"Das wird doch bestimmt gut Yve, hab dich nicht so.","Du brauchst es mir gar nicht schön reden, Mama. Ich werde Lennard nicht zu einer doofen Amazon Prime Premiere begleiten von einer Serie von der er nicht einmal ein Teil ist." murrte ich bloß, bevor ich meinen Kopf wieder senkte und den Artikel über genau diese Premiere auf meinem Laptop weiter las. Meine Mutter kam auf mich zu und klappte schwungvoll das Display herunter, um mich eindringlich anzublicken. "Aber der BVB. Und davon ist Lennard nun mal ein Teil und von der neuen Staffel wird auch er ein teil sein. Ich würde ja an deiner Stelle mitkommen, aber leider muss ich arbeiten. Du kannst ihn doch nicht alleine dort hingehen lassen." redete sie mir ins Gewissen. "Ich habe aber gar nichts auf die Schnelle das ich anziehen kann." versuchte ich noch einmal mich heraus zureden mit der festen Überzeugung, dass Lennard mittlerweile genug Leute kennengelernt hatte in seinem Verein, mit denen er sich gut verstand und den Abend verbringen könnte. "Ich weiß ganz genau, dass du dein Lieblingskleid nicht weggeschmissen hast als wir umgezogen sind." säuselte meine Mutter und zwinkerte mir zu. Für eine kurze Zeit bereute ich es, mir nicht direkt eine eigene Wohnung hier in Dortmund gesucht zu haben, denn mittlerweile war ein Teil meiner Unabhängigkeit verloren. Ich seufzte: "Man Mama, die denken doch eh schon alle Lennard und ich seien ein Paar, weil ich ihn ständig abholen musst und du ihn nicht mit deinem Auto fahren lässt." beschwerte ich mich und warf meinen Kopf in den Nacken. Für einen kurzen Moment fühlte ich ich wieder wie achtzehn. "Nichts da! Keine Diskussion! Ihr geht gemeinsam dahin, komme was wolle." Es war so weit. Wenn Mütter das endgültige Machtwort ausgesprochen hatten, spätestens dann sollte man kapitulieren.
Während mein kleiner Bruder also noch beim Training versauerte, raffte ich mich schweren Herzens vom gemütlichen Sofa auf, ging duschen, schminkte mich seit Wochen mal wieder vernünftig, glättete mir sogar die Haare und schlüpfte dann in mein Lieblingskleid. Es war in einem Hautfarbenen Ton und verziert mit vielen kleinen silbernen Glitzerapplikationen. Danach noch silberne Riemchensandalen mit einem relativ hohen, dünnen Pfennigabsatz und ich war fertig. Wie vor wenigen Tagen vor meinem Vorstellungsgespräch drehte ich mich vor meinem Spiegel hin und her und war mir unschlüssig wegen des relativ gewagten Ausschnitts. Eigentlich war es mir aber egal, denn wenn ich Eines wusste, dann dass ein Paar dieser Spielerfrauen mit Sicherheit noch einen drauf setzen würden.
"Lass uns schnell los, ich war viel zu spät dran." platzte Lennard plötzlich in mein Zimmer herein. Er trug einen schwarzen Anzug mit einer Fliege, passend zu meinen Glitzerapplikationen. Ich lächelte ihn an, seit wann war mein kleiner Bruder bitte so erwachsen?An der Location angekommen musste man allen Ernstes über einen gelben Teppich gehen. Schockiert schaute ich Lennard an: "Da gehst du aber alleine drüber, ich habe da nichts zu suchen." stellte ich direkt klar. "Komm schon ich muss da drüber. Ich will nicht alleine." flehte er und presste seine Hände vor meiner Nase gegeneinander, nur um mit ihnen auch noch vor mir herum zu wedeln. Ich verdrehte meine Augen: "Muss das sein. Du bist doch alt genug. Für mich ist das nichts, in der Öffentlichkeit zu stehen und dann noch diese ganze Aufmerksamkeit." seufzte ich unsicher. Er lächelte: "Komm, nur zwei Bilder. Ich bin ja dabei, dann trauen wir uns gemeinsam." ich nickte und gab mich erneut an diesem Tag geschlagen. Gerade vor uns liefen Blondie und Blondchen über den gelben Teppich. Während sie das Rampenlicht genoss und sich genüsslich an ihn schmiegte, war er eher verhalten; grinste peinlich berührt in die blitzenden Kameras und versuchte so viel Abstand wie möglich zu ihr zu halten. Was war da bloß los bei denen? Es hatte mich zwar nicht zu interessieren, dennoch war der Artikel über Körpersprache letztens echt interessant und man konnte einige Situationen direkt auf die Zwei übertragen. Außerdem wirkte er auf mich immer eher, ja so ziemlich single. Immer versuchte er das Thema Scarlett zu vermeiden und richtete seine Worte so aus, dass man nicht herausfiltern konnte, was da gerade abging. Eins war aber klar, für sie war da anscheinend noch Liebe im Spiel. So sehr ich sie auch unsympathisch fand, dennoch merkte ich, dass sie sehr viel für ihn empfand. Nur ihn, ihn konnte ich nicht deuten. Sein Verhalten war mir ein reines Rätsel. Gerade als ich meinen Blick von dieser bizarren Situation abwenden wollte, bemerkte der Profifußballspieler, dass Lennard und ich darauf warteten, endlich auch über den Teppich herüber gehen zu können. Wie sehr ich mir gewünscht hätte, dass er uns gar nicht erst sah, dass er nicht wusste das ich auch da war, wurde mir jetzt erst bewusst. Er konnte seinen Blick gar nicht mehr von mir lassen, bis er von Scarlett mitgezogen wurde vom nächsten Reporter. Mit einem Mal fühlte ich mich total unwohl und wäre am Liebsten direkt gegangen. Ihr Kleid war total eng, hatte einen sehr hohen Beinausschnitt. Sie war sehr dünn und in dem Schwarz ihres Kleides ging sie beinahe in der Menschenmenge und dem dunklen Hintergrund unter. Immer wieder warf mir Marco einen Blick zu. Obwohl ich es bemerkte, machte ich bei diesem Spiel nicht mit und tat so als würde ich es nicht mitbekommen, als könnte ich seinen grün-braunen Augen widerstehen und durch sie hindurch sehen. Plötzlich wurde ich von jemanden auf meiner Schulter angetippt. "Hallo Yve, das ist aber schön dich hier wieder zu treffen!" herzlich zog Jenny mich in ihre Arme kurz nachdem ich mich zu ihr umgedreht hatte etwas perplex schaute ich währenddessen in die Augen ihres Mannes, der mir entschuldigend zu zwinkerte, bevor er meinen Bruder mit Handschlag begrüßte. Als ich ihr von meiner Angst erzählte bot sie an, dass wir gemeinsam zu viert über den Teppich gehen könnten. Ehrlich gesagt nahm ich es dankbar an und war froh, dass auch die beiden es so sahen wie Lennard und ich - kurz rauf und direkt wieder herunter. All das, während Marco immer noch dort versauerte, aber nicht ohne mich anzulächeln, als ich unmittelbar an ihm vorbei ging. Während wir vier also direkt die Bar ansteuerten, die Männer Bier und Jenny und ich Rotwein bestellten, fing sie auf einmal an aus dem Nähkästchen zu plaudern: "Marco ist ein ganz Lieber. Nur seine Freundin, diese Scarlett, irgendetwas stimmt da nicht und eigentlich sagt er Marcel auch jedes Mal die seien getrennt. Oder Marcel?" sie stupste ihren Ehemann an, der aus einer Art Trance erwachte und sich überlegend über den Bart strich: "Ja das stimmt schon. Marco sagt er hat sich getrennt. Aber ich weiß nicht was da abgeht und warum sie trotzdem zu den Spielen kommt oder mit ihm auf solchen Veranstaltungen ist. Ausgezogen aus deren gemeinsamen Wohnung ist Marco jedenfalls. Schließlich habe ich ihm beim Umzug geholfen. Ich bin nur froh, dass du dich nicht so beeinflussen lässt von ihr, wie die anderen Frauen." Marcel zuckte mit den Achseln und lächelte seine Frau an, sie lächelte stolz zurück. Als Lennard und Marcel ihr Gespräch dann wieder aufgenommen hatten, wendete sie sich kurzerhand von den Beiden ab und schaute mir eindringlich in die Augen, während sie meine Hände mit ihrem umschloss: "Ich habe gesehen wie er dich angeguckt hat Yve, ich weiß nicht was zwischen euch läuft, aber lass dich von Scarlett nicht beeindrucken. Marco ist es wert ihn näher kennen zulernen." sprach sie mir ins Gewissen. Ich konnte ein Lachen nur schwer unterdrücken und drückte ihre Hände: "Ich kenne ihn kaum, egal was er mir für Blicke zu wirft, es interessiert mich nicht. Aber von dieser Scarlett sollte er sich lieber nicht beeinflussen lassen. Ich habe mit den Beiden nichts zu tun." stellte ich klar und holte die zwei Rotweingläser von der Theke: "Und jetzt Prost! Der Abend wir nicht von komplizierten Geschichten zerstört." grinste ich Jenny an, die amüsiert ihren Kopf schüttelte, bevor wir unsere Gläser aneinander klirren ließen.
DU LIEST GERADE
Schmetterlingseffekt
FanfictionKann man alles einfach so stehen und liegen lassen für die Profikarriere des eigenen Bruders? Genau dafür entscheiden sich die 26-Jährige Yve Kühnert und ihre Familie. Obwohl sie in ihrem Alter schon für sich selbst sorgt lässt sie gemeinsam mit ihr...