Kapitel 23 - Die Wahrheit

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Viel Glück mit Freitag dem 13!

Als Alec aus seinem Nickerchen erwachte, fand er sich allein im Bett wieder, von Magnus keine Spur. Verschlafen richtete er sich auf und fuhr sich durch die verwuschelten, schwarzen Haare.

Dann erst bemerkte er den dampfenden Eintopf, der in einer kleinen Schale auf einem Beistelltischen stand. Ohne darüber nachzudenken, schnappte er sich die Schale und schaufelte den Eintopf mit einem Löffel in sich hinein, denn er war wie ausgehungert. Bald schon war die Schale leer umd er stellte sie wieder zurück auf das Tischchen, als die Tür geöffnet wurde.
~Da ist ja endlich jemand wach geworden.~, sagte Magnus lächelnd und kam hinein.

Zu Alecs Enttäuschung trug er wieder sein Hemd und darüber hatte er sich bereits den schwarzen Mantel geworfen. Seine Haare waren nicht mehr ganz so durcheinander wie zuvor und er hatte sich die verschmierte Schminke aus dem Gesicht gewischt. Jetzt, wo Alec ihn ohne Haargel und Eyeliner sah, kam er ihm viel jünger vor. Er sah irgendwie ... anders aus, aber nicht im schlechten Sinne, es war für ihn nur etwas ... ungewohnt.

~Warum hast du mich nicht geweckt?~
~Ist das nicht offensichtlich? Du hast so süß ausgesehen, dass ich dich einfach nicht wecken wollte. Und jetzt zieh dich an. Es wird bereits dunkel.~, antwortete Magnus ihm lächelnd und warf ihm sein Hemd zu.

Alec, der wieder leicht errötet war -er sollte sich langsam endlich an Komplimente gewöhnen-, fing es geschickt auf und streifte es sich über, bevor er die Beine aus dem Bett schwang und aufstand. Magnus hielt bereits seinen Mantel in den Händen, den er dankend entgegennahm und überwarf.

~Du bist nervös, oder?~, fragte er Alec aus heiterem Himmel.
Alec biss sich leicht auf die Unterlippe. Natürlich war er nervös. Also nickte er nur betreten.

Magnus legte ihm einen Hand an die Wange und sah ihn an.
~Sie werden dir schon nicht den Kopf abreißen. Das werde ich zu verhindern wissen. Ich bin für dich da.~
~Ich weiß.~

Magnus stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn sanft, was Alec so eine Zuversicht gab, dass er selbst darüber staunte. Magnus war tatsächlich sein Fels in der Brandung und dafür war er unglaublich dankbar.

Zusammen gingen sie hinunter und verabschiedeten sich von Jace.
~Passt gut auf euch auf.~, bat er lediglich.

Dann verließen sie das Haus und schlichen durch die Dämmerung Richtung Stadtrand, wobei sie zwei Soldatenpatroillen ausweichen mussten. Seltsamerweise standen ihre Pferde noch immer genau dort, wo sie sie zurückgelassen hatten, aber Alec konnte sich nicht darüber beschweren.
Schon bald ritten sie wieder durch den dunklen Wald und obwohl sie sich nur im Schritttempo bewegten, sprachen sie nicht. Jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.

Irgendwann blitzten dann die Lichter des Huntersmoons durch die Bäume auf und Alec wurde wieder nervös, aber er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
Er hoffte einfach, dass Magnus recht behielt und sie ihn nicht umbringen würden. Etwas anderes als Hoffen konnte er schließlich nicht.

Sie brachten die Pferde in den Stall und gingen dann zur hölzernden Eingangstür.

~Bereit?~, fragte ihn Magnus lächelnd.
Alec schüttelte nur den Kopf.
Er war nicht bereit und das gab er jetzt auch offen zu.
Magnus drückte nur kurz seine Hand und meinte dann~Es wird schon gut gehen.~
Ob er das zu Alec oder doch eher zu sich selbst sagte, wusste er nicht.

Dann öffnete er die Tür und Alec vergrub die Hände in den Manteltaschen, da sie leicht zitterten und das nicht vor Kälte.

Es sah noch immer alles genauso aus, wie er es in Erinnerung hatte. Mit Waffen behängte, holzverkleidete Wände, viele ungleiche Tische und Stühle und die Kronleuchter an der Decke, die ein warmes Licht verbreiteten. Aber ihm fielen auch neue Dinge auf. Zum Beispiel der Kamin in der hinteren Ecke, ein paar Sessel und zwei Sofas, die sich darum scharrten und ein Billardtisch in der anderen Ecke.

~Wir sind wieder da!~, flötete Magnus fröhlich und zog sogleich jegliche Aufmerksamkeit auf sich.
~Wolltest du Elias nicht in Alicante lassen? Was will er hier?~, fragte Raphael, der mit Simon, Clary und Maia am Billardtisch stand.

~Simon? Wärst du so freundlich, Catarina, Camille und Luke zu holen? Ich habe etwas zu verkünden.~, sagte Magnus nur, ohne auf Raphaels skeptische Frage einzugehen.
~Ähm, ja klar.~, meinte Simon und verschwand in der versteckten Tür hinter dem Tresen.

~Was ist denn so wichtig?~, fragte Ragnor mit einem genervten Unterton in der Stimme. Er erwartete wohl etwas nicht besonders Wichtiges.
~Das wirst du noch früh genug erfahren.~, war seine Antwort während er es sich auf dem Sofa bequem machte.

Alec setzte sich zögernd neben ihn, da er nicht nutzlos im Raum rumstehen wollte. Nach kurzer Zeit kamen dann auch noch die Letzten dazu, wobei Camille aber mit Abstand am miesesten gelaunt aussah.

Wütend fixierte sie Magnus mit ihren smaragdgrünen Augen.
~Du hast meinen Schönheitsschlaf gestört. Wehe, es ist nichts Wichtiges.~
~Ach, Camille. Du brauchst keinen Schönheitsschlaf und das weißt du.~
Alec konnte den Ton, den Magnus bei seiner Antwort anschlug, nicht genau identifizieren. Er schien das auf alle Fälle ernst zu meinen, doch da war noch etwas anderes.

Also sah er in Magnus' Augen und sah Nostalgie, gepaart mit einer genervten Gewohnheit, als wäre es für ihn einfach normal, ihr das zu sagen.
Doch unter dieser Genervtheit sah er noch etwas anderes durchschimmern. Es war der Schmerz, den man nur empfand, wenn man etwas oder jemand wichtigen verloren hatte oder von demjenigen schwer verletzt worden war.

Doch bevor Alec weiter darüber nachdenken konnte, sprach Magnus schon weiter.
~Ich habe euch angelogen~, gab er freimütig zu, ohne auch nur den Hauch eines schlechten Gewissens in der Stimme,~Es gab nie einen Elias Blackthorn, oder zumindest kenne ich keinen. Ich habe euch angelogen, weil ich nicht wollte, dass ihr ihm gleich den Kopf abreißt, sobald ihr von seiner wahren Identität erfahrt und ich will, dass ihr ihn auch weiterhin am Leben lasst, weil ihr es gleich erfahren werdet.
Meine verehrten Damen und Herren, darf ich euch den Thronprinzen Alexander Gideon Lightwood vorstellen?~

Malec-Der Prinz von IdrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt