Kapitel 51- Vor beinahe ganz Alicante

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~Es ist unrecht, Magnus zu töten, denn er hat nichts getan! Er gibt dem Volk nur das wieder, was ihm gehört und worum sie die Lightwoods und der Adel gebracht haben!~
Alecs Stimme hallte nur so über die große Ebene, auf die urplötzlich Ruhe eingekehrt war.

Nun bereute er es ein bisschen, sich die Worte vorher nicht zurechtgelegt zu haben, denn so war er gezwungen, das zu sagen, was ihm gerade durch den Kopf ging.

~Ich glaube, Ihr wisst nicht, wovon Ihr sprecht~, widersprach Valentin, der den bewaffneten Ragnor geflissentlich ignoriert hatte und aufgestanden war,~Dieser Bastard ist ein Mörder! Nicht nur unseren geliebten Thronprinzen und die Herzogstochter hat er mit seinen Komplizen heimtückisch ermordet, gar meine Tochter fiel ihm zum Opfer! Wir alle haben seine Leiche gesehen. Ihr verschließt nur die Augen vor der bitteren Wahrheit. Der, den Ihr im Arm haltet, ist ein empathieloser Mörder und Verräter des Gesetzes.~

~Die Unterweltler haben uns nicht getötet, sondern uns die Augen geöffnet. Sie haben uns gezeigt, wer hier der wahre Feind ist und das seid Ihr, Valentin.~, mischte sich die Stimme Lydias ein.

Sie war gemeinsam mit Clary auf einen Stapel Fässer geklettert, sodass man sie von überall aus gut sehen konnte.
Ihre Kapuze war, wie Clarys, zurückgeschlagen und ihre blonden Haare blähten sich wie ein Heiligenschein um ihren Kopf auf, als der Wind hindurchfuhr.

Alec meinte, Jace vor den Fässern zu sehen, doch er war sich nicht ganz sicher.

Auch interessierten ihn viel mehr die geschockten und überraschten Gesichter seiner Eltern und Valentins. Damit hatten sie wohl nicht gerechnet.

~Die Unterweltler haben auch mich gerettet, denn wäre es nach Valentin gegangen, wäre ich schon längst tot! Und meine Eltern hat das nicht im geringsten gekümmert.~, sagte Alec, wobei seine Stimme zu Eis gefror.
Dann nahm auch er die dunkle Kapuze ab, sodass jeder sehen konnte, wer er war.

Ein ungläubiges Raunen ging durch die Menge, manche schlugen sich die Hand vor den Mund und andere fassten sich erschrocken ans Herz, doch Alec interessierte sich nicht dafür, nahm es kaum wahr.

Das, was er spürte, war Magnus' warmer Körper, der ihm ein Gefühl von Sicherheit gab und das, was er sah, waren die geschockten und empörten Mienen seiner Eltern.
Valentin wirkte nur empört, während Sebastian ungläubig blinzelte, als erinnere er sich plötzlich an etwas, das beinahe erschreckend offensichtlich gewesen war.

~Ja, ich lebe und habe noch ein paar Dinge zu sagen. Die Unterweltler sagen die Wahrheit, Valentin ist der eigentliche Feind Idris'. Er wollte nach dieser politisch erzwungenen Hochzeit Maryse und Robert zur Strecke bringen, um über seinen Sohn über Idris zu herrschen und es in die komplette Armut und den Hungertod zu stürzen! Genau das ist sein Plan!~

~Was fällt Euch ein solche Lügen zu verbreiten?!~, herrschte ihn Valentin an,~Aber wahrscheinlich wurde Euer Verstand manipuliert und Ihr wisst gar nicht, von was Ihr da redet!~

~Oh doch, ich weiß von was ich rede. Warum sonst hättet Ihr Euren Sohn für diese Hochzeit vorgeschlagen? Warum sonst hättet Ihr mich tot sehen wollen? Warum sonst hättet Ihr Magnus tot sehen wollen?~, fragte er und war überrascht, wie fest seine Stimme doch klang, immerhin sprach er hier vor beinahe ganz Alicante.

~Was hat denn bitte das eine mit dem anderem zu tun? Ganz zu Schweigen davon, dass diese Vorwürfe völlig unentschuldbar und erlogen sind.~

~Es hat sehr wohl alles miteinander zu tun, denn es sind alles Puzzleteilchen eines erschreckenden Gesamtkonstrucks aus Habgier und Lügen! Ihr seid nicht der erste, der nach der Macht über Idris trachtet.~, sagte Alec und wandte sich dann Magnus zu.

Er schien noch immer nicht alles richtig begreifen zu können, was hier vor sich ging, denn er wirkte irgendwie verloren. In seinen Augen wechselten sich Unsicherheit, Verwirrtheit und blanke Panik in einem unvorhersehbaren Muster ab.

Doch als Alec eine Hand an seine Wange legte und sanft darüber strich, verschwanden die Schleierwolcken und sein Blick wurde wieder klar und konzentriert.
Er schien zu wissen, was Alec vorhatte, denn nun konnte er Verständnis und Schuld, aber auch einen Hauch Zuversicht in seinen Augen erkennen.

Ohne den Menschen unter sich irgendwelche Beachtung zu schenken, begann er~Jeder kennt die Geschichten um König Asmodeus und seine Familie. Jeder weiß, dass sie in einem verheerendem Brand ums Leben kamen, doch die wenigsten wissen, dass dieses Feuer kein Unfall war. Es war absichtlich gelegt worden und zwar von Maryse und Robert Lightwood. Durch ihre Gier nahmen sie Idris den mildesten Herrscher, den es je hatte und ersetzten Warmherzigkeit durch Habgier und Willkür. Sie gingen davon aus, dass die gesamte Familie in diesem Feuer umkam, doch dem war nicht so.
Der jüngste Sohn wurde gerettet und fernab des Palastes zu einem bemerkensweren Mann erzogen, der jedoch nie Anspruch auf sein Geburtsrecht gelegt hatte. Er hatte Angst, dass man ihn mit seinem Vater verglich, denn er war vieles, aber er kam ganz sicher nicht nach ihm. In keinster Weise.
Der wahre Prinz wollte niemanden enttäuschen, denn er war sich der Bürde des Herrschens bewusst. Dabei hatte er keinen Grund, sich zu fürchten, denn unbewusst besaß er alle Eigenschaften, die einen Anführer ausmachten. Er war klug, führsorglich, loyal, zielstrebig, gerecht, aber vor allem tat er alles mit Leidenschaft. Er stand für jede seiner Taten gerade und wollte doch nur das beste für seine Mitmenschen.
Trotzdem blieb er nicht untätig, denn ihn schmerzte es, die Bürger leiden zu sehen. Er gründete eine Widerstandsgruppe, die den Menschen ihr Hab und Gut, welches das Königspaar für unnötige Bälle verfeuerte, zurück. Er schenkte ihnen allen Hoffnung, was einen Anführer auszeichnet.
Allerdings blieb seine wahre Identität nicht unbekannt, auch wenn er sich bemühte. Sowohl Valentin als auch Sebastian kannten die Wahrheit. Valentin, der alles daran setzte, um indirekt König zu werden, hatte Angst, dass der wahre Thronprinz doch noch zur Besinnung kam und sein Geburtsrecht einforderte, weshalb er ihn um jeden Preis tot wissen wollte.
Leider wäre sein Wunsch beinahe in Erfüllung gegangen und ich kann nicht leugnen, dass ich eine gewisse Mitschuld trage, doch zum Glück konnte man die Hinrichtung verhindern. Denn der wahre Prinz von Idris, Sohn von König Asmodeus, ist der Mann hier neben mir, auch bekannt als der Anführer der Unterweltler, Magnus Bane.~

Malec-Der Prinz von IdrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt