jetzt oder schweige für immer ... EINSPRUCH!"~

~Man merkt, dass du viele Bücher gelesen hast, Alexander, aber so in der Art war das auch mein Plan. Du hast allerdings den Teil vergessen, in dem wir dem anwesendem Volk präsentieren, dass du noch lebst, die Lightwoods vor Valentin zu warnen und schlussendlich dich zum König zu machen.~

~Aber dafür müsste Alec heiraten ... und das steht meines Erachtens nicht zur Debatte~, warf Jace zögernd ein,~Ganz zu schweigen davon, dass wir nicht wissen, wo die Trauung stattfinden wird und dass das Gelände wahrscheinlich von hunderten Soldaten bewacht wird, die alle dein Gesicht kennen, Magnus.~
Er zuckte die Schultern~Ich kann nichts für meine Berühmtheit.~

~Ich werde nicht heiraten.~, bestätigte Alec und konnte spüren, wie sich Magnus auf ihm entspannte. Offensichtlich hatte ihn die leise Angst gepackt, Alec könnte doch noch heiraten.

~Wenn man nach dem Gesetzbuch von Idris geht, ist darin lediglich geschrieben, dass keiner allein die ganze Herrschaft haben darf. Es ist nicht zwingend eine Heirat nötig, um seine Macht zu teilen. Man kann auch mit einem Geschwisterteil oder einem guten Freund oder Freundin über Idris herschen, nur eben nicht alleine. Es wäre etwas komplizierter zu arrangieren, weil dann klare Regeln nötig sind, aber das ist auch eine Möglichkeit.~
~Woher weißt du das?~, sprach Jace das aus, was ihm gerade durch den Kopf ging.

Nun wirkte Magnus tatsächlich leicht verlegen -zumindest glaubte er das, weil er nur Magnus' Rücken sehen konnte-, denn er spielte mit gesenktem Kopf an einem der zahlreichen Ringe herum, die an seinen Fingern steckten und das einfallende Licht reflektierten.

Er bekam Magnus' Antwort deshalb auch nur am Rande mit~Ragnor -mein ältester Feund- hat mich in meinen Jugendjahren immer dazu gezwungen, jegliche Gesetzbücher zu lesen. Sein Liebling war dabei immer Das Gesetzbuch von Idris gewesen. Ich vermute ja, weil es so dick war und sich nur schwer lesen ließ. So konnte ich ihn eine geraume Zeit lang nicht nerven.~
~Achso~, meinte Jace nur,~Aber das wäre die Lösung. Alec könnte mit Izzy regieren, dann hätten wir wenigstens zwei einigermaßen vernunftbegabte Menschen an der Spitze.~

~Einigermaßen? Ich bin sehr vernuftbegabt!~
~Sagt der, der kopflos in die Stadt hinaus gerannt ist und dem sonst was dabei hätte passieren können.~, konterte Jace gnadenlos.
~Ob vernunftbegabt oder nicht, es wäre die beste Variante für uns alle. Jetzt müssen wir nur noch klären, wo genau die Trauung stattfinden wird.~

~Und wie wir die Soldaten umgehen und was genau wir sagen wollen.~, warf Alec noch ein.
~Kleinigkeiten.~, winkte Magnus ab und dieses Mal war er sich ziemlich sicher, dass er grinste.

~Ok, der Ort der Trauung wird meist erst kurz vor knapp bekannt gegeben. Davor weiß nur die Königsfamilie, die Eheleute und der Berater über das genaue Wann, Wo und Wie Bescheid.~, erklärte Jace nun und sah dann erwartungsvoll zu Alec.

Der fühlte sich nicht gerade wohl in seiner Haut, denn ihm wurde sein riesiger Fehler erst jetzt bewusst und er könnte sich regelrecht selbst dafür ohrfeigen.
Er war ja so dumm!

~Alexander? Was ist los? Was geht dir gerade durch dein hübsches Köpfchen?~
Alec war zu sehr damit beschäftigt, seine eigene Dummheit zu beklagen, als bei dem Kompliment zu erröten, wie er es sonst wahrscheinlich tun würde.

Er seufzte ergeben. Es hatte sowieso keinen Sinn, es zu leugnen.
~Ich weiß nichts über die Hochzeit. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, keinen Gedanken daran zu verschwenden, als mich mit der Planung auseinanderzusetzen.~

~Das ist schlecht, sehr schlecht.~, meinte Jace niedergeschlagen.
~Das ist ein kleiner Rückschlag, aber nichts, was sich nicht irgendwie überwinden lässt. Wer weiß denn sicher etwas über die Hochzeit, Maryse, Robert und Valentin ausgenommen?~,
~Lydia und Izzy~, überlegte Alec,~Aber die sind beide dauerhaft im Palast. Wir kommen also nicht an sie heran.~

~Nicht unbedingt~, warf Jace ein,~Morgen Abend findet ein großer Verlobungsball statt. Alle Adligen des Landes werden dort sein.~
~Wir könnten uns unter die Menge mischen und so unbemerkt in den Palast rein und wieder hinausgelangen. So könnten wir auch mit den beiden reden und unseren Plan detailreicher gestalten. Mir gefällt die Idee.~, überlegte Magnus.
~Ich könnte zu Izzy und sie vor Sebastian warnen.~, murmelte Alec.

Das war das, was er sich gerade am meisten wünschte, wenn er seine Schwester schon nicht gleich aus der Gefahrenzone ziehen konnte. So konnte er sie wenigstens warnen und sie konnte dann entscheiden, wie sie mit der Situation umgehen wollte.

~Du kannst aber nicht auf den Ball, Alec, man würde dich sofort entdecken. Dich übrigens auch, Magnus.~
Doch dieser winkte nur lässig ab.
~Ich bin eine sehr wandelbare Person. Ich muss mich äußerlich nur etwas verändern, mich etwas unauffälliger kleiden und schon würde mich niemand mehr erkennen,~, warf Magnus ein, so, als hätte er das schon öfters getan,~Und Alexander könnten wir natürlich auch verkleiden, obwohl das etwas aufwendiger wäre.~

~Ach ja, als was denn? Als lebender Kleiderständer? Sehr unaufällig.~
~Sei doch nicht immer so negativ, Goldie. Wir wüden ihn selbstverständlich als Frau verkleiden!~

Malec-Der Prinz von IdrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt