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"Du bist der Beta eines Omega?" fragt Sols Papa sauer und schaut mich wütend an. Mir geht gerade ein Stich durchs Herz. Wird mich der alte Alpha nun umbringen wollen so wie er den Mate von Luz umbringen wollte? Er springt nicht auf mich zu und macht auch sonst keine Anstalten mir ein Leid zuzufügen. Sol funkelt seinen Vater wütend an: "Ulv ist ein Alpha!" schreit er ihn respektlos an. Der schnaubt und sagt hönisch: "Das müsst ihr aber dran schreiben!" Ich bin ein bisschen vor den Kopf gestossen. Doch ich schaue den Vater von Sol und Luz einfach nur an. Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen dass er mir gerade wirklich Angst macht. Ich bemühre mich um einen lockeren Stand und ein liebes Lächeln. Papa sagt immer dass ein nettes Lächeln oft Wunder wirkt. Und wirklich. Als Sols Papa mich grimmig mustert und mir das Lächeln dennoch nicht aus dem Gesicht schwindet wird er unsicher. "Was grinst du so grenzdebil?" blafft er mich an und da ich nicht weiss was ich darauf erwidern soll lächle ich einfach weiter. "Antworte gefälligst!" schnauzt er nun rum, wirkt aber eher verunsichert. Ich erkläre ihm mit betont ruhiger und leiser, zarter Stimme (die ich zum Glück von meinem Papa geerbt habe): "Ich bin genau so Alpha wie du. Ich bin als solcher gesegnet, weisst du? Ich habe  gestern Sol als meinen Beta erkannt. Wenn dir meine Grösse oder mein Aussehen oder meine Herkunft nicht zusagen dann werden wir gerne weggehen wenn es dein Wunsch ist. Ich werde aber meinen Beta mitnehmen wenn ich ziehe." Nun schaut mich Sols Papa traurig an. "Ich werde meinen zweiten Sohn nicht auch noch an euer Rudel verlieren." sagt er dann deutlich versöhnlicher als eben. "Aber du bist schon sehr winzig für einen Alpha, oder?" Ich nicke grinsend und bedanke mich herzlich. "Ja, ich bin klein aber dafür kann ich Dinge die andere Alpha nicht können." Nun staunt Sata und er fragt: "Was kannst du denn?" Ich lächle wieder und sage: "Ich kann heilen." Nun entgleisen dem alten Alpha die Gesichtszüge und dann fragt er mich ungläubig: "Du hast dich zur Luna ausbilden lassen?" Ich wiege meinen Kopf und sage: "Ich bin Heiler. Natürlich ist das häufig Aufgabe einer Luna aber nicht wirklich zwingend. Unser alter Heiler Matthias war auch keine Luna und ein unvergleichlich guter Arzt. Ich habe die Gabe von meinem Papa geerbt und ich hätte es nicht gut gefunden wenn ich diese Gabe einfach nicht nutzen würde. Zusammen mit meiner Alpha Kraft kann ich nämlich richtig gut heilen, weisst du?" Nun mischt sich Sols Mama ein und sie sagt entzückt: "Liebling, unser Sohn ist doch auch Alpha und Luna in einem. Er ist ebenfalls ein guter Heiler und wir sind doch eigentlich stolz auf ihn. Lass doch Sols Freund in Ruhe. Er will dir ja gar nicht dein Rudel weg nehmen sondern versteckt sich nur so lange vor seinem Mate bis der ihn akzeptiert." Nun knurrt Sata und er sagt was was mich echt erschreckt: "Liebling, du weisst dass Ulv eines Tages mein Nachfolger wird." Nun schaue ich den Vater von Sol entsetzt an und der seufzt schwer: "Sol ist mein einziger im Rudel verbliebener Sohn. Sein Alpha wird automatisch unser Rudel führen." Mit einem fiesen Grinsen sagt er: "Es sei denn er verliebt sich noch in einen anderen Alpha und wird dessen Luna, dann hast du wahrscheinlich ein Problem und darfst dann hier im Rudel den heilenden Omega geben." Ich muss bei der Vorstellung lachen dass Sol sich noch einen Alpha als Liebhaber schnappt. Doch die Idee dass ein anderer das Rudel führen wird ist mir nicht so unangenehm wie es Sols Vater gerne hätte. Nachdem der alte Alpha missmutig abgehauen ist grinst Sol mich an. "Keine Angst, ich bekomme keinen Alpha als Mate. Ich kenne sie schon, sie ist zwar noch nicht volljährig aber ich hab sie schon gesehen." Ich freue mich für meinen Beta und umarme ihn glücklich. Dann wird wohl mir die zweifelhafte Ehre zufallen dieses Rudel zu übernehmen wenn Sols Papa dann eines fernen Tages zu den Ahnen geht. Ich bin ein bisschen überfordert mit der Situation. Eigentlich wollte ich mich hier nur so lange verstecken bis Susi mich will. Ob er mich jemals haben will? denke ich traurig und mache wohl ein ziemlich enttäuschtes Gesicht. Sols Mama nimmt mich nämlich plötzlich in den Arm um mich zu trösten. "Weine nicht, kleiner Alpha. So schlimm ist dieses Rudel gar nicht. Lerne uns besser kennen und dann wirst du merken dass wir eigentlich ganz nett sind." Sie streichelt mir die Wangen und ich schlucke meine Tränen herunter. Sol steht betroffen neben mir. Das erste mal seit dem ich ihn kenne ist er sprachlos. Sols Mama lässt mich los und ich laufe mit meinem Beta hinter dem Alpha her. Wenn ich dieses Rudel eines Tages führen soll dann lerne ich besser von dem grossen Alpha. Es wird wahrscheinlich ganz anders als wie bei Mama denke ich.

Und wie anders es wird! Der Alpha entscheidet alles ohne sich eine zweite Meinung einzuholen. Er entscheidet wirklich alles. Selbst wer welches Häuschen wie einrichtet. "In meinem Dorf will ich kein rosa Haus!" blafft er eine kleine Omega an der ihr Häuschen in einem zugegebenermassen sehr hässlichem Rosa gestrichen hat. Doch das Haus wird normalerweise von niemandem betreten ausser der Omega selber. Ich finde es nicht okay dass sie in ihren eigenen vier Wänden nicht die Farbe ihrer Wahl anbringen darf. Ich traue mich aber nicht dem Alpha zu widersprechen. Keiner traut sich das, nichteinmal der Beta. Der lacht nämlich über mich. "Was ist das denn für ein lächerlicher Welpe?" fragt er den Alpha als ich ihm mit Sol folge. Sol duckt sich automatisch und ich schaue Sol verwirrt an. Noch ehe ich erklären kann dass ich Sols Alpha bin knurrt schon Sata: "Das ist Sols Alpha. Du schuldest ihm Respekt!" Der Beta macht grosse Augen und ich bin froh dass ich mich nicht auch automatisch zusammengekauert habe. Ich neige meinen Kopf und lächle dem riesigen Beta sanft zu. "Ist das nicht einer aus Ghrians Brut?" fragt der Beta entsetzt und der Alpha schmeisst ihn kurzerhand auf den Rücken. Der Beta winselt und Sata knurrt: "Ja, ist er! Ghrian hat meinen Sohn und ich jetzt ihren." Nun gefriert mir mein Lächeln und ich muss mich zwingen dass es nicht aus meinem Gesicht verschwindet. Zum Glück sagt mir Sol im Betafunk dass er wirklich mein Beta ist und Papa mich nicht etwa entführt habe. Ich bin nach wie vor ein freier Wolf und wenn ich gehen will wird er mir selbstverständlich folgen. Ich lächle meinen Beta an der noch immer in dem Staub geduckt ängstlich zu seinem Vater aufschaut. Ich streiche ihm beruhigend über seinen Kopf. "Danke Sol! Ich bin ehrlich gesagt sehr froh dich als meinen Beta zu haben. Ich werde mir dein Rudel erst einmal anschauen bevor ich mich dann entscheide ob wir bleiben oder gehen." Sol drückt sich eng an mich und ich umarme ihn automatisch. Der Alpha und der Beta schauen uns ungläubig an. "Was wird das wenns fertig ist?" knurrt nun Sols Vater uns an. Ich lächle breit und ich sage was ich fühle: "Ich bin Sols Alpha. Ich beschütze ihn." Nun lacht Sols Papa schallend und dann, wie aus dem Nichts stürzt er sich auf seinen Sohn. Automatisch werfe ich mich über meinen Beta und beisse dem Alpha von unten in die Kehle. Sata muss sich richtig schütteln und rütteln aber mich wird er so schnell nicht los. Sol mischt sich in den Kampf ein aber er wird vom Beta brutal von seinem Vater gezogen und auf den Rücken gedreht. Nun lasse ich vom Alpha ab und ramme dem Beta in die Seite so dass er von Sol runter fliegt. Dann nagel ich den Beta und beisse ihm in die Kehle. Sata lacht derweil aus voller Kehle. "Ich hätte dir verklärt grinsendem Würmchen gar nicht zugetraut dass du kämpfen kannst. Ich dachte du kämst nach deinem Vater!" Ich schaue Sata an und sage so hoheitsvoll wie möglich: "Ich bin auch Ghrians Sohn." Nun grinst Sata und er sagt: "Ich werde dich zu meinem machen." Nun muss ich schlucken. Ich hoffe dass er mich nicht zu seinem Ebenbild machen will. Ich will einfach nicht so werden wie er. Doch ich kann mir vorstellen dass er mit einem Nachfolger der so ist wie Ghrian unzufrieden ist. Ich schaue Sata darum an und sage: "Ich werde mich bemühen." Ich werde mich wirklich bemühen seine Gedanken zu verstehen, seine Art nachvollziehen zu können. Seinen Führungsstil zu akzeptieren und zu imitieren. Ich muss so werden wie er. Wenn ich dann Alpha bin kann ich mich immer noch an meine Wurzeln erinnern und wieder wie Mama werden. Vielleicht ist ja an Satas Sicht der Dinge auch was Gutes dran.

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