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POV Tarek
Kaum sind unsere Palisaden-Mauern aufgebaut haben die wilden Wölfe uns als ihr Ziel entdeckt. Jess und Luz überlegen fieberhaft wie sie uns verteidigen sollen. „Gar nicht. Wir verstecken uns einfach hinter unserer Mauer." schlage ich vor und grinse etwas. Luz und Jess schauen unglücklich. „Wir haben aber nur Essen für etwa eine halbe Woche." sagen sie und ich nicke nachdenklich. „Und wenn wir weniger essen?" fragt Timur zögerlich. „Dann sind wir schwach wenn wir kämpfen müssen." überlegt Thore. Jess und Luz ringen lange mit sich. Dann beschliessen sie einen Ausfall zu machen wenn Mama mit den anderen Jägern kommt. Jupiter ist zum Glück in der Lage mit Luz und Jess zu kommunizieren und er organisiert dass Sebastian mit ein paar Jägern aus Ulvs Rudel zusammen mit Mama mit ihren Jägern und Jess altem Rudel zusammen angreifen. Wenn sie unseren Feinden in den Rücken fallen dann werden wir hinter unserer Mauer hervorkommen und die Feinde von vorne fertig machen. Wir machen uns gegenseitig Mut. Jasnenka lässt ihre Kinder bei Krolik und Mia. Sie und Ayden weigern sich unser Dorf nicht mit zu verteidigen. Meine beiden Brüder und ich werden auch alle drei kämpfen. Unsere Kinder lassen wir ebenfalls im Schutz der Omega. „Wollen wir nicht wenigstens ein paar ältere Wölfe bei unsern Kindern lassen?" fragt Luz und wir Geschwister sind uns einig: „Nein. Wenn die Feinde es schaffen uns zu überrennen dann nützt uns auch keiner im Dorf um unsere Kinder zu schützen. Wir können entweder da draussen gewinnen oder wir gehen alle unter. Wir haben keine Chance gegen die Feinde wenn wir uns aufteilen." Luz und Jess nicken und uns wird das Herz schwer. Diese Entscheidung ist grausam. Unsere Kinder und Babys mehr oder weniger Schutzlos zu lassen. Aber es ist richtig. Wenn wir die Feinde nicht vor unseren Toren aufhalten dann hält sie auch keiner auf der sich mit den Kindern hier im Dorf versteckt.
Jupiter koordiniert den Ausfall und den Angriff. Wir werden im Morgengrauen die schlafenden wilden Wölfe überraschen. Sie haben sich nun ein paar Tage an unseren Palisaden im wahrsten Sinne des Wortes den Pelz verbrannt. Sie haben sich in unseren Wäldern eingenistet. Zum Glück haben wir die Katzen und Vögel auf unserer Seite. Wir wissen wo sich die wilden Wölfe niedergelassen haben und wo ihre Verstecke sind. Mama und Sebastian bilden einen Ring und wir schliessen den Kreis. Gemeinsam greifen wir im Morgengrauen an. Wir haben zwar den Überraschungsmoment auf unserer Seite aber dann sind die anderen doch in der Überzahl. Es sind junge, zähe Kämpfer. Sie sind saustark und sehr schnell. Verbissen kämpfen wir um unser Territorium weil wir unsere Kinder schützen müssen. Jasnenka und meine Zwillingsbrüder wachsen gerade über sich hinaus. Wir zerschmettern zu sechst eine fast siebenfache Übermacht. Danach sind wir echt ausgelaugt aber sehr stolz. Die anderen Wölfe hätten nicht damit gerechnet dass wir so brutal angreifen. Doch Mama hat uns gesagt dass wir besser nicht nett und sanft zu den Fremden sind. Sie wollen uns töten und darum töten wir sie ehe sie ihr Vorhaben umsetzen können. Meine beiden Beta brauche ich um mit ihnen gemeinsam die anderen Wölfe gemeinsam fertig zu machen. Jasnenka kämpft mit ihrem Mate und ihrer Beta ebenfalls zu dritt. Ich verbinde mich per Betafunk mit Timur und Thore und darum können wir immer demjenigen helfen der gerade in Bedrängnis ist. Wir fallen meist einen Wolf von vorne, der Seite und hinten an. Derjenige der von der Seite angreift verbeißt sich in die Flanke und zeitgleich muss von hinten oder der anderen Seite zugebissen werden. Wenn der Wolf dann panisch zwei Angreifer abwehren möchte kann der dritte ihm die Kehle durchbeißen. Wie gesagt, auf diese Weise können wir die Übermacht ausradieren denn die Wölfe kämpfen ehrlich gesagt nicht gerade verbissen. Als wir unsere Feinde bezwungen haben schauen wir wie sich die anderen schlagen. Mama kämpft grossartig. Sie ist eine Macht auf dem Schlachtfeld. Sie hat zusammen mit Sebastian ziemlich viele Wölfe erledigt. Jupiter hat sich zusammen mit dem Beta aus Luz Rudel und Ben, dem alten Beta aus unserem Rudel zusammen getan. Die alten Beta sind kampferprobt und listig. Doch dann sehe ich wie fünf Kerle sich auf Jupiter stürzen. Mir wird schlecht und ich rase zu ihm. Wenn Jupiter was passiert können wir nicht mehr koordiniert agieren. Er ist die Schaltzentrale zwischen Mama, Sebastian, Luz und Jess. Die drei arbeiten von drei Seiten und sprechen sich über Jupiter ab. Wenn Wölfe vor den einen fliehen dann ziehen die anderen enger damit die Flucht nicht gelingt. Mama und Sebastian haben beschlossen dass wir unsere Feinde nicht fliehen lassen. Sollte solch ein grosses Rudel durch die Lande streifen dann werden die über kurz oder lang zurück kommen. Das wollen wir nicht. Darum gibt es heute ein Blutbad wie wir es noch nie angerichtet haben. Irgendwann beschließt Mama dass es nun gut sei. Sie öffnet den Kreis und der Rest der Feinde flieht. Es sind wirklich wenige die panisch davon hinken. Die meisten liegen verwundet auf dem Waldboden. Papa sammelt sie alle ein. „Ich brauche Freiwillige die ihre Wohnung zur Verfügung stellen um die Verwundeten bei sich aufzunehmen und zu pflegen!" ruft er aufgeregt. Papa saust zwischen den Verwundeten her und verbindet und macht und tut. Wir helfen ihm tatkräftig. Eigentlich das ganze Dorf. Die meisten unserer Leute sind nicht schlimm verwundet oder tot. Wir beklagen fünf tote. Drei Jäger und den alten Beta von Luz Vater und einen Krieger. Der Krieger war noch sehr jung. Mama hätte ihn bestimmt noch nicht mit genommen aber wir haben entschieden dass wir unsere Kinder nicht schützen würden. Dieser Junge wollte aber kein Kind mehr sein und ist darum mit aufs Schlachtfeld gezogen. Wir haben ein wahnsinnig schlechtes Gewissen dass wir nicht besser auf ihn geachtet haben. Mama nimmt ihn in den Arm und weint. Sie ist fast entsetzter als seine eigene Mutter die etwas davon faselt dass sie stolz ist dass ihr Junge den Heldentod gestorben sei. Doch Mama hat uns immer gesagt dass tot tot ist. Egal wie und warum man gestorben ist. Und wenn ein so junger Wolf stirbt ist das extrem schrecklich traurig. Wir helfen dennoch Papa die Verwundeten alle zu versorgen. Jess ist noch einmal ausser sich weil sein Vater zu den Toten gehört. Mama hat ihn gefunden und neben ihm lag sein schwer verwundeter Angreifer. Jess Vater hat wohl gegen den Alpha der marodierenden Banden gekämpft und ihn schwer verletzt. Der junge wilde Wolf liegt röchelnd und mit ängstlichen Augen im Matsch. Ich bin mit Papa zu Mama gehechtet als wir sie haben heulen hören. Nun wendet sich Papa an den Fremden und legt ihm die Hand auf die Stirn. Der schaut Papa panisch an. „Schschsch... ganz ruhig. Ich werde dir nichts tun." beruhigt Papa den fremden Alpha. Mama beklagt weiter Jess Vater. Es klingt schaurig. Papa untersucht den Fremden und zählt seine zahlreichen Verletzungen auf. Dann schickt er mich eine Trage zu holen. „Wir benötigen jede Menge Binden um dem armen Jungen Arme und Beine zu fixieren." sagt Papa und mit einem Blick auf den Bauch weiss ich dass ich besser auch eine Bauchbinde mitbringe.

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