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In den nächsten Tagen und Wochen bin ich damit beschäftigt Sata zu folgen und von ihm zu lernen. Vieles geht mir wieder den Strich aber ich lasse mir nichts anmerken. Ich versuche seine Lebensweise mir zu eigen zu machen und ich merke wie schwer mir das eignentlich fällt. Und dann kommt ein Hilferuf aus meinem Rudel. Mama und die Ihren wurden angegriffen und sie bitten um Hilfe bei uns und um Unterstützung im Kampf. Sata sagt grinsend zu. Dann dreht er sich zu mir um und sagt: "Dann wollen wir deine alte Heimat mal verteidigen." Ich senke dankbar mein Haupt und mache mich fertig. Ich habe noch nie gekämpft. Zu Hause habe ich fast die ganze Zeit über in Papas Krankenstube verbracht. Ich bin gar nicht gross genug um ein ernst zu nehmender Kämpfer zu sein. Doch Sata möchte einen starken Wolf als sein Nachfolger. Also spiele ich für ihn den starken Kämpfer. Zumindest nicht den weinenden Welpe als der ich mich gerade fühle. Ich habe so Angst! Doch ich verberge sie gut und schaue extra grimmig drein. Mein liebes Lächeln habe ich in den letzten Wochen eh weggepackt. Sols Papa stand da nicht so drauf.

Wieder bei meinem Rudel zu sein tut mir so gut. Ich falle Mama und Papa glücklich in die Arme. Sogar meine Geschwister umarme ich seelig. Es ist so schön sie alle wiederzusehen. Meine älteren Zwillingsbrüder sehen zum Glück wieder richtig gut aus. Ihnen tun ihre Babys gut. Sie erzählen dass sie sich inzwischen wirklich bei der Babypflege aufgeteilt haben. Es geht nur noch einer mit Mama lernen, einer mit Papa lernen und da Mama und Papas Verpflichtungen sich meist nicht überschneiden können zwei zu Hause für die Babys da sein. "Und wie macht ihr das dann mit dem Lernen?" frage ich die drei interessiert. Die Ts grinsen und sie geben zu dass sie sich alle drei im Betafunk hören können. Auch Timur und Thore. "Ich kann Timurs Gedanken hören." grinst Thore. Ich wundere mich. "Betafunk funktioniert doch normalerweise zwischen Alpha und seinem Beta, oder?" frage ich die drei und sie nicken. "Aber niemand anders hat zwei Beta." sagt Tarek sichtlich stolz und legt seine Arme liebevoll um Timur und Thore. Die drei haben ja schon immer viel miteinander gekuschelt. Aber seit dem der Mond Timur und Thore füreinander bestimmt hat und die drei beschlossen haben dass der Mond einen Fehler gemacht haben müsse weil sie sich ja zu dritt lieben sieht man sie nur noch verliebt rumturteln. Die sind schon süss. Sol fragt: "Dann könnt ihr euch also alle drei im Beta Funk miteinander verständigen? So wie Konferenzschaltung beim Telefon?" Die drei lachen. Tarek erklärt: "Irgendwie schon. Aber wisst ihr wieso ich Timur nur hören kann aber Thore auch sehen? Also ich kann durch Thores Augen sehen und er durch meine." fragt er uns. Sol und ich schauen uns gross an. "Wir haben die normale Beta Verbindung, also ich kann Sols Gedanken empfangen." sage ich erstaunt. So eine innige Bindung wie Tarek sie beschreibt haben wir nicht. Sol sagt nachdenklich: "Du konntest mit Timur schon als Kind im Betafunk reden, richtig?" Meine Brüder nicken bejahend. "Und mit Thore ging das nicht?" fragt Sol und meine Brüder schütteln ihre Köpfe. "Wir dachten ja dass Thore ein Omega sei und er meine Luna würde." erklärt Tarek. Sol brummt. "Ich denke mal dass Thore durch deine Augen sehen kann und du durch seine kommt weil ihr eineiige Zwillinge seid. Papa hat mir mal so etwas erzählt. Dass wenn ein Alpha seinen Bruder als Beta bekommt die Bindung inniger wird." Nun schauen wir ihn alle etwas verblüfft an. Timur fragt zaghaft: "Und wieso kann ich das dann nicht?" In seiner Stimme klingt ein wenig Angst mit. "Ich denke weil ihr schon immer nur in Gedanken miteinander kommuniziert habt. Ihr habt das andere noch nicht ausprobiert, oder?" Nun schütteln Timur und Tarek ihre Köpfe. Timur und Tarek verbinden sich und Timur schliesst seine Augen. Dann grinst er und Tarek lächelt sanft. Ich glaube die beiden lernen gerade dass sie auch durch die Augen des jeweils anderen sehen können.

Da der Mittagsschlaf meiner kleinen Nichten und Neffen nun vorbei ist kommen sie einer nach dem anderen aus ihrem Bett gekrochen und sie alle freuen sich mich zu sehen. "Ulv! Onkel Ulv is da!" jubeln sie und hopsen mir auf den Schoss um mich zu umarmen und mit ihren feuchten Rotznasen zu liebkosen. Ich liebe meine Nichten und Neffen! Ehrlich! Die sind so süss auch wenn sie etwas klebrig sind. Ich bin so froh dass wir sie damals bei ihrer Geburt alle durch bekommen haben. Freudig lasse ich mich von ihnen herzen und knuddel alle durch. Sol ist erstaunt dass ihn die Kleinen auch ganz schnell als Freund akzeptieren. Ich brauche nur einmal zu erklären dass Sol mein Beta ist und da schmusen sie ihn schon ab. Leider sind wir nicht zum Vergnügen hier. Mama ruft die Versammlung ein und alle Alpha und ihre Beta nehmen daran teil. Wilde Wölfe haben meine Familie angegriffen. Da Mamas Rudel siegreich war hätte sie erwartet dass die Wilden abhauen. Doch sie sind nicht geflohen. Im Gegenteil. Sie scheinen sich in unseren Aussenbezirken neu formiert zu haben. Zumindest berichten das unsere Späher. Ausserdem haben sie herausgefunden dass es nicht ein Rudel ist sondern drei. Es ist ungewöhnlich dass sich Rudel zusammenschliessen. Denn Alpha teilen nicht gerne und noch seltener beugen sie sich der Macht eines fremden Alpha. Es muss ein mächtiger Krieger sein der es geschafft hat drei Rudel unter sich zu vereinen. Mama ist sehr unruhig und sie hat Angst vor dem unbekannten Alpha. Mama, ja meine Mama, die jedem Konflikt aus dem Weg geht und sich nicht scheut auch mal fünfe gerade sein zu lassen damit sie niemandem weh tun muss, schlägt vor dass unser Rudel zusammen mit seinen Verbündeten die Fremden angreift. Mama will mit Sebastian, Sata und dem Alpha des Marti Rudels mit unseren erfahrenen Jägern und Kriegern die Fremden angreifen. Wir Jungalpha sollen im Dorf bleiben. Sata lächelt mir zu als ich frage ob ich nicht mit kommen darf. "Ich bin doch gar kein Kind des Luna Rudels mehr." argumentiere ich. Mama schaut mich mit grossen Augen an und ich sehe in ihren Augen dass sie mich nicht dabei haben will. Sata strubbelt meinen Kopf und er neigt beeindruckt seinen Blick. "Nein, kleiner Alpha. Du verteidigst wenn es sein muss deine Geschwister." Ich schaue ihn ungläubig an. Sata grinst und sagt: "Du bist mutiger als ich dachte. Du bist ein echter Alpha." Ich grinse verschämt und freue mich über das Lob. Mama schaut Sata und mich fasziniert an. Dann lächelt sie. Sie gibt uns Instruktionen wie wir das Dorf verteidigen sollen. In ihrem Haus werden wir alle Kinder und Babys verstecken. Susi, Krolik und die anderen Kindergärtnerinnen werden unseren Nachwuchs bewachen. Jeder der kein Kämpfer ist wird in dem Haus sein und es zur Not verteidigen. Wir Nachwuchsalpha werden zusammen mit einigen Nachwuchsjägern unser Dorf bewachen. Wir sind ja zum Glück echt viele. Luz und Jess, die beiden riesigen Alpha sind schon sehr imposant. Sol und ich sollen mit ihnen zusammen wachen. Tarek, Timur und Thore sind schnell und wendig. Sie waren schon immer gute Kämpfer. Gerade weil Tarek nicht ganz so gross und bullig ist wie die anderen Alpha können sie durch Wendigkeit punkten. Jasnenka und ihr Mate Ayden kämpfen zusammen mit Lenny und Suhal. Wir werden also unser Dorf gut bewachen. Leider ist das mehr als nötig. Denn kaum sind unsere Eltern mit den Jägern und Kriegern aus dem Dorf raus werden wir angegriffen. Es sind nicht so viele aber für uns schon ein ziemliches Hindernis. Fremde, grosse Wölfe greifen uns aus verschiedenen Richtungen an. Wir haben leider keine Strategie und darum werfen wir uns frontal in den Kampf. Sol und ich preschen vor. Luz und Jess kommen direkt hinter uns. Ich weiss nicht weswegen die beiden gezögert haben und es ist mir egal! Da sind meine Geschwister und Neffen und Nichten in Mamas Haus. Wenn ich mein Leben geben muss um sie zu retten dann werde ich das jetzt tun! Ich kann verstehen dass Luz und Jess das nicht wollen und liebe meinen Beta dass er so bedingungslos an meiner Seite steht. Wir rennen unter den ersten Wölfen durch. Ich bin so klein dass ich mich nur ein wenig ducken muss um unter ihnen her zu passen. Dadurch dann ich die zweite Reihe angreifen und die vorderen sind verwirrt. Luz und Jess können die Überraschung ausnutzen und gehen den Feinen an die Kehle. Sol und ich greifen von unten die zweite Reihe an. Die haben ja noch gar nicht mit Feindkontakt gerechnet und schon gar nicht dass er von unten kommt. Die ersten Wölfe haben wir schnell erledigt.

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