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Als ich am Thing ankomme bin ich richtig aufgeregt. Ich habe Angst dass ich Aufgrund meiner geringen Grösse vielleicht doch ein Omega bin und einer der ersten sein werde die gesegnet werden. Die anderen Wölfe ziehen mich jedenfalls damit auf und ich habe zu viel Angst davor dass sie Recht behalten werden als dass ich mich trauen würde ihnen zu widersprechen. Ich lächle ihnen daher lieber unsicher zu und halte meine Klappe. Dann müssen wir zum Glück schweigen und sie können mich nicht weiter ärgern. Ich bete die ganze Zeit dass was immer ich auch sein werde später Susi an meiner Seite sein wird. Ich habe extra meine Brüder gebeten anwesend zu sein um nötigenfalls Susi festzuhalten sollte er mit der Entscheidung des Mondes nicht einverstanden sein. Ich habe ihn nämlich gehört. Als er Drogo sein Herz ausgeschüttet hat dass er Angst hat ausgerechnet mein Mate zu werden. Er würde dann lieber von einer Brücke springen als die Entscheidung des Mondes zu akzeptieren. Drogo hat damals nur gelacht und Susi beruhigt. "Ich kann mir kaum vorstellen dass du ausgerechnet Ulv zum Mate bekommst wo du ihn so sehr hasst. Ausserdem ist Ulv selber ein halber Omega, wetten er bekommt einen starken Alpha als Mate und wird dann an dessen Seite eine glückliche Luna?" Susi hat Drogo unsicher angeschaut und "Meinst du?" geantwortet. Dass die beiden mir gerade mein Herz aus meiner Brust reissen um darauf herumzutrampeln können sie nicht wissen. Immerhin belausche ich sie heimlich. Und nun habe ich doppelt Angst. Wenn der Mond meinen Wünschen folgt und Susi für mich bestimmt befürchte ich dass sich der Kleine Omega was antut und dann habe ich Angst dass Drogo und die Unkenrufer Recht haben und ich gar kein Alpha bin und eines Alphas Mate werde. Das wäre schrecklich weil mir das Herz dann brechen würde. Mit jedem Wolf der vor mir aufgerufen wird werde ich ruhiger. Als die Omega alle gesegnet sind und die normalen Wölfe an die Reihe kommen entspanne ich mich. Als ich dann immer noch nicht aufgerufen wurde und die Beta dran kommen kann ich zufrieden ausatmen. Ich beginne mich wohl zu fühlen und dann hoffe ich einfach dass ich gar keinen Mate bekomme. Susi soll nicht wegen mir unglücklich sein. Er hat mir mehr als eindeutig bewiesen dass er meine Liebe nicht erwidert. Es wäre für ihn wahrscheinlich nicht so schön wenn er mit mir zusammen sein müsste. Ich schaue den grossen Mond an und ich weiss dass ich Susi glücklich sehen will. Doch dazu muss ich auf diesen wunderbaren Wolf verzichten. Ich wünsche mir vom Mond dass er gleich in Susis und nicht in meinem Sinne entscheidet. "Bitte mach ihn glücklich!" denke ich als ich in die Mitte des Things muss. Ich bekomme den Alphasegen. Ich spüre die Kraft in jeder Zelle meines Körpers prickeln. Meine Haare stellen sich ein wenig auf und ich merke ein Ziehen in meinen Zähnen. Ab sofort müssen sich alle Wölfe meiner Macht beugen. Unwillkürlich lehne ich diese Macht ab! Ich will sie nicht. Ich will niemanden beugen oder Gewalt antun. Ich will bestimmt nicht so ein Alpha werden vor dem alle Angst haben. Ich will ein Alpha sein dem alle vertrauen, zu dem man kommen kann wenn man Kummer hat oder krank ist. Ich will heilen können! Ich gebe die Macht mit all meiner Willensstärke zurück und merke wie der Mond meine Macht in heilende Kraft umwandelt. Ja! So möchte ich sein. Ich möchte wie meine Eltern sein, mich für die Schwachen einsetzen und den Kranken helfen können. Und dann bekomme ich die Möglichkeit mich mit einem Beta zu verbinden. Ich wundere mich wieso mir keiner zugesprochen wird, nehme den Vorschlag des Mondes aber gerne an. Ich werde meinen Beta wohl sehr bald kennen lernen. Diese Gewissheit bekomme ich vom Mond. Und dann kommt der Augenblick auf den ich so sehr gewartet habe. Schlotternd vor Angst schließe ich meine Augen und sehe den Wolf den ich liebe. Ich weiß dass Susi es auch weiß, ich habe seinen ängstlichen Schrei gehört. Meine Brüder halten ihn fest. Natürlich will Susi fliehen. Mit all seiner Kraft wehrt er sich gegen meine Brüder und schafft es wirklich sich ihnen zu entziehen. Sogar Luz und Jess haben keine Chance gegen den um sich schlagenden Susi. Susi rennt weg noch ehe ich bei ihm bin. Natürlich versuche ich ihm hinterherzurennen. Doch Susi rennt als wäre ein Teufel hinter ihm her. Schon bald habe ich ihn aus den Augen verloren. Panisch folge ich seiner Spur. Dann kommt mir ein furchtbarer Gedanke: was wenn sich Susi wirklich etwas antut? Was wenn er damals die Wahrheit gesprochen hat und er sich lieber umbringt als mit mir zusammen zu sein? Mit zitternden Herzen renne ich zu der großen Brücke. Susi ist nicht hier und darum renne ich weiter. Jede Brücke die mir in den Sinn kommt klappere ich nach meinem Herzenswolf ab aber er ist nirgends zu finden. Ich weiß nicht ob ich mich freuen soll oder ob ich Angst haben soll weil ich ihn noch nicht gefunden habe. Entweder liegt er irgendwo mit zerschmetterten Gliedern oder ich finde ihn unversehrt. Doch mit jeder Meile legt sich die Angst um mein Herz und drückt unbarmherzig zu. Ich bekomme langsam Panik dass ich zu spät komme. Dass ich meinen Susi nicht mehr lebendig finden werde. Ich finde zwar keinen Susi aber ich finde Mama und Papa. Mama hat gerade von ihrem Beta gesagt bekommen dass Luz und Jess Susi gefinden hätten - lebendig. Susi sei in eine Schlucht gestürzt und bräuchte Hilfe. Ich renne mit Papa zu der Schlucht. Also ich renne und Papa saust mir hinterher. Er keucht und kann mir kaum folgen. Erst als wir an der Schlucht ankommen hat er mich eingeholt. "Nein, Ulv!" sagt Papa und klingt dabei so streng wie ich ihn noch nie gehört habe. "Du gehtst nicht zu Susi. Am besten gehst du heim." sagt Papa noch immer mit viel Nachdruck in seiner Stimme. Ich weiss warum Papa mich weg schickt. Susi will mich nicht. Mein Herz bricht und ich muss einsehen dass ich einen Mate abbekommen habe der mich nicht haben will. Geknickt und ein bisschen weinend renne ich heim. Zu Hause bereite ich alles für Papa vor: ich richte schon mal den OP ein, ziehe die Infusionen auf und dann nehme ich Thore Blut ab falls Susi es nachher braucht. Ich gehe zu Maui und die macht sich für eine anstrengende OP bereit. Ich werde wahrscheinlich nicht an der OP teilnehmen dürfen. Und wirklich, Papa schickt mich weg. Ich weiss gar nicht wo ich hingehen soll und darum laufe ich nervös in der Krankenstube umher. Luz und Jess sind noch sehr geschockt von dem versuchten Suizid ihres Lieblingsomega. Sie können sich nicht erklären weswegen ihr Freund so heftig auf seinen Mate reagiert hat. Geknickt gestehe ich den beiden dass Susi mich nicht mag und warum das so ist. Die beiden können es nicht nachvollziehen und darum muss ich ihnen die ganze verkorkste Geschichte von mir und Susi erzählen. Dass ich es halt verbockt habe. Dass Veit und Kilian mir meinen romantischsten Moment in meinem Leben zu dem schrecklichsten gemacht haben. Dass ich an dem Tag meinen Liebsten verloren habe und er lieber stirbt als sich noch einmal auf mich einzulassen. Ich kann verstehen dass er mich nicht will. Immerhin glaubt er ich hätte ihn betrogen. Meine Mama und mein Papa stehen zum Glück hinter mir. Sie geben mir Halt. Mama tröstet mich indem sie mich einfach umarmt und Papa indem er meine Liebe für mich rettet. Als er fertig ist darf ich zu Susi. Papa sagt dass ich bei Susi wachen darf. Ich soll ihn von meiner Liebe überzeugen wenn er aufwacht. Und das will ich tun. Ich wache die ganze Nacht an seinem Bett und gebe ihm die Infusionen die er braucht damit seine Schmerzen erträglicher werden. Susi ist so schön. Ich würde ihn am liebsten küssen. Doch ich tue es nicht. Er schläft und es wäre nicht fair ihn gegen seinen Willen zu herzen. Ich betrachte ihn die ganze Nacht und mit jedem Atemzug merke ich wie meine Liebe zu diesem Wolf noch wächst. Ich muss mich sehr beherrschen ihn nicht zu streicheln, ihn in meine Arme zu ziehen oder sonst was mit ihm anzustellen was man halt mit seinem Herzenswolf so anstellen möchte. Ich bin so gespannt wie Susi reaiert wenn er die Augen öffnet. Ich sehne den Augenblick herbei.

VollmondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt