37.

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Es war der nächste Morgen. Ich wachte auf, als Marco sich von hinten an meinen Rücken schmiegte. Ich genoss das prickeln auf meiner Haut als sein Atem meinen Nacken streifte und grinste in mich hinein. Man tat das gut. Langsam drehte ich mich zu ihm un und schlang meine Arme um meinen Hals. Unsere nackten Oberkörper schmiegten sich aneinander. Marco grinste mich glücklich an: "Gut geschlafen?" fragte er leise. Ich nickte: "Wer ist nicht müde, nachdem man eine Stunde lang im dunkeln eine Halde hinunter gekrackselt ist." schmunzelte ich. Marco musste auch lachen und gab mir einen kurzen Kuss. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen aus den Augen. Welcher Tag war heute nochmal? Hektisch befreite ich mich aus seinen Armen und rutschte herüber zu meinem Nachttisch um auf mein Smartphone zu schauen. "Was ist los?" fragte Marco vorsichtig. "Mist" murmelte ich und suchte meine Klamotten vom Boden auf: "Ich habe ganz vergessen das ich arbeiten muss!" hastete ich aufgeregt und sprang auf und ab, um in meine Hose zu kommen. Marco ließ sich schmollend in die Kissen sinken. "Kommst du danach wieder her? Ich kann auch etwa kochen?" fragte er erwartungsvoll. Ich ging auf ihn zu während ich mir einen Zopf band: "Ich wäre auch ohne das du extra kochst gekommen." grinste ich und küsste ihn kurz. Als ich mich von ihm löste kam er mit seinem Kopf höher und drückte unsere Lippen erneut aufeinander. Lächelnd strubbelte ich durch sein Haar und winkte ihm noch einmal zu bevor ich das Zimmer und seine Wohnung verließ. "Warte!" rief Marco mir im Hausflur hinterher. Verblüfft wie schnell er in seine Klamotten gesprungen sein musste schaute ich die Treppen hoch und warf ihm einen fragenden Blick zu. "Wenn du noch pünktlich sein willst, muss ich dich fahren. Ich habe dich doch schließlich abgeholt." zwinkerte er mir zu, als er mich im Vollspeed auf der Treppe überholte.

Zuhause hatte ich es tatsächlich geschafft zu duschen und mich vernünftig anzuziehen. Ich konnte mich zurecht machen, ein paar Klamotten zusammen packen, um bei Marco über Nacht bleiben zu können und musste mich nur ein wenig beeilen, um zur Arbeit zu kommen. Dann stand ich da, wie immer nicht gerade zufrieden mit meinem Beruf, sondern eher gelangweilt und genervt, aber ich war glücklich. Das erste Mal seit langem freute ich auf den Tag und mein Leben schien sich nach den anfänglichen Schwierigkeiten endlich wieder eingependelt zu haben. Ich blätterte in Gedanken versunken im Angebotsprospekt  des Geschäfts herum, als plötzlich die Ladenglocke läutete. "Na du? Ich dachte ich bringe dir mal einen Kaffee vorbei." grinste Jenny mich plötzlich an und hielt mir das heiße Gebräu unter die Nase. Ich strahlte direkt. Den konnte ich echt gut gebrauchen. Nach der fluchtartigen Aktion heute Morgen bei Marco fiel mein morgendliches Kaffee-Ritual natürlich flach. "Als könntest du meine Gedanken lesen!" strahlte ich und nahm ihr den Coffe-To-Go-Becher aus der Hand, aus dem es wie wild dampfte. "Warum bist du denn so am lächeln? Macht der Kaffee dich so glücklich?" schmunzelte Jenny gleich. Ich zuckte mit den Achseln: "Vielleicht." warf ich in den Raum. Jenny bemerkte natürlich sofort den Unterton in meiner Stimme. Ihre Augen wurden groß und ihr Mund stand offen: "Nein" grinste sie. Ich schaute sie fragend an. "Du und Marco? Habt ihr euch endlich zusammen gerauft?" fragte sie mich. Ich nickte: "Ja wir haben über alles gesprochen. Marco hat sich etwas total besonderes einfallen lassen. Wir waren auf einer Halde und von dort hat er mir Dortmund von oben gezeigt. Danach bin ich mit zu ihm gefahren." schwärmte ich. Jenny wackelte mit den Augenbrauen: "Endlich. Mensch das hat aber auch lange gedauert zwischen euch beiden. Ich dachte schon nach der Aktion von Marco sei alles verloren. Da bin ich aber stolz auf ihn, dass er das Ruder nochmal herum reißen konnte." grinste Jenny zufrieden. Endlich war mein Kaffee so weit abgekühlt, dass ich den ersten Schluck trinken konnte. Ich nickte strahlend als ich den Becher absetzte. Jenny warf mir schon wieder einen fragenden Blick zu. "Was?" lachte ich stirnrunzelnd. Sie räusperte sich: "Und Jetzt? Seid ihr ein Paar?" fragte sie neugierig. Ich überlegte kurz. Waren wir das? Ich war mir nicht sicher. Ich war bereit dazu, eine Beziehung mit ihm einzugehen. Das hieß aber nicht, das wir gleich zusammen waren. Ich wollte ihn aber auch nicht fragen: "Ich weiß es nicht." murmelte ich und zuckte mit den Achseln. Irgendwie fühlte ich mich in  meine Teenager-Jahre zurückversetzt. "Das kommt schon von alleine." baute Jenny mich auf und versenkte unsere Kaffeebecher im Müll. "Ganz sicher." grinste ich. Von diesen Gedanken wollte ich mich nicht beeinflussen lassen. Ich freute mich eher, dass ich glücklich war und sich alles zum guten gewendet hatte. Ich war froh ihn zu haben. "Man, hier ist ja echt der Hund begraben." säuselte Jenny vor sich hin, als sie durch den Sportladen in dem ich arbeitete schlenderte und ihn inspizierte. Sie hatte recht. Ich musste leise lachen: "Du hättest es heute morgen mal mitbekommen sollen. Ich war ein wenig zu spät und das am ersten Arbeitstag nach meinem Urlaub. Meinst du das hat den Chef interessiert? Er hat abgewunken mit der Begründung heute sei eh nichts los." Jenny lachte: "Er hat recht. Wann ist dieser Laden denn auch mal voll? Die Lage hier ist nicht optimal für ein Sportgeschäft. Dabei könnte man in Dortmund so viel aus so einem Geschäft machen." überlegte sie laut. Ich stimmte ihr zu: "Stimmt, ist mir aber egal. Das ist schließlich sein Problem. Hauptsache mein Lohn wird am Ende des Monats auf mein Konto überwiesen." Wir beide schmunzelten. Aber ihr Gedanke ließ mich nicht los. Sie hatte recht. Man konnte so viel aus einem Sportgeschäft in dieser Stadt machen. Besonders was den Fußball anging. Doch diesen Gedanken schob ich erstmal Beiseite. Schon bald nachdem Jenny verschwand fand der Schichtwechsel statt und ich konnte endlich gehen. Natürlich war mir bewusst, dass man so nicht sein Leben lang arbeiten konnte. Irgendwie dachte ich jedoch nie richtig darüber nach was für mich eine Alternative wäre. Sobald ich den Laden verließ, um zu meinem Auto zu gelangen verflogen diese Gedanken auch wieder. Ich musste direkt Grinsen. Hoffentlich hatte Marco etwas gutes gekocht, ich hatte echt Kohldampf.


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