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"Was willst du denn hier?" fragt Susi ängstlich als er seine Augen endlich öffnet. Ich lächle ihm schüchtern zu und sage: "Du bist verletzt. Papa hat dich gestern zusammengeflickt und ich habe die Nacht auf dich aufgepasst." Susi schaut weg. Ich würde ihn gerne berühren aber ich glaube nicht dass das eine gute Idee wäre. "Ich bin dein Mate." flüstere ich und nun schaut mich Susi mit Tränen in den Augen an. "Geh weg!" sagt er kraftlos. Ich schaue ihn entsetzt an und frage ihn ob wir es denn nicht wenigstens einmal miteinander versuchen sollen. Nun schaut mich Susi böse an. "Nein!" schreit er und dann fängt er bitterlich zu weinen an. "Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Wenn du mich liebst dann bedränge mich nicht mehr, respektire meine Entscheidung dass ich dich nicht will!" Ich schaue Susi entsetzt an und kann kaum fassen dass er mir das wirklich so sagt. "Liebst du mich denn nicht?" frage ich ihn ungläubig. "Nein. Du liebst mich ja auch nicht. Du spielst  doch nur mit mir, ich bin deine blöde Wette gewesen. Ja, du hast damals gewonnen und ich alles verloren. Ich hab wegen dir meine Liebe verloren. Ich hasse dich!" Nun schaue ich Susi gebrochen an und dann beuge ich mich seinem Willen. Ich wusste ja dass er mich nicht will. Wieso hab ich eigentlich die ganze Zeit gedacht dass er mich lieben würde nur weil der Mond es so bestimmt? Tarek, Timur und Thore scheren sich doch auch nicht um die Entscheidung des Mondes und lieben sich so wie sie wollen. Leise husche ich aus der Krankenstube und mir wird klar dass ich weg muss. Weg von Susi dem mein Herz gehört und der es nicht will. Ich liebe ihn und darum gebe ich lieber mein zu Hause auf als ihm seins zu nehmen. Denn dass wir nicht mehr  beide im selben Rudel leben können liegt auf der Hand. Ich renne ein wenig um mir Mut zu machen meinen Plan abzuhauen auch wirklich durchzuziehen. Als mir jemand auf die Schulter tippt bekomme ich einen halben Herzinfakt. Ich zucke zusammen und drehe mich zu dem Unbekannten um. Es ist Luz und der will mich echt trösten. Ich will eigentlich nicht getröstet werden. Ich würde am liebsten in ein dunkles Loch kriechen und nie wieder daraus hervorkommen. Doch Luz gibt nicht auf. Er versucht es mit allen Mitteln und zieht sämmtliche Register. Ich wusste gar nicht dass ich dem kräftigen Alpha so viel bedeute dass er sich so um mich bemüht. Er schlägt mir vor wie ich Susi überzeugen kann aber da muss ich ihn leider enttäuschen. Luz überlegt wie er mir dann helfen kann und schlägt mir vor dass ich zu seinem Rudel ziehe. Ich bin sofort begeistert weil ich nicht gewusst hätte wo ich hin gekonnt hätte. Ich weiss nur dass ich von Susi weg muss. Luz ist so lieb und geht mit mir. Es tut mir einfach gut jemanden bei mir zu haben. Kleinlaut frage ich ihn ob er Jupiter bitten könnte dass er jemanden zu Susi schickt. Ich kann mir vorstellen dass sich mein Mate gerade genau so beschissen fühlt wie ich. Ja, er hat mich weg geschickt aber ich kann mir vorstellen dass er jemanden zum ausheulen braucht. Immerhin hat er den schlimmsten Kerl als Mate bekommen den er sich vorstellen konnte. Er wäre lieber tod als mit dem Typ zusammen. Da braucht er bestimmt jemanden der ihn auffängt. Luz ist so nett und gibt Jupiter bescheid. "Er soll Susi sagen dass ich ihn wirklich in Ruhe lasse. Bitte." sage ich und unterlasse es noch einmal zu erwähnen wie sehr ich Susi liebe. Dass ich lieber mein zu Hause verliere damit er glücklich sein kann. Dass ich seine Gefühle respektiere und lieber selber unglücklich bin als ihn zu irgendetwas zu zwingen. Ich gebe ihn auf, ich gebe mich auf. Aber ich sage das nicht, ich denke mir das nur. Doch Luz gibt uns nicht auf. Er verspricht mir mit Susi zu reden dass der zur Besinnung kommt. "Wenn Susi sich beruhigt können wir dich holen." sagt er und in mir keimt doch wieder Hoffnung. Ich habe mich schon so sehr an die Hoffnung gewöhnt dass ich sie nun nicht im Keim ersticken kann. Seit dem ich Susi kenne hoffe ich dass er mich eines Tages liebt. Ich kann das nun nicht einfach aufgeben. Darum nicke ich und hoffe.

Als wir bei Luz Rudel ankommen lerne ich seinen Dad, seine Mum und seinen Bruder Sol kennen. Die sitzen nämlich alle gemeinsam beim Frühstück. Ich weiss ja dass Luz Vater seinen Sohn raus geschmissen hat als er einen Alpha als Mate vom Mond zugesprochen bekommen hat. Schlimmer, er wollte den Mate seines Sohnes töten. Dafür dass er so eine Hasskappe auf seinen Junior hatte begrüsst er ihn echt nett. Er umarmt Luz und scheint sich ehrlich zu freuen sein Kind zu sehen. Luz Mama und Sol strahlen ebenfalls ihn zu sehen. Als Luz mich vorstellt und meine Lage erklärt nehmen die mich direkt auf. "Du kannst Luz altes Zimmer haben!" sagt Sol erfreut und schon zieht er mich mit sich mit um mir mein neues zu Hause zu zeigen. Luz Zimmer ist ein typisches Teenagerzimmer. Jede Menge Pröl und nur wenig Bücher. Ich schaue mich schüchtern um und Sol plaudert in einer Tour. Er erzählt mir die ganze Familiengeschichte und ich habe am Nachmittag das Gefühl ich würde sein Rudel gut kennen. Sol ist wirklich klasse. Er ist so freundlich und ich bin mit diesem fröhlichen Jungen auf einer Wellenlänge. Ich lächle ihn ein wenig an und Sol freut sich direkt einen Kringel in den Bauch. "Hey! Du kannst ja doch lachen. Mann, siehst du hübsch aus wenn du lächelst." sagt er und ich muss nun noch mehr grinsen. Mir hat noch niemand ausser meinen Eltern gesagt dass er mich hübsch findet. Ich selber finde mich ja ganz okay weil ich genau wie Papa aussehe. Ich bin leider auch genau so klein wie Papa. Mama und meine Geschwister sind ja wesendlich grösser. Als Kind hat mich das immer sehr gestört dass ich nicht so gross bin wie die anderen Alpha. Ich bin viel geärgert worden. Aber als ich entdeckt habe dass ich was kann was die anderen nicht können, dass ich die Gabe habe zu heilen da hat mich meine Grösse nicht mehr gestört. Aber hübsch? Hübsch fand ich mich nie. Seltsam dass mir Sol das jetzt einfach so sagt. Ich meine, es geht runter wie Öl aber wieso sagt er mir das? Ich würde einem anderen Wolf nie sagen dass ich ihn hübsch finde. Ausser vielleicht Susi, den finde ich so schön dem würde ich das sogar sagen, wenn er mich denn liesse. Leider muss ich nun an meinen Mate denken und mir schiessen Tränen in die Augen. Sol reagiert richtig lieb und er umarmt mich. Also nicht so wie ich gerne Susi umarmen würde sondern so wie ich meine Brüder umarme wenn sie traurig sind. Ich vertraue Sol darum meinen Kummer an. Er findet auch dass ich alles richtig gemacht habe und mein zu Hause aufgegeben habe. "Ich glaube ich könnte auch nicht im selben Rudel wie meine Mate leben wenn sie mich nicht haben will." sagt Sol nachdenklich. Dann schaut er mich an und er sagt: "Weisst du was mich immer aufmuntert wenn ich traurig bin?" Nein! Woher soll ich das denn bitte schön auch wissen? Ich schaue Sol verwundert an aber der plappert fröhlich weiter: "Vanilleeis! Es geht nichts über ein fettes Vanilleeis mit Sahne. Danach ist der Kummer meistens weg oder zumindest hatte ich ein leckeres Eis. Komm, wir gehen uns eins holen." Ich wundere mich was er von mir will aber Sol nimmt mich an die Hand und gemeinsam poltern wir die Treppen in die Küche runter. Sol kramt eine Packung Vanilleeis aus dem Eisschrank und er holt Sahne aus dem Kühlschrank und schlägt sie auf. Dann schaut er in den Küchenschrank und fragt mit leuchtenden Augen: "Wir haben noch ein Glas Kirschen. Soll ich dir noch heisse Kirschen zum Vanilleeis machen?" Ich bin etwas überfordert aber Sol kümmert sich nicht um mich. Flugs hat er das Glas geöffnet und in ein Topf gekippt. Er kramt noch etwas Zucker und Puddingpulver aus dem Küchenschrank um den Saft anzudicken. Als er fertig ist füllt er Eis, Kirschen und Sahne in zwei riesige Schüsseln und dann hält er mir grinsend eine davon unter die Nase. Der Löffel ist ein Esslöffel und Sol zieht mich zum Sofa. Wir setzen uns darauf und Sol schiebt sich eine riesige Portion Eis in den Mund. Er geniesst es mit geschlossenen Augen. "Mann, ist das Lecker!" schwärmt er und darum probiere ich das unbekannte Essen. Was soll ich sagen, mir schmeckt es! Das Eis ist kalt und lecker, der Kontrast zu den heissen, sauren Kirschen einfach göttlich und die Sahne rundet das ganze ganz herrlich ab. "mmmmmmh!!" brumme ich geniessend. Ich schliesse meine Augen und konzentriere mich auf den guten Geschmack in meinem Mund. Doch leider geht Sols Rechnung nicht wirklich auf. Susi verschwindet dadurch weder aus meinem Herzen noch aus meinem Kopf. Noch ehe ich die Schüssel auch nur annähernd geleert habe laufen mir wieder die Tränen. Ich weiss dass Susi süsse Speisen sehr liebt und ich frage mich gerade ob er das Eis genau so sehr mögen würde wie ich. Sol flüstert mir tröstend ins Ohr: "Auch wenn das Eis deinen Kummer nicht löst, du hast wenigstens was leckeres gegessen." nun muss ich ein wenig schmunzeln und ich schaue Sol aus meinen verweinten Augen an. Seltsamerweise ist Sol gar nicht an meinem Ohr sondern er sitzt mir gegenüber. Er grinst. "Hast du mich gehört?" fragt er und ich habe den Eindruck als würde er in mein Ohr flüstern aber er sitzt doch vor mir?!? "Wie machst du das?" frage ich ihn verwundert und Sol grinst: "Ich glaube ich bin dein Beta. Ich kann im Betafunk mit dir reden. Ich strahle Sol an und dann nehme ich ihn einfach in meinen Arm. Ich bin froh dass wenigstens etwas gutes an diesem Tag geschieht. Seinen Beta zu finden ist ein beruhigendes Gefühl.

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