25.

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Ich wurde rot, als ich mich von Marco löste, welcher mich zufrieden angrinste: "So eine Entschuldigung nimmt man doch gerne an." Ich konnte nicht anders als ihn glücklich anzulächeln. "Das war eigentlich auch schon alles was ich von dir wollte." murmelte ich dann und griff wieder nach meiner Jacke. Marco umgriff aber abrupt meine Hand mit seiner, um mich davon abzuhalten: "Jetzt bist du doch schon mal hier. Dann kannst du auch noch etwas bleiben." schlug er leise vor. Ich überlegte kurz. Aber wieso nicht? Ich war müde, der Tag war schon anstrengend genug und eine kurze Pause hier würde mir bestimmt nicht schaden: "Okay, dann bleibe ich noch ein wenig." Marco strahlte mich an, stellte das Licht in seinem Flur wieder aus und zog mich in sein Schlafzimmer in dem ein riesen Bett stand, das einfach viel zu einladend aussah. Erst jetzt bemerkte ich wie müde und ausgelaugt ich wirklich war. Marco stellte einen Film an. Obwohl wir ihn zusammen aussuchten war mir eigentlich total egal was wir schauten. Meine Beine schmerzten und meine Füße erst recht. Die Schminke in meinem Gesicht war abgerieben und total verschmiert. Nach einer Weile, welche ich auf seiner Bettdecke verweilte, warf ich ihm einen verstohlenen Seitenblick zu, bevor ich auch zu ihm unter die Decke schlüpfte. Als hätte er nur darauf gewartet rutschte er ganz dicht an mich und legte seinen starken Arm um mich. Ich weiß gar nicht, warum es mir nicht unangenehm war vor allem, weil er immer noch mit nacktem Oberkörper neben mir lag, aber ich fühlte mich wohl und genau das brauchte ich in diesem Moment. Ich legte also langsam meinen Kopf auf seine Brust und genoss die Wärme die er ausstrahlte und mich komplett entspannen ließ. Irgendwann konnte ich einfach nur noch die Augen schließen und war froh, dass dieser Tag endlich vorbei war.

Als ich aufwachte wusste ich für ein paar Sekunden gar nicht einzuordnen wo ich bin. Neben mir war das Bett leer, die großen Fenster noch mit zugezogenen Gardinen bedeckt. Ich versuchte den gestrigen Tag zu rekapitulieren. Natürlich gelang es mir und ich musste direkt wieder an Lennard denken. Vorsichtig setzte ich mich also auf und fuhr mir erst durchs Gesicht, dann durchs Haar und machte mir einen Zopf. Ich wusste selbst nicht, ob ich es bereuen sollte hier geblieben zu sein. Was war das denn zwischen ihm und mir? Ich war so unglaublich verwirrt was meine Gefühlswelt anging und anstatt mich dieser Verwirrung zu stellen, schob ich sie immer weiter nach hinten. Es war mir irgendwie immer alles andere wichtiger als ich. Schon immer. Hatte das denn alles überhaupt einen Sinn? Ich seufzte. Egal. Es ging jetzt schließlich auch nicht um mich, es ging um Lennard. Die Familie war schon immer das wichtigste für mich und ich würde nicht dabei zusehen wie sie an meiner Mutter zerbrach. Natürlich war ich ihr dankbar, was sie für uns getan hat, nachdem mein Vater die Biege gemacht hat, als ich acht war und Mama gerade schwanger mit Lennard. Seit dem hatte ich ihn nie wieder gesehen. Viel eher hatte ich Karten bekommen. Aus Mailand, Venezuela, Madrid, von der Karibik und aus Saint-Tropez. Sie waren nicht da, weil er ein schlechtes Gewissen hatte, sondern weil er mir zeigen wollte, wo er überall sein konnte, ohne Verpflichtungen. Von dort an hatte meine Mutter uns alleine durchgeboxt. Aber jetzt wo Lennard so erfolgreich war und ihr gerne etwas zurückgeben wollte, zog sie sich zurück. Egal wie ich es drehte und wendete, ich sah dort keinen Sinn drin. Was ich aber erkannte war, dass ich unbedingt ein Gespräch mit ihr führen musste. Denn so ging es nicht weiter. Langsam schob ich meine Beine zum Bettrand und zwang mich dazu aufzustehen. Leise tapste ich zur Tür, öffnete sie und steckte meinen Kopf aus dem Türspalt. Ich hörte Geräusche aus der Küche und der Geruch von Kaffee stieg mir in die Nase und ließ mein Herz höher springen. Nervös machte ich mich also auf den Weg dort hin und lehnte mich leise an den Türrahmen, während ich den Blondschopf dabei beobachtete, wie er den Tisch deckte. Als er sich umdrehte erschreckte er sich offensichtlich. Ich konnte nicht anders als ihn anzugrinsen. "Wie lange stehst du da schon?" fragte er und hielt sich immer noch erschrocken dabei die Brust, wo sein großes, fürsorgliches Herz vor sich hin schlug. "Nicht lange." versicherte ich ihm und schob schnell den Kochtopf von der Herdplatte, aus dem das heiße Wasser nur so heraussprudelte. Plötzlich legte Marco seine starken Arme von hinten um meine zierliche Körpermitte und drückte mich eng an ihn. Mein ganzer Magen überschlug sich drei Mal in diesem Moment. Trotzdem tat ich so, als würde es mich nicht kümmern und schreckte die Eier ab. Ich versuchte nicht nur vor mir, sondern auch vor ihm zu verstecken, wie sehr mir seine Nähe doch gefiel und schloss kurz genüsslich meine Augen, als ich seinen schnellen Herzschlag an meinem Rücken spürte. Vorsichtig legte er meine Haare über meine rechte Schulter, damit mein Nacken frei wurde und platzierte genau an dieser schwachen Stelle einen sinnlichen Kuss. Mir standen wortwörtlich die Haare zu Berge. "Ich habe Frühstück gemacht." raunte er daraufhin in mein Ohr. Ich biss mir auf meine Unterlippe und nickte nur wortlos. Als er sich daraufhin von mir löste, fehlte mir direkt wieder seine Nähe. Man, das konnte doch nicht wahr sein. Wieso musste er mich denn so verrückt machen? Und wieso sprang mein Körper auch noch so auf ihn an? Als ich ihn dabei beobachtete, wie er die gekochten Eier auf dem Tisch platzierte, von seinen durchtrainierten Beinen und seinen zwar schmalen aber trainierten Oberkörper, der jetzt leider von einem Shirt verdeckt wurde, bis hin zu seiner perfekten Frisur, die sogar ohne Gel morgens nach dem Aufstehen saß, konnte ein Mensch besser aussehen? Aber ging es mir nur um sein Aussehen? Oder ging es mir um ihn - um den Menschen der hinter der Fassade steckte? Kannte ich ihn überhaupt genug, um gemütlich mit ihm am Frühstückstisch zu sitzen oder um mit ihm in einem Bett zu schlafen? Und was überhaupt hinderte mich innerlich so daran, mich einfach darauf einzulassen? Fragen, für die ich momentan überhaupt keinen Kopf hatte. Lennard war Priorität. Meine Familie war Priorität. Also schüttelte ich mich unauffällig, um meine Gedanken loszuwerden und setzte mich zu ihm an den Frühstückstisch. Essen ging immer.

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