"Yve? Mit dir habe ich hier ja gar nicht gerechnet heute!" lächelte Jenny zwei Wochen später auf dem Trainingsplatz und kam mir schnell entgegen um mich wie sie es immer tat zur Begrüßung zu umarmen. Sie hatte recht, ich hätte auch nicht mit mir gerechnet. Leon aber wollte Lennard unbedingt beim Training zusehen, da konnte ich nicht nein sagen nachdem er mir wochenlang alles von den Lippen abgelesen hatten. Die Sommernächte die wir gemeinsam verbrachten waren wunderschön und wie früher. Wir grillten, hatten uns mit freunden getroffen, Lagerfeuer gemacht und sind an den See gefahren. Alles ganz ohne Fußball und Starallüren und Menschen die einem Steine in den Weg legten. Es war beinahe so als hätte nie etwas zwischen uns gestanden und deshalb war ich auch so optimistisch und dachte, dass es zwischen uns klappen würde. "Ich war in der Heimat bei Leon." grinste ich glücklich. Sie schaute mich fragend, aber zugleich auch schockiert an: "Bei deinem Ex-Leon?" fragte sie vorsichtig. Sie schien sich überwinden zu müssen, mir zu glauben. Ich nickte aber begeistert: "Ja, er ist bloß nicht mehr mein Ex, wir sind wieder zusammen." verkündete ich strahlend, obwohl ich eigentlich vorhatte zu warten. Die Euphorie hatte mich irgendwie plötzlich gepackt. "Wie bitte?" fragte Jenny schockiert, verpackte es aber geschickt lässig. Ich runzelte die Stirn: "Ja, nach dem Stress mit Marco ist mir klar geworden, dass ich eigentlich nur ihn möchte und keinen Fußballspieler der mich auch noch nach einer Woche betrügt. Leon war immer ehrlich, treu, bewundernswert." schwärmte ich ihr vor. "Aber Marco und du - das passte doch wie Arsch auf Eimer." sagte sie empört. Sie konnte meine Schwärmerei nicht nachvollziehen. Das hätte ich wahrscheinlich auch nicht können, wäre ich an ihrer Stelle gewesen. Ich schaute mich kurz um, ob Leon schon kam, der noch einen Parkplatz suchte und sah sie dann beleidigt und vielleicht auch ein Bisschen eingeschnappt an: "Vielleicht dachten wir das, aber da waren wir zwei wohl die einzigen. Die, die hier zusammen passen sind Marco und Scarlett e basta. Ich liebe Leon, das weiß ich jetzt mehr denn je und das bleibt auch so ganz sicher. Vielleicht brauchte ich ja so einen Schubs in die richtige Richtung, meinst du nicht?" rechtfertigte ich mich betont standhaft. Jenny knirschte mit ihren Zähnen und seufzte: "Okay, wenn es dich glücklich macht. Aber verrenne dich bitte nicht Süße. Ich werde dir nichts ausreden hier." murmelte sie nachdenklich. Ich zuckte mit den Achseln und strahlte Leon an der daraufhin endlich mit großen Schritten auf uns zu kam. "Hi, ich bin Jenny." lächelte sie ihn zuvorkommend an, als wäre gerade nichts gewesen. Ich war ihr dankbar, dass sie ihm den Start relativ leicht machte. Auch Leon stellte sich natürlich vor. Das konnte doch nur gut laufen, dachte ich mir zufrieden. Leon stellte sich neben mich und legte seinen Arm um meine Hüfte, um mich vorsichtig an sich heran zu ziehen. Ein bisschen unangenehm war es mir schon vor Marco, der uns zufällig genau in diesem Moment schockiert beobachtete. Natürlich versuchte er zu überspielen, dass er es sich nicht mit ansehen konnte, zwischen mir und Leon, aber wenn nicht ich wusste wie blöd sich das anfühlte, sowas mit anzusehen, wer dann? In mir schlich sich der Gedanke ein, dass ich es hätte verhindern können, vielleicht sogar sollen. Mich überkam das schlechte Gewissen. Ich spielte gerade mit ihm genau so wie er es mit mir tat. Das hieß, ich war kein Stück besser als er. Jedenfalls wenn man bedachte, dass er überhaupt Gefühle für mich hatte, schließlich wusste ich das nicht mehr so genau. Eigentlich wollte ich gar nicht Feuer mit Feuer bekämpfen. Das war nicht meine Art, aber vielleicht war das die perfekte Rache an ihn. Wie unempathisch von mir, dachte dich das Engelchen in mir. Es hatte recht. Am liebsten wäre ich sofort wieder gegangen. Das hätte ich Leon aber nie erklären können. Als Lennard uns beide dann auch noch sah kam er glücklich zu uns. Wenigstens er war froh, dass wir beide wieder zueinander gefunden hatten. Sie waren schließlich sehr gute befreundet und verstanden sich einfach so gut wie ohne Worte. Die Zwei verabredeten sich an der Bande kurzerhand, nachdem Lennard mit dem Duschen fertig war. Er wollte ihm das Trainingsgelände zeigen. Da leuchteten bei Leon als Dortmund-Fan natürlich die Augen auf. Ich ging mit Jenny also spontan in ein Café in der Innenstadt. Ich wollte nachhaken warum sie meine Beziehung mit Leon nicht für gut hieß, oder sie nicht so positiv darauf reagierte wie ich eigentlich gedacht hatte, Vielleicht würde sich das auch legen, nachdem sie ihn etwas kennengelernt hatte. Schließlich war er ein sehr netter Mann und ich war wirklich froh ihn zu haben und wollte mich nicht auf Marco festlegen, nachdem er mich so verletzt hatte. Das würde so passen, eigentlich Leon war ein sicheres, treues Pflaster. „Yve und du bist dir sicher, dass das keine trotz Reaktion von dir war, um Marco eins auszuwischen?" hakte Jenny noch einmal nach. Ich überlegte etwas: „Nein, ich will Marco nichts auswischen, ich habe ihn sehr gerne. Das heißt aber nicht, dass ich nicht an Leon denken darf. Als Lennard voller Wut Marco eine geknallt hat, ab da musste ich einfach wieder daran denken was ich in Leon hatte, als wäre ich endlich nicht mehr geblendet von diesem blonden Fußballspieler." Jenny hörte mir aufmerksam zu, grübelte aber weiter: „Du weißt, dass ich die letzte wäre die dich dafür kritisieren würde. Ich fände es für Leon nur unfair, wenn er als Lückenfüller für Marco gilt nur weil dieser Scarlett hat. Ich habe Angst, dass du dich da gerade derbe in etwas verrennst. Das hätte Leon nicht verdient. Der legt dir ja anscheinend den Boden zu Füßen. Gleichzeitig, nur weil er das macht heißt es nicht, dass du automatisch glücklich mit ihm wirst. Vielleicht spielen deine Hormone dir gerade einen Streich." erklärte sie mir ihre Bedenken. Sie brachte mich total ins Grübeln. Ich befand mich in einem Zwiespalt, denn irgendwo hatte Jenny recht. Dennoch wusste ich, dass ich Leon eigentlich aufrichtig liebte. Hatte sie recht und ich nutzte ihn unterbewusst nur aus, um mich an Marco Rechen zu können?
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Schmetterlingseffekt
FanfictionKann man alles einfach so stehen und liegen lassen für die Profikarriere des eigenen Bruders? Genau dafür entscheiden sich die 26-Jährige Yve Kühnert und ihre Familie. Obwohl sie in ihrem Alter schon für sich selbst sorgt lässt sie gemeinsam mit ihr...