Marco konnte sich eigentlich echt ein zweites Standbein als Koch aufbauen, wenn er wollte. Sein Essen schmeckte mir jedenfalls richtig gut. Es war das erste Mal seit Tagen, dass ich etwas vernünftig und mit Appetit essen konnte und überhaupt, es fühlte sich alles gar nicht mehr so unangenehm an zwischen uns. Wie das passieren konnte war mir ein Rätsel. Ehrlich gesagt war er jedoch nicht meine Priorität. Zumindest noch nicht. Denn am nächsten Tag traf ich mich noch bevor es überhaupt Ambitionen im Himmel gab, hell zu werden, mit Jenny. "Guten Morgen" krächzte ich, als ich mich in ihr Auto fallen ließ und die Tür so leise wie möglich schloss. Draußen zwitscherten schon die Vögel vor sich hin, der Frühling kam so langsam und wäre das Leben gerade nicht so kompliziert, dann hätte ich genau daran große Freude. Ich liebte den Frühling, denn es war die Zeit in der es immer heller, schöner, wärmer und bunter wurde. Es war die Zeit in der man wieder schwimmen gehen konnte, grillen, Gartenpartys veranstalten oder einfach draußen im Garten liegen und die Sterne nachts beobachten konnte, zumindest wenn der Himmel klar war. "Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist." murmelte ich Jenny daraufhin zu und warf ihr einen extrem unsicheren Blick zu. "Doch, das ist es. Wenn deine Mutter von selbst nicht redet, dann fahren wir ihr eben hinterher. Ich wollte schon immer mal das Bondgirl sein." Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen und schüttelte dabei den Kopf: "Und ich? Bin Bond oder was?" Jenny sah mich an und musste lachen: "Dann gibt es eben zwei Bondgirls." erwiderte sie großzügig wie sie war und trank einen Schluck Kaffee aus ihrem Thermobecher. Nach geschlagenen dreißig Minuten, welche sich eigentlich anfühlten wie drei Stunden lehnte ich gelangweilt mit dem Kopf an der Fensterscheibe und bezweifelte stark den Sinn unserer Aktion. Mit einem lauten Seufzen machte ich auch genau darauf aufmerksam. Jenny schlug mir daraufhin aufgeregt auf den Oberschenkel: "Da! Da ist sie!" schrie sie schon fast. Ich legte meinen Zeigefinger auf die Lippen: "Pscht! Sonst hört sie dich noch!" ermahnte ich sie. "Jaja!" murmelte Jenny abgelenkt und winkte mit ihrer rechten Hand ab: "Guck mal, sie steigt schon in ihr Auto!" murmelte sie dann und verfolgte mit ihrem Zeigefinger meine Mutter. "Los! Stell schnell das Auto an!" forderte ich sie hastig auf und verlor derweil mit den Augen akribisch meine Mutter. Endlich fuhren wir los. Zum Glück konnten wir sie noch einholen und waren mit einem Auto als Alibi Platzhalter hinter ihr. Das lief ja schon mal perfekt. Ob ich ein schlechtes Gewissen hatte? Ja, aber ich versuchte es so gut wie möglich zu verbrennen. Schließlich ging es hier gerade darum, meine Familie zu retten. Das war schon eine immense Aufgabe, aber die würde ich schon gemeistert bekommen. Es sah jedenfalls ganz danach aus. Jenny konnte meiner Mutter problemlos hinterher fahren. Wir waren in einem Teil von Dortmund angekommen in dem ich noch nie war und auch Jenny, die Dortmund in- und auswendig kannte meinte, dass sie sich diesem Stadtteil noch nie gewidmet hatte. Irgendwann überholte uns innerorts ein Sportwagen aus der dritten Reihe. Kurz vor der Ampel musste Jenny also scharf bremsen. Während das PS-starke Gefährt über die rote Ampel donnerte, versuchte Jenny so gut wie es ging, das Auto zum stehen zu bringen. "Mist, hast du gesehen wo sie hin ist?" fluchte Jenny. Nachdenklich schüttelte ich den Kopf: "Sie muss geradeaus gefahren sein. Schließlich hatte sie sich hier eingeordnet." machte ich meine Überlegungen kund. Sobald die Ampel wieder grün wurde, donnerte Jenny auch schon los. "Es ist so komisch. Ich war hier echt noch nie." erwähnte sie erneut. Nachdenklich zuckte ich mit meinen Achseln: "Ich weiß auch nicht was das hier sein soll." gab ich ehrlich und besorgt zu. "Finanzberaterin ist deine Mutter sicherlich nicht in dieser Gegend." schob Jenny ein. Sie hatte recht. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Was machte meine Mutter dann in dieser vom Kohlebau gezeichneten Gegend in der der Putz von den Reihenhäusern bröckelte und der Hund so gut wie begraben schien? "Vielleicht ist sie ja gar nicht arbeiten." warf ich irgendwann ein. Jenny schüttelte den Kopf: "Was soll sie sonst machen um diese Uhrzeit. Ja wohl keine Spazierfahrt." brachte sie mich umgehend wieder zum Umdenken. Langsam fuhr sie an den Parkplätzen vor den Reihenhäuserm vorbei und scannte jeden nach dem Auto meiner Mutter ab. "Oder sie hat sich verfahren?" warf ich meinen neue Überlegung in den Raum. Schon wieder schüttelte Jenny den Kopf:"Nix da. Hier stimmt etwas nicht. Hör auf nach Lügen und Ausreden zu suchen. Je eher wir deine Mutter finden, desto eher kannst du sie zur Rede stellen. Mir blieb ganz plötzlich die Spucke weg: "Wie hier stimmt etwas nicht?" hakte ich nach. Jenny zuckte schnell mit den Achseln, zu schnell wie ich fand, denn so konnte ich eins und eins zusammen zählen. "Da ist das Auto!" warf Jenny plötzlich blitzschnell ein. "Wo sind wir denn hier? Ich habe meinen Orientierungssinn nun ganz verloren." gab ich zu. Jenny lachte laut: "Das ist nicht eures, Lebes." sagte Jenny so liebevoll wie es nur ging. Ich seufzte: "Dann lass uns umdrehen und ich quetsch sie aus wann sie das nächste Mal arbeiten muss. Dann wüssten wir bescheid. "Nein. Auf keinen Fall. Ich selbst könnte schon nicht mehr schlafen sobald ich das nicht weiß und du drehst ja jetzt schon am Rad, ich will gar nicht wissen wie es nachts bei dir aussieht." lachte sie. Das wollte sie gar nicht wissen.
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Schmetterlingseffekt
FanfictionKann man alles einfach so stehen und liegen lassen für die Profikarriere des eigenen Bruders? Genau dafür entscheiden sich die 26-Jährige Yve Kühnert und ihre Familie. Obwohl sie in ihrem Alter schon für sich selbst sorgt lässt sie gemeinsam mit ihr...