Kapitel 36 - Erwischt

904 84 7
                                    

Als sie wieder zu den anderen stießen, waren diese in eine heftige Diskussion vertieft. Mit Ausnahme von Izzy, die nur wissend von Magnus zu Alec blickte und dabei wie eine Verrückte grinste.

Alec wurde leicht rot, als ihm aufging, dass sie sie gesehen hatte, als sie sich geküsst hatten. Noch immer waren seine Lippen leicht angeschwollen -der Kuss war zu einer leidenschaftlichen Knutscherei ausgeartet-, doch auch an Magnus hatte dies Spuren hinterlassen.
Zum Beispiel der rote Knutschfleck, der seitlich auf seinem Hals prangte -vielleicht waren sie etwas zu weit gegangen.

~Wieso!?~, fragte Raphael gerade aufgebracht.
Als Magnus ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter legte, wurde er wütend angefunkelt.
~Wo brennt es denn?~, fragte er.

~Sie will mit!~, beschwerte er sich und deutete entrüstet auf Lydia.
~Wohin? Etwa zum Huntersmoon?~, fragte er, bevor er sich mit ernster und leicht bedrohlicher Stimme zu ihr wandte,~Wieso?~

~Zum Einen hält mich hier nichts mehr und ich wollte schon immer einmal die Zentrale der Unterweltler besuchen. Zum Anderen kann ich euch besser helfen, wenn ich mit euch komme.~
~Ach, kannst du das?~, fragte er mit gehässigem Unterton, für den er einen strafenden Blick von Alec kassierte.

~Verzeiht meinen schroffen Tonfall, doch Euch muss doch klar sein, dass das Huntersmoon kein Hotel ist. Ihr werdet keine Sonderbehandlung von uns bekommen.~, versuchte er sich zu erklären.
~Das will ich auch gar nicht. Ich will hier weg und heute ist die ideale Gelegenheit dafür. Außerdem habe ich gehört, dass Ihr jeden aufnehmt, der Hilfe braucht, außer er ist ein Gefolgsmann Valentins.~, meinte Lydia stur.

~Dieses Angebot hat auch lange für diverse Adlige nicht gezählt, aber irgendwer musste ja den Thronprinzen anschleppen.~
~Raphael, es reicht.~, machte Magnus klar und zum ersten Mal benutzte er einen schneidenden Tonfall gegenüber Raphael.

Dieser sah ihn genervt an, doch es schien ihm auch ein Stück weit leid zu tun, denn er schwieg und sah leicht betreten zu Boden.

Magnus wandte sich wieder Lydia zu und schien nachzudenken, aber er sah alles andere als begeistert aus.
Alec sah zu Lydia, die angespannt auf seine Entscheidung wartete. Auf einmal wirkte sie so verloren in ihrem weißen Kleid auf dem Balkon in der tiefsten Nacht.

Also legte er Magnus eine Hand auf die Schulter und als dieser verwirrt zu ihm aufsah, nickte er ihm leicht zu. Er hoffte, dass er irgendwie überzeugend aussah und dass Magnus seine Botschaft verstand.
Er wollte Lydia mitnehmen und sie aus dem Palast schaffen. Er liebte sie zwar nicht, aber das hieß noch lange nicht, dass er sie nicht gern hatte.

Magnus verstand.
~Du kannst von mir aus mitkommen. Vielleicht könntest du uns wirklich helfen, doch dazu musst du mir etwas versprechen. Du tust genau das, was wir dir sagen, ok?~
Sie schien es zu überraschen, dass er die formelle Anrede wegließ, aber Alec wusste nur zu gut, wie sehr Magnus sie hasste. Also lächelte er nur liebevoll.
~Ok.~

~Gut. Ich bin übrigens Magnus.~, stellte er sich vor und zum ersten Mal war das Lächeln ehrlich, das er ihr zuwarf.
~Sehr erfeut.~
~Nachdem wir das geklärt haben, sollten wir langsam von hier verschwinden. Wir sind schon viel zu lange hier.~, beschloss Magnus.

~Warte kurz. Ich muss noch etwas mit meinem Bruder bereden.~, entschuldigte sich Izzy, schnappte sich Alec am Handgelenk und zog ihn weg von den anderen.
Als sie sicher außer Hörweite waren, ließ sie ihn los.

~Ich habe dich so vermisst.~
~Ich dich doch auch, Iz.~
~Und dann tauchst du ausgerechnet mit dem Anführer der Unterweltler wieder auf.~, meinte sie grinsend.

Alec kannte dieses Grinsen. Sie führte etwas im Schilde. Er sollte auch schnell erfahren was.

~Das Schicksal ist ein spontaner Typ.~
~Der es liebt, einem einen besonderen Menschen vor die Füße zu werfen.~
~Du weißt von ...~
~Magnus und dir? Das war ja auch kaum zu übersehen~, antwortete sie,~Außerdem bemerke ich, wenn du verliebt bist. Die Küsse vorhin waren alle ernst gemeint.~

~So offensichtlich?~, fragte er peinlich berührt, obwohl er es eigentlich nicht sein müsste. Izzy war seine Schwester und verstand ihn oft besser als er sich selbst. Dennoch war es ihm peinlicher mit Izzy über Magnus zu reden als mit Jace.

~Ich bin deine Schwester, also ja. Und ich finde ihn mega süß.~
~Das wäre nicht gerade das Wort, mit dem ich ihn beschrieben hätte.~
~Und wie hättest du ihn beschrieben?~
~Er ist einfach unglaublich.~, seufzte Alec.
Vielleicht war es doch nicht so schwer, mit ihr darüber zu reden. Immerhin war sie ein Mädchen und verstand ihn in dieser Hinsicht mehr als gut.

~Und er scheint dich zu mögen.~, fügte sie hinzu.
~Hat er das gesagt?~
~Erklärt Alexander nicht schon alles?~, fragte sie grinsend.
~So unrecht hast du nicht.~

~Wehe, du lässt ihn los. Du scheinst ihm wirklich etwas zu bedeuten und er dir, so wie ich das sehe.~, meinte sie nun etwas ernster.
Alec nickte.
~Das hatte ich auch nicht vor.~
~Dann sind wir hier ja fertig.~, sagte sie und zog ihn hinter sich her.

Zusammen kehrten sie zu den anderen zurück.
Alec lächelte noch immer, doch es verschwand, als er zu Magnus sah.

Er konnte nicht genau sagen, was es war, aber irgendetwas schimmerte in seinen Augen und verbarg jegliche andere Emotion. Es war, als hätte sich ein Schleier über seine sie gelegt und er sah plötzlich so unruhig aus, dass Alec sich Sorgen machte.
Doch Magnus schien noch nicht darüber reden zu wollen, weshalb er ihn ersteinmal in Ruhe ließ. Er würde sich schon melden, wenn es etwas Ernstes wäre.

Alle verabschiedeten sich von Izzy und ließen sie daraufhin auf dem Balkon zurück.
Geschlossen durchquerten sie den Saal, in dem wieder die Musik spielte und die Menschen fröhlich tanzten.
Sie stiegen die Treppen hinauf und tauchten in das diffuse Licht der Gänge ein.

~Wo gehen wir hin? Der Ausgang liegt in einer anderen Richtung.~, fragte Lydia.
~Ich weiß, aber wir müssen noch zwei unserer Freunde abholen. Ich mache mir langsam Sorgen.~, gestand Magnus ehrlich.

Alec griff nach seiner Hand und drückte sie beruhigend. Nun wusste er immerhin, was er vorhin auf dem Balkon gesehen hatte: Die Sorge um seine Freunde.
Magnus warf ihm einen kurzen, dankbaren Blick zu, bevor er zielstrebig weiterging.

Es schien, als wäre er im Palast aufgewachsen, so selbstsicher schritt er durch die Gänge. Er zögerte keine Sekunde lang und schon bald näherten sie sich Valentins Arbeitszimmer.
Doch als sie um die nächste Ecke bogen, blieb Magnus abrupt stehen. So plötzlich, dass Lydia, die direkt hinter ihm gewesen war, in ihn hineinlief.

Vor ihnen hatten sich etwa fünf Soldaten versammelt und in ihrer Mitte wurden Catarina und Ragnor festgehalten.
Sie waren aufgeflogen.

Malec-Der Prinz von IdrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt