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POV Tarek

Während Timur und Thore den Kindern bei den Hausaufgaben helfen gehe ich zu Mama. Sie muss uns unbedingt helfen Liron zu finden. Mama ist sich sicher dass sie ihn nicht bei den Toten hat. Papa weiss dass er nicht bei den Kranken ist. Also gehe ich zu unseren Gefangenen und frage da nach Liron. Ein dürrer, schmutziger Wolf wird mit entgegen geschupst. Er fällt vor mir auf die Knie und ich erkenne in ihm den kleinen Jungen der bei uns zu Hause ist. Sie haben beide die selben blonden Locken und Haselnussfarbenen, mandelförmigen Augen. Liron ist unwesendlich älter als sein Bruder. Ich schätze ihn auf vierzehn denn auch er ist noch ohne Bartwuchs. Mit Panik in den Augen schaut er zu mir auf und einige Wölfe lachen hönisch. Ich weise die Wärter an mir den kleinen Wolf herauszugeben. Die Tür wird geöffnet und der Junge erhebt sich damit er nicht an seinen Fesseln zu mir gezerrt werden muss. Ich erkenne dass er zwar unverwundet aber nicht unverletzt ist. Er leidet unter panischer Angst. Ich nehme den Jungen an der Hand und er schaut mich entsetzt an. "Komm mit." befehle ich ihm und hoffe dass meine Stimme ihn nicht zu sehr verängstigt. "Viel Spass auf dem Schaffott!" kläffen ihm die anderen Gefangenen entgegen. Es ist ein unangenehmer Haufen. Wir halten sie gefangen bis ihr Alpha wieder fit ist. Wer nicht geflohen ist ist erst einmal in Gewahrsam damit die nicht auf die Idee kommen uns noch einmal anzugreifen. Natürlich behandeln wir unsere Gefangenen gut. Sie bekommen genug zu essen und zu trinken aber wie sie mit sich gegenseitig umgehen haben wir nicht kontrolliert. Diesen Jungen hier scheinen sie fertig gemacht zu haben. Er zittert am ganzen Körper und folgt mir schluchzend. Im Nebenraum lasse ich ihn sich erst einmal hinsetzen. Dann nehme ich einen Becher Kakao und stelle ihn vor den Jungen. Der schaut mich aus grossen glasigen Augen an. Ich stelle mich ihm vor und dann traut sich der Bub zu trinken. Der Kakao ist kalt. Es ist so ein einfaches Zuckerpulver. Nicht zu vergleichen mit dem was Thore gerade gekocht hat. Doch der Knabe trinkt als sei es köstlich. "War das meine Henkersmahlzeit?" fragt er als er ausgetrunken hat. Ich schüttle entsetzt meinen Kopf. "Nein. Wir haben deinen Bruder gefunden." erkläre ich und Liron weint. Er vergräbt sein Gesicht in seinen Händen und der ganze dürre Körper bebt vor Trauer. "Ich habe gesehen wie er gefallen ist." jammert er an meine Schulter als ich ihn tröstend umarmt habe. "Er lebt." sage ich schnell weil ich glaube zu wissen dass der Knabe verzweifelt ist weil er glaubt sein Bruder sei gefallen. Nun schaut er mich aus wässrigen Augen ungläubig an. Ich erkläre ihm dass wir ihn vom Schlachtfeld gesammelt haben und dann medizinisch versorgt haben. "Wo ist er?" fragt Liron hoffnungsvoll. "Bei mir zu Hause. Und ich wollte dich fragen ob du ihn sehen magst." erkläre ich und ich bekomme ein strahlen von dem Jungen dass mir ganz warm ums Herz wird. "Darf ich zu ihm?" fragt er tonlos und ich nicke. Ich schnappe mir die Schlüssel von einem der Wärter und öffne die Eisenketten mit denen der Junge gefesselt war. Dann nehme ich ihn an der Hand und führe ihn nach Hause. Natürlich gebe ich meinen Brüdern bescheid wen ich da mitbringe. Thore und Timur sollen die Chance haben Jaron davon abzuhalten mit unseren Kindern zum Spielen zu gehen. Als ich mit Liron unser Haus betrete sitzt Jaron am Küchentisch und hilft noch Max und Maurice bei den Hausaufgaben. Er kann offenbar gut erklären denn die beiden hören ihm wirklich zu. Ich bin fast ein bisschen traurig dass ich das Lernen nun unterbrechen muss. Doch den beiden Brüdern beim Wiedersehen zuzuschauen ist besser als unseren Kindern ein wenig Mathe nahe zu bringen. Die beiden freuen sich ehrlich. Gut dass ich vorhin so viel Kuchen gekauft habe. Nun können wir noch ein Kaffeetrinken, bzw. Kakaotrinken veranstalten. Die beiden Jungs sitzen nebeneinander und strahlen. Unsere Kinder finden Liron genau so nett wie den Bruder und sie sammeln die beiden bald ein damit sie mit ihnen noch ein wenig das Dorf erkunden. "Seid aber bitte zum Abendbrot zurück." ermahnt Timur die Kinder und die versprechen es. Aufgeregt sausen sie durch die Tür und Liron schaut mich mit grossen Augen an. "Hast du keine Angst dass wir abhauen?" fragt er erstaunt. Ich zucke die Schultern. "Ihr seid freie Wölfe. Wenn ihr nicht bei uns leben wollt dann ist das für uns okay. Wenn ihr bei uns bleiben wollt dann freuen wir uns und bieten euch ein Zimmer." Nun strahlt Liron und saust seinem Bruder hinterher. Meine Geschwister und ich gehen zu Mama. Sie muss noch wissen dass wir nun zwei Buben bei uns wohnen haben. Mama freut sich dass wir Liron gefunden haben. Papa ist zu Tränen gerührt. Sebastian knurrt ein wenig und er geht mit Drogo die Gefangen überprüfen. Denn wir haben keine Lust dass sich unsere Gefangenen gegenseitig das Leben schwer machen. Die jungen und kleinen Wölfe werden gesondert von den grossen und kräftigen eingesperrt. Leider ist da ein ganz kleiner Wolf der danach in Tränen aufgelöst ist. Drogo fragt den Kleinen weswegen er so weint und er gesteht dass sein Freund ein kräftiger Wolf ist. Natürlich dürfen die beiden danach wieder zusammen sein. Wir versuchen unsere Gefangenen ja gut zu behandeln. Sie haben uns überfallen, ja. Aber weswegen sie es getan haben leuchtet uns auch ein. Sie haben sich einen Platz zum Leben gesucht. Nun, hier haben sie ihn nicht gefunden. Zumindest nicht so wie sie es sich ausgedacht haben. Wenn wir erst ihren Alpha wieder wach haben können wir mit den Wölfen verhandeln. Ob sie sich uns anschliessen wollen oder ob sie wieder weiter ziehen wollen. Jess, Luz und Maui geben sich gerade alle Mühe den Alpha wieder auf die Beine zu bringen. Sie haben ihn von der Schwelle des Todes gezogen und bisher sieht es ganz gut aus. Sie beschreiben ihn als netten Jungen.

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