Kapitel 14 - Der erste Kuss

1.3K 107 12
                                    

Alec hatte in seinem Leben schon viele Bücher gelesen und so hatte er auch viel über erste Küsse erfahren.
Scheinbar explodierte dabei ein Feuerwerk im eigenem Körper und viele Schmetterlinge flatterten im Bauch. Man fühlte sich, als wäre man im siebten Himmel und vergaß alles um sich herum.
Früher hatte Alec über solche Übertreibungen nur gelächelt, aber damals war er selbst noch ungeküsst gewesen und hatte es nicht besser gewusst.

Doch jetzt und hier in seinem ersten Kuss mit Magnus kamen ihm all die Beschreibungen eines ersten Kusses maßlos untertrieben vor.
Sein ganzer Körper war wie elektrisiert und in seinem Bauch flatterte kein Schwarm Schmetterlinge, sondern ein ganzer Orkan. Sein Kopf war wie leergefegt, denn einzig der Gedanke an Magnus und dessen Lippen füllte sein Inneres.

Als Magnus begann, seine Lippen vorsichtig und langsam, gar sinnlich gegen Alecs zu bewegen, fühlte sich dieser, als wäre er tatsächlich im siebten Himmel, nur mit Magnus an seiner Seite.
Es war kein hitziger Kuss, sondern einer der vorsichtigen und gefühlvollen Sorte und Alec genoss ihn in vollen Zügen.

Dann fiel ihm auf, dass er seine Lippen vielleicht auch irgendwie bewegen sollte, aber dies hier war sein erster Kuss, weshalb er ziemlich ungeschickt in diesen miteinstieg, doch das schien seinen Gegenüber nicht im geringsten zu kümmern. Stadessen fuhren seine Hände langsam Alecs' Nacken hinauf bis sie vollends in seinen Haaren verschwanden.

Auch Alec begann, seine Hände zu bewegen.
Langsam fuhr er Magnus' Seiten hinab, bis er sie schließlich auf seinen Hüften ablegte. Aus einer Eingebung heraus -gekoppelt mit einer Menge Mut- zog Alec Magnus an der Hüfte näher zu sich. Magnus keuchte erschrocken auf, löste sich aber nicht von ihm.

Sie schienen miteinander zu verschmelzen, bis kein Blatt Papier mehr zwischen sie passte. Alec war wie im Rausch, so betörend waren Magnus' Lippen und ihr Geschmack war unbeschreiblich.
Er erinnerte ihn an den Wald mit dessen süßen als auch würzigen Geruch. Jedenfalls wusste Alec genau, dass er nie genug davon bekommen würde.

Sie standen eine Ewigkeit so da und wäre es nach Alec gegangen, wären sie auch noch eine weitere Ewigkeit so dagestanden, doch irgendwann ging ihnen die Luft aus und sie waren gezwungen, sich voneinander zu lösen. Magnus lehnte seine Stirn an Alecs und atmete zitternd ein.

~Das war ...~, begann Alec, fand aber keine Worte dafür.
~... unglaublich~, half ihm Magnus auf die Sprünge,~Hat dir schonmal jemand gesagt, wie gut du küssen kannst?~
~Äh, nein. Bisher gab es noch niemanden, der das beurteilen konnte.~, antwortete er und wurde merklich rot.

~Was?~, fragte Magnus verwirrt und löste sich so weit, dass er Alecs rotes Gesicht sehen konnte.
Ihm ging ein Licht auf.
~Du willst also sagen, dass du noch nie ...~
~Ja, bitte vertiefe das Thema nicht weiter.~
~Also ... bin ich ... dein erster?~, fragte er zögernd.
Alec senkte den Blick und nickte ergeben.

Dann spürte er plötzlich zwei warme Finger, die sein Kinn hochdrückten, sodass er gezwungen war, Magnus in die Augen zu sehen. Was er dort sah, überraschte Alec, einfach weil er nicht damit gerechnet hatte. In diesem Braun spiegelten sich reine Liebe und Verständnis wider.

~Ich fühle mich geehrt, Alexander.~, versprach er ihm. Wieder durchfuhr Alec ein Schauer, als er seinen vollen Namen benutzte, den sonst kein anderer in den Mund nahm oder so betonte, wie Magnus es tat.
~Nenn mich nie wieder anders.~, platzte es aus ihm heraus.
~Wie, Alexander?~
Alec nickte mit einem verlegenen Lächeln. Magnus küsste ihn kurz aufs Kinn.
~Versprochen.~

~Versprichst du mir noch etwas?~
~Was denn?~
~Egal wie schwierig die Zeit auch ist, bitte verstoß mich nicht.~, wisperte Alec flehentlich.
~Nur, wenn du das auch nicht tust.~
~Versprochen.~
~Versprochen.~, stimmte Magnus zu.

~Und jetzt küss mich endlich. Ich vermisse deine Lippen.~
~Nichts lieber als das.~, antwortete Magnus und stellte sich auf die Zehenspitzen, um Alec küssen zu können, doch plötzlich hämmerte es an der Tür.

~Wayland! Mach auf, die Steuern sind fällig!~, kam es von draußen.
~Komm mit.~, wisperte Magnus, griff nach Alecs Handgelenk und zog ihn hinter sich her.

Magnus führte ihn in eine kleine Bibleothek im ersten Stock. Er schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Alec konnte hören, wie die Tür aufgebrochen wurde und wie schwere Schritte durch das Haus hallten. Panisch sah er zu Magnus, der zwar etwas angespannt, aber nicht weiter beunruhigt wirkte.

Die Schritte kamen die Treppe hoch und kurz bevor der Soldat zur Bibleothekstür kam, warf sich Magnus dagegen und stöhnte laut auf.
~Wer ist da?~, fragte der Soldat und klopfte an der Tür.

~Bin gerade beschäftigt ... ja, mach weiter!~, keuchte Magnus. Alec zog verwundert eine Augenbraue hoch, beschloss aber, nichts zu sagen.
~Die Steuern sind fällig.~, sprach der Mann auf der anderen Seite der Tür, doch Alec konnte hören, dass er sich alles andere als wohl in seiner Haut fühlte, er war beinahe peinlich berührt.

Wieder warf sich Magnus gegen die Tür und stöhnte erneut ungehalten auf. Alec schluckte, denn er fand es unheimlich erregend, wie Magnus aufstöhnte. Zu gern wäre er der Grund für diese Geräusche gewesen!

Er kaute also nur nervös auf seiner Unterlippe herum und sah Magnus dabei zu, wie er den Soldaten austrickste.

~Bin gerade wirklich beschäftigt, wenn Ihr wisst, was ich meine ... Oh Gott, nochmal! Ich zahl die Steuern nach, versprochen, aber lasst uns jetzt bitte allei...ja, genau da!~, schrie er plötzlich.

~Natürlich, mein Herr! Viel Spaß noch mit Eurer ... Geliebten.~
Dann entfernten sich die Schritte und kurz darauf wurde die Tür zugeschlagen.

Magnus grinste verschlagen und kicherte leise, während er sich ein paar lose Strähnen aus der Stirn schob.
~Naja, er ist viel, aber ganz sicher kein Geliebter, er ist viel mehr.~, sagte Magnus grinsend. Dieses Grinsen war neu, aber so ansteckend, dass auch Alec lächeln musste.

~Was war das denn?~, fragte er, während er auf Magnus zuging und seine Arme um dessen Hüften schlang.
~Meine erste und peinlichste Lösung für ein Soldatenproblem: Täusche eine heiße Situation vor. Wenn er ein Mann ist, wird er es verstehen und dich in Ruhe lassen.~

~Also ich fand sie überhaupt nicht peinlich, sondern ziemlich anregend.~
~Achja? Zu was hat sie dich denn angeregt?~
~Zu dem hier.~, grinste er und drückte seine Lippen verlangend auf Magnus'.

Malec-Der Prinz von IdrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt