Als ich Zuhause in meinem eigenen Bett aufwachte fuhr ich mir verzweifelt durchs Gesicht. Nein, ich hatte leider nicht auf mysteriöse Weise über Nacht vergessen in welcher misslichen Lage ich mich befand. Verzweifelt schob ich erst mein linkes Bein über die Bettkante, dann mein rechtes. Es war doch zum Mäuse melken. Wie sollte ich da nur wieder heraus kommen? Meine Zehen berührten langsam die kalten Fliesen. Ich versuchte mich daran zu gewöhnen und fuhr mir währenddessen durchs Haar. Sollte ich Lennard jetzt darauf ansprechen? Nein, so früh war es nicht gut. Er hatte heute zwei mal Training. Egal, es war noch früher morgen. Ich hatte noch genug Zeit. Hauptsache heute, irgendwann. Leon schlummerte fest neben mir in meinem Bett. Ich kam so spät wieder, dass er zum Glück schon schlief. Bevor ich ins Bett kam ging ich glatt nochmal duschen, damit er den Duft von Marcos Parfum nicht roch. Leon roch immer nach diesem Standard Männerduft, nach diesem einen Parfum, das alle Männer trugen. Marco jedoch roch immer so edel, irgendwie anders als andere Männer und vor allem besser. Ich wusste nur nicht was es war, konnte andererseits aber auch nicht genug davon bekommen. Es ließ mich trotzdem hundeelend fühlen. Ich verhielt mich schon wie eine Betrügerin und das war nicht richtig. Ich wusste nur nicht welche Entscheidung die richtige sein würde. Leise machte ich mich auf den Weg zur Tür und schloss sie leise hinter mir. Irgendwie fiel eine gewisse Anspannung von mir ab. Vor der Arbeit musste ich mir erstmal meinen heißgeliebten Kaffee machen. Plötzlich traf ich auf meine Mutter. Es war unerwartet. Ehrlich gesagt hatte ich jeden Gedanken an sie verdrängt und natürlich auch an ihren Beruf. Ich hatte da so eine dämliche Vorahnung. Damit musste ich sie als erstes konfrontieren. Ich musste einfach auf ihre Qualitäten als Mutter hoffen und darauf, dass ich sie nicht völlig verloren hatte. Ich setzte mich also an den Küchentresen, während meine Mutter sich einen Kaffee machte. Verwundert schaute sie zu mir hoch. Ich seufzte laut, fasste mir dann aber ein Herz: "Mama, sei bitte ehrlich zu mir." begann ich. Sie schaute mich schräg an. "Hast du deinen Job wirklich gekündigt oder mir nur etwas vorgemacht?" fragte ich leise. Nicht das Lennard es noch hörte, denn ich wusste mittlerweile damit umzugehen. Sie schüttelte den Kopf: "Ich habe ihn nicht gekündigt." murmelte sie leise. "Okay, dann haben wir nun beide ein Problem." lachte ich verzweifelt. Sie runzelte ihre Stirn und kam zu mir herüber. Ich erzählte ihr alles, schüttelte ihr mein Herz aus und erklärte ihr, warum Marcos Exfreundin so etwas tat und sie war verständnisvoll. Alles von A bis Z. Sie nahm mich in den Arm: "Das kriegen wir zusammen hin Süße. Du wirst nicht wieder grundlos der Sündenbock sein. Diesmal bin es ich und du hältst nicht schon wieder deinen Kopf hin. Das mit Leon und Marco, da kann ich dir nur sagen hör auf dein Herz. Du bist zwar verwirrt aber tief in deinem Inneren weißt du doch, wen du liebst." Ich nickte und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Mir tat es unglaublich gut, endlich mit jemandem zu reden. Klar, mit Jenny zu reden, das hätte auch gut getan, aber mit der eigenen Mutter, das war was anderes. Das war besser. Das tat unglaublich gut. Wir tranken gemeinsam unseren Kaffee aus, danach machte ich mich fertig für die Arbeit. Kurz bevor ich zu Tür hinaus ging, um arbeiten zu gehen fing meine Mutter mich ab: "Sei heute Abend nicht zuhause, dann kümmere ich mich darum." und zwinkerte mir zu. Trotzdem war sie nicht sehr froh. Ich auch nicht, ich hatte Angst und war nervös. Aber beschützen konnte ich Lennard nicht vor allem und so ging ich aus der Tür hinaus und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Die frische Luft tat unglaublich gut. Die Morgensonne war schon unglaublich stark und ich konnte jeden ihrer Strahlen gebrauchen. Sie machten meine Laune besser. Immerhin erhellte sich nun der Horizont ein wenig.
Auf der Arbeit ging ich nun immer und immer wieder in meinem Kopf durch, wie ich es Leon sagen könnte. Natürlich persönlich. Am besten nicht bei mir Zuhause. Kurzerhand entschied ich mich voller Tatendrang ihn nach meinem Schichtwechsel ins Café um die Ecke einzuladen. Natürlich war mir als ich dann Tatsächlich davor stand mulmig zumute. Als er mich zur Begrüßung küssen wollte, wehrte ich seinen Versuch mich zu Küssen ab. Er schaute irritiert, als würde er schon ahnen was im nächsten Augenblick passieren würde. Ich bestellte nichts während bei ihm schon dieser riesige Kaffee-Latte stand, als würden wir ganz normal zu Mittag essen. Ich seufzte, fuhr wie so oft an diesem Tag schon wieder durch mein Gesicht und schaute ihm in die Augen: "Leon es tut mir leid, aber ich kann das nicht. Ich glaube es war alles viel zu überstürzt nach dieser abrupten Trennung von Marco. Es tut mir unglaublich leid. Ich wollte dir nie weh tun. Ich liebe dich auch, nur eben nicht mehr so wie vor einigen Monaten. Ich glaube, wir sollten uns trennen." stotterte ich mir eine Erklärung zusammen. In meinem Kopf hörte die sich irgendwie besser an als ausgesprochen. Leon schaute mich schockiert an und sagte nichts. Sein Blick wanderte zu Boden. Er überlegte ein paar Sekunden. Dann stand er auf, ohne mich eines Blickes zu würdigen und ging. Ich legte kurz, wütend auf mich selbst und auf alles in dieser Welt, meinen Kopf in den Schoß. Wahrscheinlich hatte ich ihn nun ganz verloren und das für immer. Lennard war sobald er das alles erfuhr mit Sicherheit unglaublich sauer auf mich. Das lustige war, dass ich mich frei fühlte. Ich fühlte mich so unglaublich gut und hätte Bäume ausreißen können. Da erste mal seit einer langen Zeit hatte ich endlich mal wieder an mich gedacht und meine Gefühle ins reine gebracht. Ich bezahlte den Kaffee, trank ihn aber nicht aus. Das wäre falsch gewesen. Ich ging aus der Tür und plötzlich erschien mir alles so leicht. Die Sonne schien, das Wetter war seit Wochen fabelhaft. Ich wollte glücklich sein und hatte es auch endlich verdient, trotz dieser dämlichen Fehler, die ich gemacht hatte. Nur unterschwellig, da wusste ich, dass noch einiges auf mich zukommen würde. Das blendete ich aber erstmal aus.
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Schmetterlingseffekt
FanfictionKann man alles einfach so stehen und liegen lassen für die Profikarriere des eigenen Bruders? Genau dafür entscheiden sich die 26-Jährige Yve Kühnert und ihre Familie. Obwohl sie in ihrem Alter schon für sich selbst sorgt lässt sie gemeinsam mit ihr...