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Der Fremde ist von Jess Papa nach allen Regeln der Kunst zerbissen worden. Er hat ihm die Läufe gebrochen und den Laib aufgeschlitzt. Außerdem die Kehle zerfetzt. Papa hat dem Jungen noch auf dem Schlachtfeld die Luftröhre versorgt. Zumindest so weit dass er atmen kann. Danach fixiert er in Windeseile und nicht gerade sanft die Arme. Er bindet sie eng an den Oberkörper um den Jungen etwas bewegen zu können. Wir drehen ihn nur ganz bisschen um ihm den Bauchgurt umzulegen damit die Organe nicht aus dem Bauch fallen. Als Papa ihn so notdürftig versorgt hat legen wir ihn genau so sanft auf die Trage. Papa ist zu schwach um den Riesen zu schleppen. Also hilft Mama mir. Papa flitzt aber schon einmal in einem Affenzahn in seinen Operationsraum um dort alles vorzubereiten. Mama läuft ganz vorsichtig und sagt jedes mal dass ich mehr in die Knie gehen soll damit die Trage nicht so schwankt. Ich beiße die Zähne zusammen und mühe mich mit diesem echt schweren Wolf ab. Zum Glück kommt Timur und er hilft mir. Timur erzählt dass sie nun unsere Wölfe alle gut versorgt hätten. „Aussser ein paar Bissverletzungen und Knochenbrüchen haben wir niemanden ernsthaft verletzt." sagt er erleichtert. Mama schluchzt. „Mama, was ist los?" fragt Timur und Mama jammert dass wir immerhin fünf Wölfe aus unserem Rudel und noch einige aus Jess Rudel für immer verloren haben. Sogar Jess Vater ist tot." sagt sie schluchzend. Timur nickt und er fragt: „Aber um Jess Vater sollten wir nicht trauern, oder?" Mama würde ihm wahrscheinlich eine knallen wenn sie nicht die Trage in den Händen hätte. „Natürlich trauern wir um Jess Senior!" sagt sie böse. „Wie kommst du nur darauf dass wir nicht um ihn trauern könnten? Immerhin hat er uns gewarnt und mit uns zusammen gekämpft. Außerdem ist es um jedes Leben schade. Schreibt euch das am besten sofort hinter die Ohren." Wir bejahen brav und unterhalten uns noch im Betafunk über Mamas Einstellung. „Sie hat eigentlich Recht." sagt Timur. „Wenn ich jemanden töte kann der sich weder ändern noch seine Taten bereuen. Es ist besser den Gegner argumentativ von er eigen Meinung zu überzeugen." Ich überlege ob das immer so gut funktioniert. „Aber wenn man in so einer Situation wie heute ist. Wenn der Gegner einen auslöschen möchte um unser Territorium zu erobern. Da mussten wir doch töten damit wir nicht getötet werden." sage ich und Timur nickt nachdenklich. „Worum gehts, Jungs?" fragt Mama interessiert und wir erklären ihr unsere Ideen. Mama seufzt. „Ihr wisst dass ich so selten wie möglich töte. Aus genau diesem Grund. Ich kann niemanden wieder lebendig machen. Tot ist tot. Es ist besser den Gegner zu überzeugen. Sowohl Luz Vater als auch Jess Vater habe ich zuletzt für meine Ideen gewinnen können. Luz Vater hat sogar meinen Sohn als seinen Nachfolger akzeptiert und ihn ausgebildet. Sein Beta fand das zwar nicht so gut aber heute hat er sein Leben gegeben um mich und meine Ideen zu schützen. Jess Vater ebenso. Er hat uns natürlich das Leben zur Hölle gemacht aber zuletzt hat er auf unserer Seite gekämpft." Wir nicken. „Und darum werden wir alles in unserer Macht stehende tun um diesen Wölfen das Leben zu retten. Vielleicht können wir sie retten und von unseren Ideen überzeugen." Wir nicken nur und öffnen vorsichtig die Tür. Thore wartet mit Papa im OP und wir helfen ihm selbstverständlich. Wir sind inzwischen ein eingespieltes Team. Jeder Handgriff sitzt. Papa vertraut Timur die Narkose an und ich puzzle die Knochen des fremden Wolfes zusammen. Papa operiert ihm den Bauch und Thore den Hals. Timur sagt uns immer wenn der Junge zu wenig Sauerstoff hat oder sein Herz nicht mehr mitmachen will. Es dauert zwar stundenlang, denn der Junge ist ordentlich zerschmettert aber zuletzt kommt Maui und hilft uns. Sie kann die Knochen zusammenwachsen lassen die ich gerichtet habe. Leider will der Junge ins Jenseits abdriften. Luz legt die Heilsteine die er von seiner Mutter bekommen hat um den Jungen um ihn aus dem Jenseits zurück zu locken. Jess wird ihn noch gut desinfizieren und dann sind wir eigentlich fertig. Wir hoffen so sehr dass er überlebt. Es wäre wirklich schade um so einen kräftigen Wolf. Er sieht auch irgendwie gar nicht mehr gross und gefährlich, sondern klein und verängstigt aus. Papa herzt dem Bub die Wangen und er spricht mit ihm als hätte er einen seiner Enkel vor sich. Sofort wird uns ein bisschen bang. Wir haben Angst um unsere Kinder und wir verabschieden uns hastig. Papa, Luz, Jess und Maui schaffen den Rest jetzt auch alleine. Wir gehen heim und finden unsere Kinder fröhlich beim Toben. Sie spielen „grosser böser Wolf" und prügeln alle auf Max ein der seinerseits kräftig austeilt. „Stopp! Halt!" brülle ich und schnappe mir meinen Junior. Ich halte ihn hoch so dass Meike und Moritz nicht mehr auf ihn eindreschen können. Thore hat seinen Maurice ebenfalls auf dem Arm dass er nicht mehr den armen Max hauen kann. „Was macht ihr da?" brüllt Timur und die Kleinen schauen schuldbewusst. „Wir haben doch nur den grossen bösen Wolf vertöten wollen." jammert Micha und weint ein bisschen so dass Thore Maurice los lassen muss um Micha zu trösten. Wir nehmen unsere Kinder bald alle in den Arm und Timur erklärt: „Wisst ihr eigentlich dass Opa gerade den grossen bösen Wolf auf seinem Operationstisch hat? Er strängt sich mächtig an um dem armen Kerl das Leben zu retten, denn der ist arg zerbissen. Man hat ihm die Knochen gebrochen und er hat schreckliches Aua. Er ist sogar ohnmächtig und weint." Die Kinder schauen Timur alle mit grossen Augen an. Ich streiche über Max Kopf und kann eine grosse Beule fühlen. Mein Sohn zuckt bei der Berührung. „Schaut Kinder, Max ist zwar grösser als ihr aber er hat genau wie der grosse Wolf nun eine dicke Beule. Alle kommen um Max Beule zu bestaunen. Zum Glück ist Thore so geistesgegenwärtig um ihm einen kalten Waschlappen zu bringen so dass wir unseren Sohn verarzten können. Max weint ein bisschen und er darf auf meinem Schoss sitzen und mit mir schmusen. „Auch grosse böse Wölfe haben Aua wenn man sie schlägt." erkläre ich und die Kinder nicken ganz andächtig.

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