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Unser Haus ist rappelvoll. Die sieben Babys benötigen rund um die Uhr Betreuung und wir sind froh dass einige unserer Omega Geschwister uns bei der Babypflege helfen. Sie wickeln, füttern und schmusen die Babys unablässig. Wir sind den Kindern so dankbar! Ohne sie wären wir heillos überfordert. Es ist nämlich gar nicht so leicht mit so einer heftigen Narbe überhaupt aufzustehen und ein Kind zu tragen schon zwei mal gar nicht. Papa und Mama sind uns ebenfalls eine riesige Unterstützung. Gerade unsere beiden Sorgenkinder Marie und Michael benötigen noch oft Papas heilende Hände. Unsere Narben behandelt Ulv mit einer seiner Kräutermischungen und bald hat uns der Babyalltag ein. Mama verlangt von uns dass wir uns wieder unserer Ausbildung widmen. Unsere Kinder sind so weit stabil so dass wir sie guten Gewissens in Obhut unserer Geschwister lassen können. Natürlich wollen wir auch weiter bei Papa lernen. Doch durch die Kinder bedingt machen wir nur halbes Tempo. Zum Glück sind sowohl Mama als auch Papa damit einverstanden dass wir immer noch zu dritt gemeinsam lernen wollen und nicht etwa uns aufteilen wollen. Ich fand Ulvs Vorschlag dass nur noch Tarek und Timur lernen ein Rudel zu führen und ich alleine bei Papa lerne schrecklich. Ich bin doch nun auch ein Beta! Zumindest habe ich die Verbindung zu Tarek und Timur. Dass Ulv nun behauptet dass das egal sei und ich trotzdem noch nur der Omega bin finde ich gemein. Ich habe wohl sehr traurig geguckt, zumindest haben mich meine beiden Zwillinge sofort umarmt und Ulv angeblafft. "Wir lernen entweder gemeinsam oder gar nicht!" haben sie ihm gesagt und Ulv hat sie verstehend angeschaut. "War nicht böse gemeint!" entschuldigt er sich zerknirscht. "Ich dachte nur dass es besser sei wegen der Kinder." Wir wissen dass er Recht hat. Unsere Kleinen lassen wir ziemlich lange alleine. Darum trennen wir uns irgendwann dann doch. Also nicht so wie Ulv es vorgeschlagen hat, sondern wir gehen nur noch zu zweit zu den Veranstaltungen und der dritte bleibt bei unseren Kindern. Es ist schon praktisch dass wir im Geist miteinander verbunden sind. Wenn ich bei den Kindern bleibe kann ich sogar durch Tareks oder Timurs Augen sehen und durch ihre Ohren hören. Timur kann das bei Tarek nicht ganz so gut, er kann nur in seine Gedanken. Dafür kann er durch mich so gut hören und sehen. Wir lernen dadurch ziemlich effektiv und unseren Kindern ist es egal wer von uns daheim ist. Sie sehen uns eh alle drei als ihre Papas an. Auch wenn Tarek uns manchmal neckt und er behauptet dass nur er Papa für die Kleinen sei und wir die Mamas. Timur hat ihm mal Kontra gegeben und gesagt dass in unserer Familie ja wohl die Mamas die stärkeren Wölfe seien und darum wir die Väter sein müssten und er die Mama. Da hat Tarek dann aufgehört uns zu necken. Er ist gar nicht grösser und stärker als wir. Nur seine Alpha Pheromone lassen ihn mächtiger wirken. Doch wenn Timur mit ihm geschmust hat und sich mit Tareks Duft so herrlich eingenebelt hat dann kann man die beiden schon mal verwechseln. Ich bin auch immer schwer begeistert wenn mich die Leute mit Timur oder Tarek verwechseln. Ich wirke gar nicht mehr wie ein Omega und wenn Tareks Duft an mir haftet dann behandeln mich die Leute mit mehr Respekt.

Unsere Kinder wachsen auf und wir werden immer bessere Rudelführer und Heiler. Mama hat in unser Rudel eine Gruppe wandernder Wölfe aufgenommen. Sie hatten ihr Revier verloren und waren eigentlich auf der Suche nach einem neuen Revier. Doch nun ist die Gruppe nur noch klein und ausserdem durch den letzten Kampf sehr geschwächt so dass sie bereit sind sich uns anzuschliessen. Mama ist bereit den fremden Wölfen ein Teil unseres Reviers abzutreten. Doch Sebastian und unsere beiden anderen Alpha Luz und Jess sind dagegen. Unser Revier wäre dann zu klein um zwei Rudel zu ernähren. Entweder schliessen sich die anderen uns an oder wir bekommen ein Problem. Doch Mama ist nicht gewillt die anderen einfach so zu assimilieren. Sie möchte ihnen gestatten ihren Namen weiter zu behalten. Das scheint für Wölfe echt wichtig zu sein. Wir sind schon alle sehr verzweifelt weil Mama mal nicht einlenkt. Luz, Jess und Sebastian bearbeiten sie mit Engelszungen doch Mama ist nicht zu überzeugen. "Die anderen sind genau so gerne Rudel wie wir. Natürlich würden sie überleben aber sie wären unglücklich." sagt sie und der fremde Rudelführer ist ihr sehr dankbar. Seine Frau ist anderer Meinung. Sie würde sich lieber in ein fremdes Rudel einfügen. "Falls wir weiterziehen sollten müssten wir unseren Sohn zurück lassen. Wir wären dann eh Geschichte sobald wir sterben." sagt sie und hält das für ein schlüssiges Argument zu bleiben. Ihr Sohn ist von feindlichen Wölfen heftigst zerbissen worden. Papa und Ulv haben lange gebraucht um ihn von der Schwelle des Todes zu locken. Selbst Luz und Jess haben sich verausgabt um dem Jungen zu helfen. Wir haben auch alle unsere Energie und unser Können gegeben um ihm Schmerzen zu nehmen und seine Lebensgeister wieder zu wecken. Die fremden Wölfe staunen nicht schlecht über unsere heilenden Alpha. Normalerweise sind Alpha ja keine Heiler. Alpha dienen nicht, sie herrschen. Der fremde Rudelführer findet die Idee dass Alpha heilen können zunächst sehr lächerlich. Doch seine Frau ist begeistert. Ihr ist alles recht um ihr Kind zu retten. Sie liebt ihren Bub und das merkt man weil sie sich nicht scheut sich mit ihrem Mann zu zanken. Sie würde alles für ihr Kind tun, selbst ihren Mann verlassen. Darum hat der Rudelführer keine andere Wahl als ebenfalls hier zu bleiben. Er wäre sonst höchstwahrscheinlich ein einsam wandernder Wolf. Doch Mama will ihm das Leben hier so angenehm wie möglich machen und das bedeutet dass sie ihm so viele Rechte wie möglich einräumt. Sie möchte dass er gerne hier ist, dass er ihr nicht eines Tages in den Rücken fällt sondern dass er sie in ihrem Kampf gegen die Konventionen unterstützt. Mamas unvergleichliche Beharrlichkeit für die Rechte der Rechtlosen einzustehen zahlt sich aus. Das Rudel bleibt. Sie bleiben selbst als ihr Junge (Ayden) wieder hergestellt ist. Der Mond hält eine unglaubliche Überraschung für uns bereit: er verbindet Jasnenka und Ayden. Es ist ein bisschen gruselig. Unsere Schwester Jassi hat eigentlich immer den kleinen einarmigen Omega von Luz und Jess geliebt. Sie hat so gerne mit dem kleinen Wolf ihre freie Zeit verbracht und wir waren uns eigentlich sicher dass sie ihn zum Mate bekommen wird. Selbst Ulv hat das geglaubt und der ist selber in den zarten Omega verschossen. Doch wegen eines blöden Missverständnisses mag Susi Ulv nicht mehr und Ulv hat sich damit abgefunden dass Susi Jassis Mate ist. Und nun, als wir alle am Thing stehen und darauf warten dass die Luna unsere Liebenden vereinigt bekommt Jasnenka Ayden als Mate. Jasnenka schaut Ayden danach richtig verliebt an und Ayden betrachtet unsere Schwester als sähe er sie zum ersten mal. Ich hasse den Mond! Ich hasse hasse hasse ihn! Wie kann er dem armen Susi das nur antun? Susis Herz ist gebrochen so wie unsere Herzen gebrochen waren. Nur dass wir uns einen feuchten Furz um den scheiss Mond scheren und einfach so leben wie wir wollen und uns lieben wie wir wollen. Doch Susi kann das nicht. Ayden und Jasnenka verlieben sich und binden sich aneinander. Jasnenka wirkt nur am ersten Abend so glücklich. Als sie realisiert dass Susi gebrochen ist wird sie traurig. Sie kann ihre Ehe kaum geniessen und aus Susi wird ein gebrochener, trauriger kleiner Wolf. Er scheint einfach nur ernst zu sein doch wenn man ihn kennt dann merkt man dass er seinen Lebenswillen eingebüsst hat. Ulv hat es sich zur unlösbaren Aufgabe gemacht dem Kleinen sein Herz zu kitten. Doch Susi will Ulv nicht. Das macht Ulvs Aufgabe nicht gerade leichter.

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