Kapitel 60 - Zwischen Geheimnissen und Hoffnung

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So, das wäre das letzte offizielle Kapitel vor dem Epilog. Irgendwie traurig, oder nicht?
Die Zeit ist wie im Flug vergangen, jedenfalls, los geht's...

Als die Tür ins Schloss fiel, fragte Alec~Gehört Dorothea zu denjenigen, die leere Drohungen aussprechen?~

Er wusste nicht so genau, warum ihn gerade das so interessierte, aber irgendwie war ihm danach, dieses Verbot geflissentlich zu ignorieren.
Wahrscheinlich begann Magnus auf ihn abzufärben.

~Nein, nicht wirklich.~
~Schade.~, meinte Alec und beugte sich vor, um ihn küssen zu können.

~Ich bin ohnehin viel zu müde für dergleiche schöne, aber auch anstrengende Dinge.~
~Warum denn? Du hast doch die letzten drei Tage schon durchgeschlafen?~, fragte Alec und versuchte, nicht darauf zu achten, dass sich seine Wangen leicht rot verfärbten.

~Glaub mir, ich habe in diesen Tagen alles gemacht außer  geschlafen.~
Als er das sagte, wich er Alecs fragenden Blick aus und knetete stadessen die Bettdecke zwischen seinen Händen.

In seinen neuen Katzenaugen, aus denen er die Emotionen anscheinend noch leichter herauslesen konnte, leuchteten die unterschiedlichsten Dinge auf, die Alec nicht ganz deuten konnte, was ihn leicht beunruhigte.
Er sah Schmerz, Trauer und eine undefinierbare Wärme, alles überstrahlt von der Nostalgie der Erinnerungen längst vergangener -und nicht immer guter- Zeiten.

~Ich bin da, falls du reden möchtest. Du bist nicht allein.~, versuchte er, Magnus Sicherheit zu geben und legte ihm eine Hand an die Wange, sodass er ihm wieder in die Augen sah.

~Nicht jetzt. Nicht, wenn alles gerade so schön ist.~
~Ok~, stimmte er zu, als ihm noch ein Einfall kam,~Aber ich hoffe doch, ich kann immer noch mit meinem Freund kuscheln oder fällt das auch unter den Bereich unnötige Bewegungen und Anstrengungen?~

~Na, ich hoffe doch nicht~, sagte er mit gespielt verwunderter Miene,~Körperliche Nähe ist ein wichtiger Schritt zur Genesung. Außer Ihr wollt, dass ich noch länger in diesem weichen Gefängnis feststecke.~

~Immerhin könntet Ihr dann nicht vor mir fliehen, Mister Bane.~, meinte er mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht.
Magnus färbte definitiv auf ihn ab.
~Ich habe Euch gar nicht für so grausam gehalten, Mister Lightwood, doch ich fürchte, ich muss diesen Eindruck revidieren.~

~Schade, dass Ihr das so schnell herausgefunden habt. Dabei hätte ich noch mehr fremde Seiten auf Lager.~, sagte er gespielt geheimnisvoll und beugte sich leicht vor.

Magnus zog skeptische eine Augenbraue hoch und fragte~Und die da wären?~
~Ich bin ein exzellenter Kuschelpartner, aber das darf niemand erfahren, vor allem nicht mein Freund.~, flüsterte Alec ihm ins Ohr.

Er konnte es nicht sehen, aber er war sich hundertprozentig sicher, dass Magnus grinste.
Da er es nicht lassen konnte, küsste er die Stelle unterhalb seines Ohrs und entlockte ihm so ein überraschtes Aufseufzen.
Eine leichte Gänsehaut überzog seinen karamellfarbenen Hals, als Alecs Atem dagegenprallte.

~Und warum darf Euer Freund das nicht wissen, Mister Lightwood?~
~Weil er das schamlos ausnutzen würde~, vertraute er ihm gespielt ernst an und musste sich dazu zwingen, das aufkommende Grinsen zu unterdrücken,~Deshalb muss ich Euch bitten, Stillschweigen zu bewahren. Es ist schließlich ein Geheimnis.~

~Dann muss ich Euch aber auch ein wichtiges Geheimnis anvertrauen, der Gerechtigkeit halber.~, beschloss Magnus, als er sich wieder so weit entfernt hatte, dass er ihn ansehen konnte. Im Gegensatz zu Alec, machte er sich keine Mühe, sein Grinsen zu verbergen.

~Und was ist das für ein Geheimnis, Mister Bane?~, fragte Alec und beugte sich wieder leicht vor.
Magnus grinste verschlagen, als er seine Hände hinter Alecs Nacken verschränkte.
~Ich bin dein Freund.~, meinte er nur, bevor er Alec zu sich nach unten zog.

Sobald Alec komplet auf dem Bettlaken lag, kroch er halb auf ihn und legte seinen Kopf auf Alecs Brust ab, genau über seinem Herzen, welches schnell und kraftvoll in seiner Brust schlug.

Er unterdrückte ein Lachen, weshalb sein ganzer Brustkorp erbebbte, auf dem Magnus' Kopf lag. Er murrte genervt auf und schlug mit der Hand leicht auf Alecs Bauch. Ein Fehler, denn da war er besonders empfindlich und so lachte er auf einmal laut los.

~Du bist unfair.~, stellte Magnus fest, während er den Kopf leicht anhob, um Alec anzusehen. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht und seine Katzenaugen funkelten freudig.

~Sag bloß, du bist beleidigt. Das tut mir jetzt aber leid!~
~Tut es nicht.~, widersprach er und streckte sich leicht nach vorne, um ihn zu küssen.
~Stimmt.~, überlegte Alec und legte die Decke über sie beide.

~Danke.~, sagte Magnus plötzlich, nachdem er seinen Kopf wieder auf Alecs Brust abgelegt hatte.
~Für was denn? Eigentlich müsste ich doch eher dir danken.~

Er spürte wie Magnus den Kopf schüttelte.
~Nein, ich meine, du warst die vollen drei Tage hier und hast auf mich aufgepasst. Ich konnte in meinem Schwebezustand hören und spüren. Ich habe gespürt, dass du da warst und es hat einen Unterschied gemacht. Also danke.~

~Das habe ich doch gern gemacht. Das ist aber keine Einladung dazu, so etwas zu wiederholen. Du hast mir eine Mordsangst eingejagt. Ich glaube, so verängstigt war ich noch nicht einmal, als ich die Riesenspinne in meinem Zimmer entdeckt habe.~

~Du hast Angst vor Spinnen?~
~Wer nicht?~, fragte Alec zurück,~Trotzdem, bitte mach das nie wieder.~
~Hatte ich nicht vor.~, stimmte Magnus zu.

~Glaubst du, wir werden das schaffen? Idris zu regieren, meine ich.~, fragte Alec plötzlich.
~Alexander~, begann Magnus und stützte sich wieder auf, um ihn ansehen zu können,~Wir haben in den letzten sieben Tagen so viel zusammen erlebt. Von unserem Zusammentreffen, über die Pläne, den Ball, die Hinrichtung und die Zeit der Ungewissheit danach, bis jetzt. Wir haben sogar den Tod überlebt. Natürlich wird es nicht leicht werden und anfangs wird uns ein deutlicher Gegenwind aufhalten, doch in Anbetracht von allem, was wir bisher gemeinsam bewältigt haben, sollten wir das schaffen. Außerdem sind wir schließlich nicht alleine, wir haben Freunde, aber vor allem haben wir uns. Glaub mir, die ganze Welt könnte brennen, solange ich bei dir bin, ist alles gut.~

Alec erwiederte das warme Lächeln, das Magnus ihm zuwarf und er fühlte sich tatsächlich etwas besser, aber er musste noch etwas loswerden.

~Ich liebe dich.~
~Ich liebe dich auch und ich verlange von dir, dass du das jeden Tag zu mir sagst.~

~Nur, wenn du es erwiederst.~
~Natürlich erwiedere ich es, du Idiot, ich liebe dich doch.~, meinte er, bevor er Alec noch einen gefühlvollen Kuss gab, der vor Glückgefühlen nur so Funken sprühte.

Dann rutschte er wieder runter, legte seinen Kopf ab und schlief in den starken Armen seines liebsten Alexanders ein, der ihm auch bald in den Schlaf folgte, der nur von schönen Träumen und viel Liebe geprägt war.

Malec-Der Prinz von IdrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt