Als ich unser Haus betrat, hörte ich laute eine Tür zu knallen. Ich schaute meine Mutter an, die mir einen verzweifelten Blick zuwarf. „War das Leon?" fragte ich kleinlaut, in der Hoffnung ich könnte noch einmal mit ihm reden damit unsere Freundschaft ein nicht ihr endgültiges Ende findet. Irritiert schüttelte meine Mutter den Kopf und seufzte laut. Danach legte sie ihren Kopf in den Nacken. Es sah so aus als würde sie ein kleines Stoßgebet an den Himmel senden, bevor die sich wieder an mich wandte: „Nein, das war Lennard. Er hat es wohl nicht so gut aufgefasst wie ich es mir erhofft hatte." gab sie nun kleinlaut zu. Nun war ich es, die seufzte: „Ich habe gerade mit Leon Schluss gemacht, ich dachte er wäre vielleicht hier." Lennard kam plötzlich in voller Sportmontur aus seinem Zimmer: „Ich gehe jetzt zum zweiten Training." murmelte er leise vor sich her und warf mir einen kritischen Blick zu. Mir kam in diesem Moment ein Geistesblitz. Wenn Leon nicht hier war, dann konnte er in seiner Wut nur Marco aufsuchen und wenn er nicht wusste wo Marco wohnte, dann konnte er nur zum öffentlichen Abendtraining nach Brackel abdampfen. Insgeheim hoffte ich er würde es nicht tun. Ich musste an Marcos Auge und an seine Nase denken, die gerade erst abheilten, nachdem Lennard ihm eine verpasst hatte. Wenn Leon wütend war, da ging es schon öfters mit ihm durch. „Warte!" rief ich meinem kleinen Bruder also hilfesuchend hinterher. „Was ist los?" fragte er irritiert. Ich winkte ab: „Lass mich mit fahren ich erkläre es dir im Auto." und stieg zu ihm ein. Irgendwann räusperte Lennard sich: „Warum hast mir nicht das von Mama erzählt? Ich hätte euch doch helfen können." quetschte er daraufhin förmlich aus sich heraus. „Ach Lennard. Ich habe mich inzwischen damit abgefunden. Es ist ihre Entscheidung und sie will damit ihr Geld verdienen und es dir nicht aus der Tasche ziehen. Mehr weiß ich auch nicht. Mach dir da erstmal keinen Kopf drüber. Du kannst ihr nicht helfen und vor allem nichts dafür." sprach ich ihm Mut zu. Er seufzte, steckte es aber besser weg als ich dachte. Er war ziemlich erwachsen geworden in den letzten Monaten und das machte mich sehr stolz. Was ich wusste war, dass er sich keine Vorwürfe machen sollte. Genau so wenig wie ich. „Wir mussten es dir jetzt sagen, weil Marcos Exfreundin damit an die Presse wollte. Sie will Marco ein Kind anhängen damit er bei ihr bleibt. Er hat mich gar nicht betrogen." erklärte ich aufgelöst. „Und warum musst du dann jetzt mit nach Brackel?" fragte mich Lennard irritiert. Ich haderte mit meinen Worten. Das Trainingsgelände war schon in Sichtweite. Man hatte ich mich da in was verrannt. Ich wollte einfach nur, dass der Spuck endlich vorbei war. „Ich habe Mist gebaut" rang ich mit den Worten. Natürlich wusste ich das. Es war total falsch von mir Leon zurück zu wollen. Ich war gekränkt und wollte eine Schulter haben an der ich mich ausweinen konnte. Damit hatte ich ihn sehr verletzt. Als Lennard auf das Gelände einbog sah er genau wie ich direkt Leons Auto. „Sag jetzt nicht du hast mit Leon Schluss gemacht?" fragte er irritiert. Mir liefen jetzt schon die Tränen an den Wangen herunter. Ich nickte: „Ja, ich weiß es war total unfair von mir ihn so auszunutzen aber ich kann nicht mit ihm zusammen bleiben unter diesen Umständen. Ich liebe Marco." hauchte ich leise. Noch bevor ich aus dem Auto springen konnte, hielt Lennard mich an meinem Handgelenk fest: „Hör zu Yve, Leon ist zwar deine Jugendliebe, aber nur weil er es ist heißt es nicht, dass du auf ewig an ihn gebunden sein solltest. Auch wenn du das vielleicht gedacht hast. Er hat sich geändert, aber so auch du." Ich nickte und bedankte mich lächelnd bei ihm. Nachdem ich mir verhalten die Tränen aus dem Gesicht wischte, stiegen Lennard und ich gleichzeitig aus dem Auto aus und rannten förmlich in Richtung Sportplatz. Wir sahen, wie Marco gerade schon aus der Kabine im Richtung Platz lief und von Leon abgefangen wurde. In mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Lennard rief Marco, damit er bemerkte wie Leon auf ihn zu kam, aber da war es schon fast zu spät Leon kam auf ihn zu und schubste ihn von sich weg. Danach fing es schon an außer Kontrolle zu geraten, ich hatte Marco noch nie so aggressiv gesehen. Wahrscheinlich hatte er langsam genug davon ständig eine verpasst zu bekommen und wehrte sich einfach dagegen. Vielleicht war er auch sauer darauf, dass ich zuerst mit Leon geredet hatte, anstatt nochmal mit ihm. Ich fühlte mich so unglaublich schlecht. Lennard war natürlich schneller als ich und erreichte die beiden, noch bevor irgendwer von ihnen böse verletzt wurde. Ich stand etwas weiter Abseits und heulte mir die Augen aus. Ich war sauer auf mich, sauer auf Leon, sauer auf Scarlett. Das alles hätte nicht passieren müssen, aber egal was die anderen falsch gemacht hatten war ich der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Sache. Hätte ich erwachsener gehandelt wäre es nicht dazu gekommen. Lennard stellte sich schützend zwischen Marco und Leon und redete intensiv auf die beiden ein. Nachdem er ordentlichen Ärger vom Verein bekam als er Marco angegangen war, konnte er sich erneute Handgreiflichkeiten nicht leisten. Aber sie schienen sich zu beruhigen. Als dem so war, machte ich vorsichtig ein paar Schritte auf die beiden zu. Ich wollte nie, dass es so weit kam. „Es tut mir leid." sagte ich mit Tränen in den Augen in die Runde. Während Leon mich hasserfüllt anblickte, warf Marco mir einen verständnisvollen Blick zu. „Ich wollte nicht, dass es so weit kommt Leon, es tut mir wirklich leid." wiederholte ich mich. Marco wusste ja, dass ich mittlerweile alles bereute und wusste, dass ich hätte anders handeln müssen. Lennard ging mit Leon in Richtung Parkplatz und redete auf ihn ein. Ich war so dankbar meinen kleinen Bruder, der immerhin jetzt doch nicht mehr so klein war, zu haben. Marco schloss mich umgehend in seine Arme und streichelte mir beruhigend über den Rücken: „Das wird alles schon wieder, jetzt kann uns erstmal keiner mehr im Weg stehen." murmelte er leise. Ich schaute zu ihm hoch. Wie lächelten uns an, bevor er gefühlvoll seine Lippen auf meine drückte.
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Schmetterlingseffekt
FanficKann man alles einfach so stehen und liegen lassen für die Profikarriere des eigenen Bruders? Genau dafür entscheiden sich die 26-Jährige Yve Kühnert und ihre Familie. Obwohl sie in ihrem Alter schon für sich selbst sorgt lässt sie gemeinsam mit ihr...