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POV Timur

Unser Junge heisst Jaron. Als er wieder sprechen kann hat er uns das verraten und er ist dreizehn. Also genau so alt wie unsere Mia. Die beiden verstehen sich blendend und ich frage mich manchmal ob die beiden wohl eines Tages Gefährten sein werden. Tarek guckt dann immer ganz komisch. Er sagt aber nicht wieso er das tut. Doch nicht nur mir fällt auf dass er, wenn es um Mia geht fast immer schlechte Laune bekommt. Dabei ist das Mädchen sehr nett. Klar, sie ist mitten in der Pupertät aber man kann ihr problemlos die Kinder anvertrauen. Sie ist zuverlässig und verantwortungsbewusst. Sie kann sich einschätzen und scheut sich nicht zuzugeben wenn sie etwas nicht kann. Unsere Kinder sind nämlich keine kleinen Engel. Es sind Rabauken. Mia kommt trotzdem gut mit ihnen zurecht. Mama nimmt alle fremden Wölfe die möchten in unser Rudel auf. Jaron ist einer der ersten der ihr zugesagt hat. Er ist ihr regelrecht um den Hals gefallen als sie ihm angeboten hat hier zu bleiben. Er hat danach ein bisschen geweint und ich habe ihn lange im Arm gehabt. Er hat sich furchtbar gewunden und nicht mit seinem Kummer raus gerückt. Papa hat aber den richtigen Riecher gehabt. "Wenn du magst dann kannst du bei Tarek, Timur und Thore wohnen. Ihr Haus ist gross genug und das Gästezimmer dort ist ungenutzt." sagt er dem kleinen Mann und der schaut Papa mit grossen Augen ungläubig an. Dann schaut er fragend zu mir und ich bejahe dass er bei uns wohnen darf. "Wir würden uns freuen wenn du das willst. Du bist noch zu jung um alleine zu leben und wir haben genug Platz." Nun strahlt der Bengel bis über beide Backen und er will natürlich sein neues zu Hause sehen. Ich funke Tarek und Thore an dass sie ihn daheim willkommen heissen. Ich glaube ich habe die beiden gestört aber sie freuen sich dass ich sie vorgewarnt habe. Tarek saust los um einen Kuchen zu kaufen und Thore putzt noch einmal die Bude durch. Wenn man sieben Kinder hat dann lebt man halt in mitten der Spielsachen. Die Legosteine sind stets gleichmässig im ganzen Haus verteilt und wenn man sich wo hinsetzen will dann tut man gut daran nachzuprüfen ob da nicht eine Schere oder Kleber oder beides liegt. Die Kinder sind super aber sie räumen selten freiwillig auf. Nun sammelt Thore die gröbsten Dinge ein und stopft sie zurück in die Kinderzimmer. Wir kommen merh oder weniger zeitgleich mit Tarek zu Hause an. Jaron ist ganz still und er schaut sich mit leuchtenden Augen etwas schüchtern um. Ich erkläre ihm wo unser Dorfplatz ist, wo Mamas Alphahaus ist, wo die anderen wohnen und er dreht und wendet seinen Kopf in alle Richtungen. "Da hinten ist ein Fluss. Da kann man prima baden." erkläre ich dem Jungen und er lacht. "Zu Hause haben wir auch an einem Fluss gewohnt. Da konnte man ganz herrlich Fische fangen." schwelgt er in Erinnerungen und ich bringe ihn zum strahlen indem ich erwähne dass durch unseren Fluss die Lachse wandern. "Etwas oberhalb sind die Stromschnellen. Da bekommt man sie besser aus dem Wasser. Hier in den ruhigen Seitenarm kommen sie nicht. Dafür kannst du da Forellen fangen." sage ich und der Junge macht vor Freude einen Hüpfer. Er ist so goldig. Er freut sich wirklich bei uns leben zu dürfen.

Als wir Tarek vor der Tür treffen freut der sich und umarmt unseren neuen Mitbewohner. Thore hat uns wohl gehört oder gesehen und er beeilt sich zur Tür zu kommen um Jaron ebenfalls mit Umarmung und Küsschen zu begrüssen. Unser Junge kann sein Glück kaum fassen. Er staunt unser Haus an und er sagt: "Euer Haus ist ja riesig!" Wir erklären ihm dass wir immerhin zu zehnt darin wohnen. "Wo sind denn eure Kinder?" fragt er neugierig. "In der Schule." erkläre ich ihm und wir setzen uns an den Küchentisch. "Möchtest du einen Tee oder lieber einen Kakao?" fragt Thore und setzt das Wasser für den Kaffee auf. Der Bub strahlt als er Kakao wählt. "Willst du ihn warm oder lieber kalt?" "Warm." antwortet Jaron mit leuchtenden Augen. Thore erwärmt die Milch und schüttet reichlich von dem braunen Pulver in die Milch. Dann gibt er noch grosszügig vom Honig dazu und schlägt Sahne auf. Tarek deckt den Tisch und bereitet Kaffee zu. Ich setze mich neben unseren Jungen und schneide schon einmal den Kuchen an. Tarek hat direkt zwei gekauft weil unsere Kinder nachher bestimmt auch alle Kuchenhunger haben. Als der dampfende Kakao vor Jaron steht schliesst er die Augen um einen vorsichtigen Schluck zu trinken. Sein Gesichtsausdruck ist seelig. Er hat anschliessend Sahne im Gesicht und einen Kakaobart. Und dann löst sich auf einmal eine Träne. Und dann noch eine. Tarek und ich umarmen den Kleinen von zwei Seiten und Thore streichelt ihm über den Tisch die Tränen weg. "Warum weinst du?" frage ich mit ganz lieber Stimme. "Weil ihr so lieb zu mir seid und der Kakao noch besser als zu Hause schmeckt." sagt Jaron und schaut ein bisschen verzweifelt. Ich gebe ihm einen Kuss und dann darf er von zu Hause erzählen. Von seiner Mama die ihn und seinen Bruder ganz alleine gross gezogen hat. Sie hat sich nie wieder gebunden weil sie Angst hatte dass der neue Mann an ihrer Seite ihre Kinder nicht akzeptieren würde. Er erzählt von seinem Rudel das seine Mama nicht tolerieren wollte aber die Luna hat sich für ihre Freundin stark gemacht. "Mama war keine Omega aber auch keine Jägerin oder so. Sie hat zum Schluss wie eine Omega gelebt." sagt der Bub und schaut uns mit grossen Augen ängstlich an. Thore streichelt ihn weiter und lächelt lieb. "Wir mögen Omega." sagt er schlicht und der Junge nickt verstehend. Immerhin ist unser Vater ein angesehener Wolf in unserem Rudel und man kann als Wolf nicht viel kleiner sein. Papas ganze Statur schreit förmlich Omega. Und Mama liebt ihn unübersehbar. "Mia ist auch eine Omega, richtig?" fragt Jaron und Thore nickt. "Ich auch." sagt er und nun staunt Jaron. "Du bist aber doch ein Beta!" sagt er verwundert und Thore lächelt. "Ich bin als Omega geboren und ich habe heilende Kräfte. Mehr als meine Brüder. Aber ja, ich bin vom Mond als Tareks Beta gesegnet worden und darum kann ich mit meinem Alpha im Betafunk reden. Aber ich glaube ich bin immer noch ein Omega. Und stolz darauf!" sagt er dem Kleinen Augenzwinkernd. Jaron schaut verwundert und er sagt etwas schüchtern dass er ein Krieger sei. "Darum haben mich Wisks Leute auch nicht umgebracht sondern mitgenommen." Nun schaut Jaron den Boden an und uns schwahnt Böses. "Was haben sie denn mit deinem Bruder und deiner Mama gemacht?" fragt Tarek und Jaron weint. "Mama haben sie tot gebissen. Wo Liron ist weiss ich nicht. Ich habe ihn nach der Schlacht nicht mehr gesehen." sagt der Bub und wir wissen dass wir den Jungen unbedingt finden müssen. Als unsere Kinder heim kommen wird es schlagartig laut, eng und chaotisch. Alle begrüssen Jaron aufgeregt und sie prügeln sich ihm sein Zimmer zeigen zu dürfen. "Du darfst auch bei uns pennen!" bieten Max und Maurice an. Die beiden hängen immer zusammen rum so dass wir glauben dass sie später mal vom Mond zusammen geführt werden. Jaron schaut uns unsicher an und ich entscheide dass Jaron erst einmal sein eigenes Zimmer bezieht. "Wenn er dann mal bei euch schlafen will ist das okay." Thore und ich machen nach dem Mittagessen mit unserer Brut die Hausaufgaben. Natürlich haben Max und Maurice mal wieder nichts aufgeschrieben. Sie passen einfach nicht auf und machen nur Blödsinn. Moritz und Michael haben für ihre Brüder mit aufgepasst und sie können ihnen ihre Aufgaben nennen. Maike und Marie sind richtig gute Schlüler während Maik ein Träumerle ist. Der hat unglaublich viel Phantasie aber das ist leider selten Teil der Hausaufgaben.

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