13.

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Ein neuer Tag, ein weiteres Mal Lennard vom Trainingsgelände abholen. So langsam hatte ich mich zwar daran gewöhnt, dennoch wünschte ich mir er würde sich endlich ein eigenes Auto von seinem großzügigen Gehalt gönnen. Da ich wie immer überpünktlich war, gesellte ich mich einfach zu Jenny, die wie ich sie kannte mal wieder ihren Marcel unterstützte. "Hallöchen, da bist du ja endlich mal wieder." grinste sie mich an. Endlich mal wieder? Ich war öfter hier als mir lieb war. Ich nickte ihr lächelnd zu. "Na, wen unterstützt du heute? Lennard oder Marco?" hakte sie neugierig nach und zog eine ihrer perfekt gestylten Augenbrauen hoch. Ich runzelte meine Stirn: "Wie immer. Natürlich Lennard." antwortete ich ihr daraufhin leise, aber gefestigt. "Der hat dich aber noch gar nicht bemerkt. Dafür aber Marco, guck mal, er winkt dir gerade von dahinten aus zu." bemerkte sie schmunzelnd und nickte unauffällig zu ihm herüber. Ich konnte mich selbst irgendwie nicht davon abhalten, meine Hand zu heben und ihm zurück zu winken. "Ich habe gehört du hast Marco am Wochenende geholfen, beim FIFA spielen zu gewinnen?","Dein Ehemann scheint wohl eine richtige Plaudertasche zu sein." schmunzelte ich, während ich sie musterte. "Wir haben nur keine Geheimnisse voreinander." grinste sie frech und lehnte sich derweil an die Bande. Ich nahm es einfach so hin. "Weißt du wer bei mir auf der Arbeit aufgekreuzt ist?","Nein wer denn?","Scarlett.","Echt? Nicht wirklich?","Doch, sie hat mich komplett niedergemacht wegen dem blöden Artikel in der Bild." murmelte ich dann doch. Ich hatte das Gefühl, ihr alles anvertrauen zu können. Auch wenn sie auf den ersten Blick sehr Gesprächig erschien, war sie trotzdem in meinen Augen sehr vertrauenswürdig. "Das darfst du dir nicht gefallen lassen!" demonstrierte sie, mit in den Hüften gestemmten Händen, nachdem ich ihr ein paar mehr Einzelheiten erzählt hatte. "Ja ich weiß, aber ich wollte mich einfach nicht auf ihre Stufe stellen." zuckte ich mit den Achseln. Sie nickte und schob mich etwas weiter von den Spielerfrauen weg. "Hast du es Marco erzählt?" Ich nickte: "Direkt an dem Abend noch. Das war der Abend an dem wir FIFA gespielt hatten. Er hat einfach nicht aufgehört nach zu haken. Er meinte er würde das mit ihr klären.","Ja das hoffe ich für ihn. Sonst hat die wundervolle Scarlett aber ein Problem mit mir." murmelte Jenny. Ich lächelte ihr zu. Dann ertönte ein lauter Pfiff und das Training war endlich vorbei. Nicht wie sonst ging ich direkt zum Auto, sondern unterhielt mich noch ein wenig mit Jenny, die mir von ihrem Wochenendtrip nach Wien erzählte. Währenddessen gingen wir langsam in Richtung Parkplatz. Als ich mich umschaute stand unmittelbar in der Nähe meines Autos ein frisch geduschter Blondschopf mit knallgelbem Trikot in der Hand. "Ich gehe dann mal zu Marcel. Viel Spaß." zwinkerte mir Jenny zu, als sie Marco bemerkte. Mit einem etwas mulmigen Gefühl ging ich also auf den Fußballprofi zu, der mich schon mit einem breiten Lächeln erwartete. "Da bist du ja endlich." grinste er. Ich lächelte ihn verstohlen an, während ich meine Hände in meine Hosentasche versenkte. "Ich weiß, du hast gesagt, dass du dich da gerne heraushalten würdest, aber ich habe mit Scarlett gesprochen. Hier, das Trikot das ich dir schenken wollte. Ich habe es vorsichtshalber gewaschen." erklärte er mir und hielt mir ohne zu zögern das Trikot unter die Nase. Ich schaute ihn perplex an: "Du - Du hast es extra für mich besorgt?" fragte ich stutzig. Er nickte grinsend: "Natürlich. Ich habe es dir doch versprochen." Ich lächelte und nahm es dann ganz vorsichtig an mich. "Danke Marco." ich nahm seine Hand in meine und drückte sie. Plötzlich verschränkte er unsere Finger miteinander und schaute mir eindringlich in die Augen. Mir wurde ganz warm und mein Herz sprang beinahe aus meiner Brust. "Ich wollte dir auch noch etwas anderes sagen." murmelte er dann drauflos. Unsere Finger waren immer noch ineinander verschränkt, es machte mich ganz hibbelig, ganz nervös und plötzlich war ich unglaublich aufgeregt. Erwartungsvoll schaute ich ihn an: "Was denn?","Ich habe mit Scarlett ein ernstes Gespräch geführt und ihr vor allem klar gemacht, dass sie dich nicht mehr aufsuchen sollte. Ich hoffe, dass sie das auch einhält was sie mir versprochen hat und, dass ich sie wenigstens für ein paar Wochen los bin.","Danke Marco." strahlte ich erneut, obwohl ich mir sicher war, dass das Problem mit Scarlett noch nicht ad akta gelegt werden konnte. "Nein, ich will dir danken. Für's Augen öffnen." lächelte er. Ich winkte ab: "Dafür nicht." "Sorry, dass ich zu spät bin Yve. Favre wollte nach dem Training noch mit mir sprechen." rief Lennard auf einmal vom weitem. Marco löste so unauffällig wie möglich unsere Hände voneinander. Ich warf ihm von der Seite einen Blick zu, beobachtete wie er sich sein nasses Haar aus dem Gesicht strich und meinen Bruder aufmerksam musterte, bevor er ihn anlächelte. Man, hätte Lennard nicht noch zwei Minuten damit warten können uns zu stören? Er hatte gerade angesetzt mich etwas zu fragen. "Was hast du angestellt?" fragte Marco stutzig. Lennard zuckte mit den Achseln: "Er meinte ich soll ein paar Stunden lang extra Training nehmen wegen eines Stellungsfehlers von meinem Fuß beim Schuss. Keine Ahnung was er damit meinte." erklärte Lennard relativ unbekümmert. Marco nickte und sah so aus, als würde er wieder wissen was er dazu sagen könnte, aber er ließ es. "Und ihr zwei? Was gibt es hier zu besprechen?" fragte mein Bruder daraufhin, während er uns skeptische Blicke zuwarf. Ich grübelte nach einer Antwort: "Wir haben noch etwas darüber gesprochen, wie wir euch das nächste mal bei FIFA in die Enge treiben." sagte ich daraufhin und dankte gleichzeitig dem Herrn oben im Himmel für die Blitzidee. Marco stieg direkt mit ein: "Ja ich habe das Gefühl, weibliche Unterstützung könnte mir nicht schaden." sagte er und zwinkerte mir zu. Daraufhin lächelte er meinen Bruder und auch kurz mich an. Ich wusste nicht, ob Lennard irgendetwas falsches hinein interpretierte wenn er und hier immer gemeinsam sah, aber ich hoffte er würde es nicht tun. Aber falls er es irgendwann mal ansprechen würde, lag die Antwort doch auf der Hand. Jetzt war alles zwischen ihm und mir geklärt und wir konnten endlich normal und unabhängig von einander weiterleben. Das dachte ich zumindest.

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