Kapitel 17 - Ein Rat unter Freunden

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~Also, was hälst du von Magnus?~, fragte Alec nervös. Er hatte zwar schon herausgefunden, dass Jace nicht wirklich etwas dagegen zu haben schien, aber ihm war seine Meinung wichtig. Immerhin war er Alecs bester Freund und außer mit Izzy konnte er über so etwas nicht reden.

~Ich wusste zwar nicht, dass du auf so extravagante Käuze stehst, aber er scheint dich glücklich zu machen, also reiße ich ihm nicht den Kopf ab.~
~Und du hast nichts dagegen, dass er ... naja ... ein Mann ist?~, fragte er stockend weiter.

~Nein, nicht wirklich. Izzy hat sogar schon etwas in die Richtung vermutet, aber ich hatte ihr bisher kaum Glauben geschenkt, bis ich Lydia Gestern gesehen habe. Da wurde es mir klar: Kein normaler Mann kann bei ihrem Anblick einfach nichts empfinden.~

~Du hälst mich also für abnormal?~
Jace zuckte die Schultern.
~Was ist schon normal in dieser verrückten Welt?~
~Da hast du recht.~, gab Alec lächelnd zu.

~Außerdem ist es mir lieber, du hast so einen von sich selbst überzeugten Kerl an deiner Seite, statt einem blauäugigen Weib, welches dich nur aufgrund deines Geldes und deines Standes wegen will. Bei ihm kannst du dir wenigstens sicher sein, dass es deinetwegen ist.~
~Stimmt, bei Magnus wäre die Tatsache, dass ich der Thronprinz bin, nur ein weiterer Punkt dafür, sich nicht auf mich einzulassen.~, sprach er lächelnd seine Gedanken aus.

Jace lehnte sich in seinem Sessel zurück und massierte sich theatralisch die Schläfen.
~Und einen guten Einfluss hat er auch noch auf dich! Ich glaube, ich werde langsam überflüssig. Das ich das noch erleben darf, es ist einfach schrecklich!~
~Wie genau meinst du das jetzt?~, fragte Alec mit hochgezogener Augenbraue.
Jace fasste sich wieder und grinste ihn wissend an.

~Noch Gestern wärst du noch nicht so unbedacht und frei mit Worten umgegangen. Du sagst langsam immer öfters, was dir gerade durch den Kopf geht, statt immer über deine Wortwahl nachzudenken, damit du auch ja nichts falsches sagst. Das ist gut, auch wenn ich etwas gekränkt bin, dass ein dahergelaufender Dieb es schneller schafft, deine Schale zu knacken als ich, der dafür Jahre gebraucht hat.~
~Magnus ist kein richtiger Dieb~, widersprach Alec,~Die Diebe hier sind meine Eltern. Wusstest du, dass sie das Volk einfach ausbeuten und ausweiden wie eine Weihnachtsgans? Magnus und seine Freunde geben den Bürgern nur das wieder, was eigentlich ihnen gehört.~
~Endlich ist dir das auch klar geworden!~

~Warum hast du mich denn nie darauf angesprochen?~, fragte Alec verwirrt.
~Ich wollte dich zum Einem nicht mit etwas belasten, wovon du keine Ahnung hast. Und zum Anderem haben ich und die restliche Belegschaft den strengen Befehl, kein Wort über die Lage in Idris zu verlieren, sofern sich ein Mitglied der Königsfamilie im selben Raum befindet~, erklärte Jace,~Ich denke, Maryse und Robert wollten nicht, dass du von diesen katastrophalen Umständen erfährst, weil sie dich sonst nicht mehr für ihre Zwecke benutzen könnten.~

Alec nickte verbittert.
~Und so was nennt sich Eltern.~

~Ich weiß, aber es ist besser, du weißt es jetzt, als dass du es nie erfahren würdest. Beinahe bin ich froh, dich gestern mit in die Stadt genommen zu haben, sonst hättest du Magnus wahrscheinlich nie kennengelernt.~, stellte er lächelnd fest.

~Nur leider fürchte ich, ich habe es mir gerade mit ihm verscherzt.~, murmelte Alec mit bedrückter Miene.
~Wie meinst du ... oh, Lydia.~, erkannte Jace nun.

Alec ließ sich tiefer in den weichen Sessel sinken und nickte dann. Während er nervös an einem losen Faden seines Hemds herumspielte, erklärte er~Es wirkt zwar nicht so, aber Magnus ist unheimlich vorsichtig darin, seine Gefühle zuzulassen und offen zu zeigen. Ich glaube, er hat in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen damit gemacht. Jedenfalls habe ich es gerade eben erst geschafft, sein Vetrauen zu gewinnen und jetzt ...~
~ ... fühlt er sich betrogen, weil du ihm die ganze Zeit über nicht die Wahrheit gesagt hast. Du hast Angst, dass es schon vorbei ist, kaum, dass es überhaupt richtig angefangen hat.~

Alec nickte betreten, denn Jace hatte ja recht.
~Dann rede mit ihm darüber. Schafft das aus der Welt.~

~Wie denn? Ich kann doch nicht einfach meine Verlobung mit Lydia aufkündigen! Vor allem, weil diese mich für tot hält und ich es wahrscheinlich auch sein werde, wenn ich es wage, mich dem Palast noch einmal zu nähern.~
~Dennoch musst du mit ihm sprechen, sonst ist es wirklich vorbei. Wenn er dir wichtig ist, redest du jetzt mit ihm und wenn du ihm genauso wichtig bist, wird er dir zuhören.~

~Na schön. Wünsch mir Glück.~, bat Alec, erhob sich und ging ebenfalls in die Küche.

Magnus wandte ihm den Rücken zu und starrte konzentriert das köchelnde Wasser vor sich an.
~Können wir kurz reden?~, fragte Alec zögernd.
Keine Antwort.
~Es ist wichtig, Magnus. Ich will es dir doch erklären, aber dazu musst du mir zuhören.~

~Wann hattest du vor, mir von deiner Verlobung zu erzählen?~, fragte er, ohne ihn anzusehen.
~Ich wollte nicht, dass du es so erfährst.~

~Wann hattest du es vor, kurz vor der Trauung!? Im Sinne von: "Tut mir schrecklich leid, aber ich bin verlobt und werde jetzt heiraten. Und mir sind deine Gefühle völlig egal, sieh mal, ich trample fröhlich mit meiner Lydia darauf herum!"~
Magnus wirbelte zu ihm herum und sah ihn sowohl verletzt als auch wütend an.

~Wann hätte ich dir denn davon erzählen sollen? Gestern ist so viel passiert und heute haben wir gerade erst angefangen, einander zuzuhören. Ich wollte die Atmosphäre nicht zerstören.~
~Dann hättest du dich nie auf mich einlassen sollen.~, wisperte Magnus und nun konnte Alec so einen tiefen Schmerz in seinen Augen erkennen, dass ihm selbst Tränen in die Augen schossen.

~Magnus ...~
~Nein~, widersprach er barsch,~Mein Gott, Alexander! Du bist verlobt! Du wirst heiraten, verdammt! Was willst du den anderen sagen? "Ich bin zwar gerade frisch verheiratet, habe aber Gefühle für jemand anderes!" Das geht nicht! Ich habe Gefühle für dich, ja. Ich würde sehr viel dafür tun, um mit dir zusammen zu sein, nochmals ja. Aber ich kann und werde nicht die zweite Geige spielen! Das werde ich nicht, auch nicht für dich. Ich bin keine Affäre, kein Liebhaber, den man einfach wegschicken kann, nur weil die eigene Frau gerade zurückkommt. Das habe ich nicht verdient. Wir würden beide daran zerbrechen, das musst du mir glauben. Und deshalb ...~

Alec war, während Magnus' Redeschwall, näher zu ihm herangetreten und legte ihm jetzt einen Finger auf die weichen Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen.

~Hör mir zu. Du würdest nie die zweite Geige spielen. Diese Ehe war die Idee meiner Eltern und ich hatte bis jetzt keinen Grund, ihnen zu widersprechen. Ich hatte immerhin niemanden, der mir -mit Ausnahme von Izzy, Max und Jace- am Herzen lag, doch das hat sich geändert. Ich werde Lydia nicht heiraten, selbst wenn ich sie dafür vor dem Altar stehen lassen muss. Ich will nicht sie, sondern dich, Magnus. Wir werden eine Lösung finden, gemeinsam.~, versprach ihm Alec und nahm langsam den Finger runter und legte seine Hand stadessen an seine Wange, um zart über die weiche Haut streichen zu können. Magnus schmiegte sich an seine Berührung, bevor er mit diesen faszinierenden Augen zu ihm aufsah.
Nun konnte er eindeutig die Unsicherheit in ihnen schimmern sehen, zusammen mit Schmerz und Hoffnung.

~Ich vertraue dir, Alexander. Ich habe nur solche Angst, dich zu verlieren, verstehst du?~, gab er langsam zu, während seine Stimme minimal zitterte.
~Besser als du denkst. Mir geht es doch nicht anders.~
~Dann küss mich endlich, damit dieses blöde Gefühl endlich verschwindet.~, murmelte er und nun wechselten sich Unsicherheit und Verlangen in seinen Augen ab und färbten sie ein paar Nuancen dunkler.

~Nichts lieber als das.~, antwortete Alec, senkte den Kopf und vereinte ihre Lippen.

Malec-Der Prinz von IdrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt