Kapitel 18 - Ein neues Zeitalter wird anbrechen

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Euch noch einen schönen 2. Advent!🕯🕯

Dieser Kuss hatte überhaupt keine Eile, obwohl beide ihn dringend gebraucht hatten.

Es war noch lange nicht alles zwischen ihnen geklärt, doch das hatte Zeit. Nun war ersteinmal wichtig, dass sie wieder zueinander gefunden hatten. Der Rest würde sich schon noch ergeben.

Aber dieser Kuss war nicht nur eine Variante, mit der emotionalen Situation von gerade eben abzuschließen, es war vielmehr eine Bestätigung dafür, dass sie an ihren zarten und noch so jungen Gefühlen füreinander festhalten wollten.

Langsam löste sich Alec von ihm und lehnte seine Stirn an Magnus'. Dieser hatte die Augen noch immer geschlossen und atmete kontrolliert ein und aus. Als er dann seine Augen öffnete, war wieder jener Ausdruck darin, der Alec eine Gänsehaut verpasste.
Einfach weil er so unsicher und doch so aufrichtig liebevoll war.

~Wir finden eine Lösung.~, bekräftigte er nochmals, obwohl er bereits sah, dass er Magnus schon längst überzeugt hatte.

~Dazu sollten wir aber das allgemeine Problem ersteinmal in voller Breite besprechen, findest du nicht?~, meinte er und lächelte dabei zaghaft,~Der Tee ist übrigens schon fertig. Wir können zurück zu Goldie gehen.~

~Und was ist, wenn ich das gar nicht will?~, fragte Alec und trat noch etwas näher an ihn heran, sodass er ihn leicht gegen die Anrichte drückte. Seine Arme stützte er jeweils rechts und links auf der Arbeitsfläche ab, um Magnus so an einer möglichen Flucht zu hindern. Sein Atem prallte mit voller Absicht gegen Magnus' Lippen, die er unbewusst leicht öffnete. Auch sein Atem ging schnell und flach.

Fasziniert beobachtete Alec das Spiel von Verlangen und Pflichtbewusstsein in seinen Augen, doch zu seiner Enttäuschung gewann das Pflichtbewusstsein.
~Vielleicht später.~, sagte Magnus, beugte sich aber leicht vor, um ihn zu küssen, bevor er das dampfende Wasser in die Tassen goss und die benötigten Kräuter hinzugab. Alec seufzte frustriert auf, half ihm aber dabei, die Tassen ins Wohnzimmer zu tragen.

~Das hat ja lange gedauert.~
~Alles braucht seine Zeit, nicht nur Teekochen.~, erklärte Magnus Jace nur, während er sich neben ihn auf den Sessel quetschte, um den Tee trinken zu können. Alec wurde wegen den vielen Stellen, an denen sie sich plötzlich berührten, leicht rot und versuchte seine Verlegenheit mehr schlecht als recht zu überspielen.

Jace musterte die beiden mit einem zufriedenem Lächeln, bevor seine Miene wieder etwas ernster wurde~Das war aber nicht das enzige, was Gestern Nacht passiert ist.~
~Dann spann uns nicht länger auf die Folter und weihe uns in deine dunklen Geheimnisse ein.~, sagte Magnus mit zunehmend ungeduldiger Stimme, während er sich gespannt vorbeugte.

Alec ignorierte geflissentlich, dass sein Hemd dabei etwas hochrutschte, sodass ein Teil der karamellfarbenen Haut an seinem unterem Rücken frei lag.

~Deine Eltern haben sich später mit Valentin in einem der Salons beraten -wobei ich ganz zufällig des Weges kam und hören konnte, was sie sagten. Jedenfalls haben sie überlegt, wie es jetzt weitergehen soll. Erst wollten sie die gesamte Hochzeit abblasen, aber dann kam Valentin mit einer Idee. Sie tauschen einfach die Rollen aus. Statt Lydia wird in zwei Tagen Izzy vor dem Traualtar stehen und statt dir ... wird Sebastian dort stehen und König werden.~

Gegen Schluss wurde er zwar immer leiser, doch als er dann endete, war Alec fassungslos ... und dann explodierte er.
~WAS?! Sie können doch nicht einfach Izzy verheiraten! Das geht nicht! Und dann auch noch mit Sebastian! Diesem Widerling! Er wird alles ins Chaos stürzen! Und Izzy muss es ausbaden! Ich muss sofort zu ihr! Ich muss ...~

Er war so aufgebracht, dass er Magnus' beruhigende Stimme erst bemerkte, als dieser ihm einen sanften Kuss auf die Schläfe drückte.
~Beruhig dich, Alexander~, wisperte er in sein Ohr,~Ich weiß wie du dich fühlst, aber du hilfst Isabelle nicht, wenn du jetzt einen Nervenzusammenbruch hast. Wir werden sie retten, aber dafür musst du Ruhe bewahren. Ich weiß, dass sich das leichter anhört als es ist, aber tu es für sie.~

Alec atmete tief durch und versuchte seine Wut runterzuschlucken, bevor er Magnus ein dankbares Lächeln zuwarf. Er erwiederte es zärtlich, während sich Verständnis, Sorge und Mitgefühl in seinen Augen widerspiegelten, aber es war auch ein Hauch von bitterer Wut zu sehen.

~Das ist -so abstoßend diese Vorstellung auch sein mag- ein kluger Schachzug, obwohl Maryse und Robert nicht weitsichtig genug sind, um alle Folgen ihrer Entscheidung zu erfassen. Ihnen geht es nur darum, dass ein Lightwood an der Macht ist, wer das ist, ist ihnen egal. Valentins Absichten sind viel hinterlistiger. Auch er will seinen Sohn zum Einem an der Macht wissen, weil das dem Namen Morgenstern auf ewig den Königsstatus sichert. Zum Anderem kann er über seinen Sohn, seine rechte Hand, über Idris herrschen, ohne direktes Opfer eines Aufstandes zu werden, den es sicherlich geben wird.
Das war schon sein Plan gewesen, als ... das alte Königspaar in jenem Feuer umkam. Allerdings stehen ihm zu diesem Ziel noch immer die Lightwoods im Weg, vor allem Maryse und Robert, die, solange sie noch leben, die Vormundschaft über Idris besitzen.~, erklärte Magnus, während er seine Hand scheinbar beiläufig auf Alecs gelegt hatte, um sie immer wieder beruhigend zu drücken.
Er sprach zwar ruhig und kontrolliert, aber es war nicht schwer, seinen Hass auf die Morgensterns und auch auf die ältere Generation der Lightwoods herauszuhören.

~Valentin müsste die beiden nur irgendwie töten oder verschwinden lassen und schon hätte er nach der Hochzeit durch Sebastian die Macht über Idris. Ich dachte ja, deine Eltern sind größenwahnsinnig, Alec, aber gegen Valentin sind sie nichts. Er ist verrückt.~, meinte Jace.

~Ein verrücktes Genie. Nach den Beobachtungen, die mir unsere Informanten zugeschickt haben, ist Valentin auf dem besten Wege, eine eigene Armee auf die Beine zu stellen, die die Leibgarde der Lightwoods zahlenmäßig weit übersteigt. Ich schätze aber, er hält so lange die Füße still, bis die Hochzeit von Statten gegangen und alle Formalitäten geklärt sind, dann schlägt er zu und räumt die Lightwoods und uns Unterweltler aus dem Weg. Und dann wird er das ohnehin schon niedergeschundene Volk vollkommen ausbeuten, bis niemand mehr übrig ist, der es wagt, ihm auch nur ansatzweise zu widersprechen.~, vollendete Magnus das grausame Konstrukt.

~Ein neues Zeitalter wird anbrechen~, wisperte Alec leise,~Und es wird grausamer als alle vorherigen.~
~Nicht wenn wir es verhindern können.~, widersprach Magnus bestimmt.

~Aber wie denn?~, fragte er in einem einfach jämmerlich ratlosen Tonfall. Doch Magnus warf ihm nur ein kleines, aber grimmiges Lächeln zu. Entschlossenheit blitzte, wie ein helles Licht, in seinen Augen auf.

~Wir stoppen es, bevor es überhaupt angefangen hat. Wir werden diese Hochzeit verhindern.~

Malec-Der Prinz von IdrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt