"Marco ich weiß nicht was ich jetzt sagen soll." murmelte ich leise. Ich entschloss mich dazu ihm zu glauben. Ich hatte ihn so gut kennengelernt, dass ich mir sicher sein konnte. Er würde nicht wie ein Häufchen elend vor mir stehen und mir schamlos ins Gesicht lügen, so jemand war er nicht. "Bitte, lass es uns zusammen durchstehen." bettelte er leise. Dabei kickte er achtlos einen Stein zu Seite. "Marco, ich habe jetzt Leon. Es wird niemanden interessieren, dass meine Mutter ein paar Monate lang so einen Job ausgeübt hat-" "Aber was ist mit Lennard? Du hast immer gesagt du willst nicht, dass er es so erfahren müsste." murmelte er leise. An Lennard hatte ich gar nicht gedacht. "Ich - Ich habe aber gar keine Ahnung, wie wir da gemeinsam herauskommen sollen." murmelte auch ich nun verzweifelt. Er verschränkte plötzlich unsere Finger miteinander und schaute mich mit seinen in der Abendsonne gold-glänzenden Augen an. Irgendwie kribbelte alles, als er mich wieder berührte. "Ich werde Lennard von den Tätigkeiten unserer Mutter erzählen und du musst einfach nach der Geburt des Kindes auf einen Vaterschaftstest bestehen." gab ich nach: "Dann kann sie dir nichts mehr anhaben." fügte ich hinzu. Ich merkte, dass ihm eine große Last von der Schulter fiel, aber ich wusste, dass es ihm nicht reichte. Er war immer noch so nervös un fuhr sich durch die Haare. "Und wir?" zwang er über seine Lippen nach einer kurzen Denkpause. "Wir?" fragte ich ungeniert und gedankenverloren. Es war wohl wieder Zeit für meine Vorwürfe. Hätte ich erst darauf warten sollen, dass sich zwischen Marco und mir der Horizont erhellt, bevor ich mich Leon wieder an den Hals schmiss? War ich an dem Bruch unserer Beziehung schuld, weil ich direkt davon ausging, dass er mich betrog? Hatte ich ihn etwa alleine gelassen? Aber ich konnte doch schlecht ahnen, dass Scarlett so verrückt geworden war. Irgendwie stürzte nun alles auf mich ein. "Marco, ich kann es dir nicht sagen. Was soll denn zwischen uns sein?","Ich weiß, dass du noch Gefühle für mich hast, Yve. Das sehe ich in jedem Blick. Lass uns doch diesen schlimmen Start vergessen und zusammen, von neuem Beginnen." Natürlich hatte mein Herz Marco noch nicht ganz abgeschrieben, wie denn auch nachdem er sich so charmant in mein Herz geschlichen hatte? Ihn so zu sehen machte mich mindestens genauso fertig wie ihn. "Natürlich habe ich noch Gefühle für dich. Meinst du die verschwinden so einfach?" fragte ich ihn, sarkastisch wie ich war. "Und Leon? Warum bist du wieder zu ihm zurück? Und dann auch noch so überstürzt?","Weil ich keine Lust mehr hatte auf abgehobene Menschen und Fußballer. Leon ist eine sichere Bank für mich und ich liebe ihn irgendwo in mir drinnen mit Sicherheit noch genauso, wie ich es tat bevor ich nach Dortmund gekommen bin. Aber vor allem liebt er mich und weiß mich zu schätzen." Marco hörte mir zu und seufzte dann: "Warum ist dir eine Person wichtiger, die für dich eine sichere Bank ist, als jemand den du wirklich liebst?" fragte er verzweifelt. Ich zuckte mit meinen Achseln. Vielleicht war ich langsam zu alt, um noch unnötig Zeit zu verlieren. Ich fühlte mich langsam als wäre ich in einem Teenage-Drama. Als ich bemerkte, dass unsere Unterhaltung zu nichts mehr führte, beschloss ich mich dazu, aufzuhören. "Hör zu, ich danke dir von Herzen, dass du mit mir darüber geredet hast und ich Lennard jetzt behutsamer als durch die Presse darauf vorbereiten kann. Du kannst dich also von ihr trennen, ohne Angst zu haben, dein Versprechen brechen zu müssen." wechselte ich also lächelnd das Thema. Daraufhin drehte ich mich wieder um und ging ins Haus. Ich ließ mir die geplante Badewanne ein, mit extra viel heißem Wasser und Schaum, stellte meinen Wein auf die Kante des Badewannenrands und streifte meine Klamotten vom Körper. Als ich endlich in das heiße Wasser sinken konnte, entspannten sich meine dermaßen angespannten Muskeln, so sehr wie schon lange nicht mehr. Wie sollte ich Lennard das alles nur beichten? Ich musste unbedingt unsere Mutter abpassen und es mit ihr zusammen zu besprechen. Wann sie wohl von der Arbeit wiederkam? Ich blieb ziemlich lange in der Wanne, dachte über alles nach. Wie ich Marco einschätzte, wie wir uns kennen lernten, wie ich mich verliebte und wie wir langsam aber sicher zusammen kamen und kurz darauf schon wieder voneinander getrennt wurde. Er war plötzlich der leidtragende und saß nun alleine in seiner Wohnung und nicht ich. Und dann kam ich auch noch mit Leon zusammen. Er musste sich hundeelend fühlen, schlimmer als ich mich fühlte nachdem ich dachte er hätte mich betrogen. Ich sank immer weiter ins Wasser hinunter nachdem ich meinen Wein schon aufgetrunken hatte, bis ich von zwei starken Armen plötzlich wieder so weit hochgezogen wurde, dass ich in der Wanne saß. Erschrocken sah ich in Leons Augen: "Ich hatte Angst, dass du eingeschlafen bist und untergehst." Wir beide mussten Lachen: "Ich habe nur nachgedacht." gab ich zu. Er nickte und verließ das Badezimmer wieder. Ich ließ das Wasser ab, duschte mich schnell und schlüpfe in bequeme Klamotten. Ich hatte mich schon wieder viel zu impulsiv zu etwas entschlossen, dass mir zwar Probleme einhandeln würde, aber mir als das einzig richtige erschien. "Ich fahre noch kurz zu Jenny!" brüllte ich also durch das Haus, bevor ich mich ins Auto setzte und einfach losfuhr. Ich fuhr die kurze Strecke in Richtung Marcos Wohnung und stellte meinen Wagen wie immer an der Straße ab. Meine Finger betätigten zittrig die Klingel und mein Herz pochte, als der Türöffner erklang. "Yve, was machst du hier?" fragte Marco verdattert. Ich zuckte mit den Achseln: "Ich weiß es nicht. Ich musste dich sehen, weil ich so ein schlechtes Gewissen habe. Du musst das nicht alleine durchstehen. Ich bin nur so verwirrt. Einerseits will ich dich und andererseits kommen dann so viele Probleme auf mich zu. Ich weiß nicht wie ich mit dieser Situation umgehen sollen. Aber du hattest recht, ich bin viel zu schnell wieder zurück zu Leon gegangen, weil ich dich liebe und zwar sehr." gab ich zu. Marco kam die zwei Schritte, die noch zwischen uns lagen, auf mich zu und nahm mich in seine Arme. Seine Finger streichelten beruhigend über meinen Rücken. Was machte ich bloß hier?

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Schmetterlingseffekt
FanfictionKann man alles einfach so stehen und liegen lassen für die Profikarriere des eigenen Bruders? Genau dafür entscheiden sich die 26-Jährige Yve Kühnert und ihre Familie. Obwohl sie in ihrem Alter schon für sich selbst sorgt lässt sie gemeinsam mit ihr...