17.

2.4K 105 5
                                    

"Marco du bist bescheuert." murmelte ich ein wenig entgeistert, als der Blondschopf neben mir es eilig hatte, den Parkplatz des Stadions zu verlassen. Nachdem das PS-Starke Gefährt indem wir saßen endlich aufhörte vor lauter Beschleunigung lautstark zu Rattern, schaute er zu mir herüber: "Wieso denn das? Du wolltest doch, dass ich dir helfe." fragte er mich emotionslos, während er ein Arm an der Fensterbank während des Fahrens ablegte, um seinen Kopf zu stützen. Ich zuckte mit den Achseln und biss mir auf meine spröde Unterlippe. Das hätte er doch auch anders machen können. Natürlich war Leon mittlerweile mein Exfreund und ich auch schon über zwei Monate in Dortmund - kilometerweit entfernt von ihm, aber das hieß ja nicht gleich, das ich keine Gefühle mehr für ihn haben durfte. Ja, manchmal vermisste ich sogar mein altes Leben, meine alten Freunde, sogar meine alte Arbeitsstelle und natürlich auch ihn. "Tut mir leid, mir ist so schnell nichts anderes eingefallen." lächelte Marco nachdem ich ihm nicht antwortete an der nächsten Ampel. Erneut zuckte ich mit den Achseln und schaute aus dem Fenster. "Stehst du noch auf ihn?" fragte er nachdem wieder keine Antwort von mir und beobachtete mich prüfend. Ich wendete mich ab von den Fußballfans am Straßenrand die meine volle Aufmerksamkeit erreicht hatten und schaute zu ihm herüber: "Du, keine Ahnung." sagte ich also leise. Er nickte langsam und konzentrierte sich wieder auf die Straße ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Die Stimmung zwischen uns hatte also ihren Tiefpunkt erreicht. Also stellte ich das Radio lauter. Ein wenig Musik gegen schlechte Laune konnte manchmal schließlich Wunder bewirken. Anscheinend nur nicht bei ihm und mir.

Wenig später kamen wir an seiner Wohnung am Phönixsee an. Er hatte mir bereits am Nachmittag erzählt, dass er ganz oben wohnte, samt Dachterrasse und Blick auf den See. Fußballer musste man sein. Wir stiegen aus und keine Sekunde später ertönte das Abschließgeräusch seines Wagens. Behutsam legte er ohne das ich eine Vorahnung hatte seinen Arm um meine Schultern während wir in die Richtung seiner Wohnung liefen. "Tut mir leid. Ich schenke euch gerne zwei Karten für das nächste Spiel und erkläre ihm die Situation.","Nein, das musst du nicht." meine Augen fixierten seine. Er begann irgendwie erleichtert zu lächeln. Ich erwiderte es und schenkte ihm auch ein kleines Lächeln, es schien ihm echt leid zu tun. "Warum hast du so weit weg geparkt?" fragte ich ihn also, um das Thema zu wechseln. "Weil das Auto mit dem wir gefahren sind nicht das ist, was ich täglich benutze." grinste er plötzlich heiter. Es schien ihm ein wenig peinlich zu sein, aber ehrlich gesagt hatte ich nichts anderes von ihm erwartet. Mittlerweile war er für mich immer noch eher der Fußballspieler, als ein normaler netter Kerl. "Hut ab." schmunzelte ich also nicht ganz so wertfrei wie ich es vor hatte und erntete dafür ein paar hoch gerissene Augenbrauen von Blondie. Wir beide mussten lautstark anfangen zu lachen. Wenigstens war das Eis, welches sich zwischen uns zu bilden drohte wieder weg getaut. 

Endlich auf dem Hof angekommen, glitzerten zwei blaue Augen auf der Erhöhung vor der Eingangstür seiner Wohnung. Marco sah sie anscheinend auch und warf mir einen fragenden Blick zu. Ich hielt mich hinter ihm, ehrlich gesagt wusste ich aber schon wer da auf uns wartete. "Marco nicht dein Ernst. Als wenn du diese Frau jetzt auch schon mit zu dir schleppst." ertönte ihre Stimme im dunkeln. Ich kniff meine Augen zusammen, als ich bemerkte, dass sie sogar ihre Augen verdrehte. "Was willst du hier?" fragte Marco relativ unbekümmert und fuhr sich schon jetzt hilflos durch die Haare. Er schien echt nicht mehr der selbstbewussteste vor ihr zu sein. Es wunderte mich total, dass er so überrascht war sie hier zu sehen. Es war schließlich bloß eine Frage der Zeit bis sich Scarlett wieder zu Wort melden würde. Aber was interessierte es mich überhaupt? Es war eine Sache zwischen den Beiden. "Ich will reden. Unter vier Augen." erwiderte sie. Endlich ging der Bewegungsmelder an und schenkte mir etwas Licht, um die Situation genauer beobachten zu können. "Scarlett ich habe dir doch jetzt schon zig mal gesagt, dass ich nichts mehr von dir will. Akzeptiere es doch bitte endlich." seufzte Marco genervt. "Kann ich nicht. Ich muss dir etwas wichtiges sagen. Lass uns doch bitte miteinander reden." murmelte sie. Ich runzelte meine Stirn, sie war ziemlich ernst. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. "Guck mich nicht so abwertend an." keifte sie plötzlich in meine Richtung. Ein wenig erschrocken hielt Marco beschützend seine Hand in meine Richtung: "Halte doch bitte endlich Yve daraus.","Yve hier, Yve da. Wie kann man denn nur so naiv sein wie du Marco?" lachte Scarlett auf und verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Nur weil du es nicht haben kannst, dass sich nicht mehr alles um dich dreht?" spottete Marco drauf los. Ich presste nachdenklich meine Lippen zusammen. Diese Situation war eine, in der ich echt nicht hineingeraten wollte: "Bevor ihr euch weiter streitet gehe ich lieber." murmelte ich also in einer wertvollen Sekunde der Stille. "Endlich mal ein konstruktiver Vorschlag von dir." erwähnte Scarlett daraufhin hämisch, während Marco sich wehleidig zu mir umdrehte: "Du brauchst nicht gehen Yve." daraufhin wendete er sich wieder an Scarlett: "Aber du." sagte er ernst und wollte mich in Richtung Tür schieben. Ich schüttelte meinen Kopf: "Nein wirklich ich gehe lieber." beharrte ich auf meiner Aussage. "Dann fahre ich dich." kam direkt von Marco. Ich schüttelte den Kopf und hob abwehrend meine Hände: "Bitte nicht! Ich laufe, aber danke." stellte ich klar und zwang mich zu einem kleinen Lächeln. Dann machte ich direkt auf dem Absatz kehrt und war schon kurz davor, das Grundstück zu verlassen, als ich ihn noch meinen Namen schreien hörte. Ich jedoch drehte mich nicht um. Eher ärgerte ich mich über diesen verschwendeten Tag. Zu allem übel fing es auf der Hälfte dieses ellenlangen Wegs auch noch an zu schütten. Wie konnte ich nur so blöd sein und mich mit diesem Menschen treffen? Er hatte nicht mal die Ambition mich aufzuhalten. Aber es war besser so. Ich fand ihn nicht mal interessant und es war klar, dass dieser Tag in einem großen Chaos enden musste. Endlich Zuhause angekommen ließ ich mich klitschnass in mein Bett fallen und seufzte einmal laut. Noch einmal würde ich meine Zeit nicht verschwenden.

Hätte ich dieses Vorhaben mal lieber vorher verfolgt, denn das was auf mich zu kam würde mich noch wie ein Zug überrollen. 

SchmetterlingseffektWo Geschichten leben. Entdecke jetzt