Kapitel 45 - Glitzerstiefel

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Entweder der Mantel war verhext oder die Engel meinten es wirklich gut mit Alec, denn er fand den Lyn-See ohne große Probleme.
Ihm war erst eingefallen, dass er sich hier überhaupt nicht auskannte -immerhin hatte er die Palastmauern nie von Außen gesehen-, als er schon durch den finsteren Wald gestapft war. Es war bereits zu spät, um sicher zu der alten Hexenhütte zurückzufinden, weshalb er einfach geradeaus weitergegangen war, immer der Nase nach, doch es hatte geklappt, er war am See.

Der See, der inmitten hoher Hügel lag, breitete sich spiegelglatt vor ihm aus und da der Mond hinter den Wolken hervorgekommen war, leuchtete er in einem silberhellem Licht auf und gab allem eine magische Note.
Durch das Mondlicht konnte Alec auch das kleine Lagerfeuer sehen, welches an einem der flachen Ufer lag.

Mit jedem Schritt, den er auf dieses Feuer zuging, wurde er nervöser, denn er hatte Angst vor den Reaktionen der anderen.

Er konnte nicht vorhersagen, was passieren würde, wenn die anderen erfuhren, dass Magnus' Gefangennahme gewissermaßen seine Schuld war. Es war natürlich völlig irrational, wenn sie ihn wegen dem umbrachten, doch aus seinen Büchern wusste Alec nur zu gut, dass Gefühle über die Vernunft siegten und man demnach auch viel unsinniges tun konnte.

Doch er zwang sich, weiterzugehen, bis er schließlich bei ihnen angekommen war.

Er wurde erwartungsvoll angesehen, doch schon mischte sich auch eine unterschwellige Enttäuschung unter ihre Blicke.
Clary, die neben Lydia auf einem umgestürzten Baum saß, traute sich, als erste das Schweigen zu brechen.

Mit zittriger Stimme fragte sie~Ist Magnus ...~
Ihr versagte die Stimme und in ihrem Gesicht kämpften Angst und Hoffnung um die Oberhand.
Alec hasste sich dafür, dass er ihre angefangene Frage nicht verneinen konnte, aber es brachte nichts, die Wahrheit zu verschweigen.
Also senkte er den Kopf und murmelte kraftlos~Die Soldaten haben ihn.~

Er hatte die Augen fest zusammengekniffen, um dem anstehendem Sturm standzuhalten, doch der blieb aus. Nervös hob er den Blick und sah in mehr oder weniger bestürzte Gesichter, da einige ihre wahre Trauer besser verstecken konnten als andere.

Clary, die sich selten die Mühe machte, ihre Empfindungen zu kaschieren, schlug die Hände vor den Mund und schluchzte leise.
Lydia legte ihr tröstend einen Arm um die Schulter, auch sie wirkte ernsthaft erschüttert.
Alec fiel auf, dass sie sich umgezogen hatte, denn sie trug nicht länger das lange Kleid, sondern eine dunkle Stoffhose und ein langes Hemd, welches sie sich vorne zusammengebunden hatte. Darüber trug sie einen schweren Umhang, unter dem sie noch zierlicher wirkte als ohnehin schon.

Auch bemerkte er, wie sich Catarina und Ragnor einen langen Blick zuwarfen. Zwar konnte er Trauer erkennen, doch beide waren zu beherrscht, um die Fassung zu verlieren, ähnlich wie Camille und Raphael, deren Mienen so unbewegt und starr wie eine Statue wirkten.
Schließlich seufzte Raphael, bevor er sich daran machte, das Feuer zu löschen, während Luke zu einigen Rucksäcken ging, die etwas entfernt auf einem Haufen lagen.

~Was macht ihr?~, fragte Alec verwirrt.
~Wir tun das, was wir in diesem Fall tun sollen. Wir packen unsere Sachen, schicken den anderen Stützpunkten die Nachricht, dass es vorbei ist und machen, dass wir aus Idris verschwinden.~, erklärte Maia, die darüber jedoch mehr als unglücklich wirkte.

~Ihr wollt Magnus einfach aufgeben? Ihr wollt die Mission einfach aufgeben?~, fragte Alec zittrig,~Ich dachte, ihr wärt seine Freunde.~
~Das sind wir ja auch~, bestätigte Catarina sanft, während sie ihm eine Hand auf die Schulter legte,~Es war sein Wunsch, eine Art letzter Wille.~

~Aber er ist noch nicht tot.~
~Das wird aber sehr bald sein und das letzte, was er will, ist, dass uns wegen ihm etwas passiert.~, antwortete sie.
~Aber wie könnt ihr ihm diesen Wunsch denn erfüllen? Ist er euch denn so egal?~
~Denkst du, er bedeutet uns rein gar nichts? Ich kenne ihn schon seit er so klein war~, sie deutete mit ihrer Hand etwa auf Hüfthöhe,~und Ragnor kennt ihn sogar noch länger. Dem Rest hat er mehr als einmal das Leben gerettet oder aus einer verzwickten Lage befreit. Wir lieben ihn alle und genau deshalb tun wir, was er sagt.~

Malec-Der Prinz von IdrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt