39.

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Obwohl ich gar keinen Nerv dazu hatte, begleitete ich Jenny ein paar Tage später ins Stadion. Ich hatte ihr noch nicht erzählt was zwischen Marco und mir vorgefallen war. Natürlich schlauchte es mich die letzten Tage und ich war extrem verletzt, aber gleichzeitig hätte ich es mir auch denken können. Ich fühlte mich sogar ein wenig dumm, mich auf ihn eingelassen zu haben. Besonders diese Aktion auf der Halde. Wenn ich daran dachte lief es mir kalt den Rücken hinunter. Ich war eine Idiotin. Wenn jemand betrügt, dann war derjenige nicht verliebt. Jemand der verliebt ist würde diese Person nicht absichtlich so sehr verletzen. Zum Glück hatte ich es früh genug bemerkt und nicht erst, wenn er mir so richtig wichtig geworden war. Mit Lennard hatte ich seit der Auto-Aktion auch nicht mehr gesprochen. Kurz nachdem Jenny und ich Platz genommen hatten, kam zu allem Übel auch noch Scarlett und ihr Gefolge in den Angehörigen Bereich. Jenny, die gerade von ihrer Bratwurst abgebissen hatte schaute mich schockiert an. Ich seufzte. Klar, dass sie hier aufkreuzen musste. Dann hatte sie ja ihr Ziel erreicht und war wohl wieder die Frau an Marcos Seite. Aber was regte ich mich eigentlich so auf? Das war wohl heute ein Teufelskreis. "Was macht die denn bitte hier?" keifte Jenny direkt. "Du, ich habe dir vergessen etwas zu erzählen?" Jenny starrte mich so fragend an, dass sie gar nicht merkte wie der Senf sich seinen Weg an der Bratwurst hinunter bahnte und auf ihre schwarze Jeany tröpfelte. "Mist!" murmelte sie und versuchte ihn zu entfernen. Danach ging ihr Blick jedoch wieder schnurstracks hinüber in meine Richtung. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum und überlegte. Ja, was sagte ich ihr nun am besten? "Marco hat mit ihr geschlafen","Aber ich dachte ihr seid zusammen?" fragte Jenny empört. Ihr Gesicht wurde roter als Blut in diesem Moment. "Ja waren wir auch. Ich wollte am Wochenende abends zu ihm, da stand er nur in einem Handtuch gewickelt vor der Tür und sie lehnte im Flur an einer Tür." schluckte ich, als die Bilder sich wieder einen Weg in meine Gedanken bahnten. Dieses Gefühl war ekelig. "Ach! und das hast du mal eben so vergessen mir zu erzählen?" fragte sie sauer und schaute hoch zum Model, das hinter uns saß. Ihr Blick glich einem Todesblick. Ich war froh, dass sie mich nicht so ansah. "Mir reicht's so langsam! Ich gehe jetzt zu der Alten hoch und dann-" Ich unterbrach sie schnell und zog sie an ihrem Unterarm zurück zu mir herunter: "Nein bitte, lass es! Es ist mir egal. Ich schließe jetzt damit ab. Mit ihm und mit  ihr. Ich will auch keine Ausreden von Marco hören oder sonst was also bitte sprich auch ihn nicht darauf an. Es sollte so kommen. Ich bin fine damit." sprach ich auf sie ein. Sie nickte, schnaufte aber aufmüpfig: "Man was ist denn in den gefahren? Dieses blonde Biest verändert ihn total. Mir tut das total leid für dich, Mäuschen. Ich kann gar nicht verstehen warum du das die ganze Zeit für dich behalten hast. Lass es nicht zu nah an dich heran." sie zwang sich ein lächeln heraus. Ich nickte seufzend. Jeder brauchte eine Jenny an seiner Seite, das war klar. Das Spiel fing zum Glück dann schon bald an und es lenkte mich ein wenig ab, auch wenn ich Marco im Sturm die ganze Zeit beobachten musste. Es ging gar nicht anders, besonders nicht als durch ihm ein Tor nach dem anderen fiel. Er und Lennard waren zusammen ein unschlagbares Duo. Ich war diesmal aber diejenige die für Lennard jubelte und nicht mehr für Marco. Das erledigte die Blonde Kleiderstange hinter uns schon. Jedesmal aufs Neue warf Jenny ihr einen wütenden Blick zu oder rief ihr zu, dass sie ihren Mund halten sollte. Es war schon amüsant. Ich selbst hätte mich das nie getraut, aber Jenny und ihr Selbstbewusstsein, gepaart mit ihrem losen Mundwerk - das knallte.
Danach war ich dann doch froh, das alles vorbei war. Zu dumm, dass ich auf Lennard warten musste. Er bestand darauf, mich in seinem neuen Wagen mitzunehmen, hatte er mir jedenfalls geschrieben. Gleichzeitig mit Marco kam er dann ungefähr eine halbe Stunde später heraus. Mein Magen drehte sich gleich fünfmal um sich selbst. Als Marco sich dann plötzlich von ihm trennte, schaute er schon perplex in meine Richtung. "Was war das denn? Habt ihr Streit?" fragte Lennard unwissend. Ich schüttelte meinen Kopf und bewegte ihn vorsichtig in eine andere Richtung, damit er nicht das sehen musste, was ich jetzt sah. Marco ging auf Scarlett zu und umarmte sie innig. Das zu sehen versetzte einen großen Stich in mein Herz. Vor allem wie geschmacklos war das noch dazu? Er wusste doch das ich hier stand? "Was machst du?" fragte Lennard, der meinen Versuch bemerkt hatte und schaute nach hinten. "Was macht er da mit - warte mal das ist doch seine Exfreundin oder?" fragte Lennard dann wieder schockiert und in Rage. Ich nickte: "Lass gut sein, es ist egal. Unsere Beziehung war einfach überstürzt und er noch nicht wirklich über sie hinweg. Guck sie dir doch mal an, wie schön und selbstbewusst sie ist. Da kann ich beim besten Willen nicht mithalten. Er liebt sie und ich war nur sein Flirt." wendete ich traurig ein. Ich sah richtig wie Lennard das noch wütender machte: "Also hat er dich mit seiner Ex betrogen?","Ja." murmelte ich leise und schaute zu Boden. Hätte ich vorher gewusst, was das in ihm auslöste, hätte ich ihm natürlich nicht die Wahrheit gesagt. Lennards Wangen wurden ganz rot. Er spannte seine Hände an und schüttelte sauer den Kopf: "Das kann doch nicht sein ernst sein? Sorry, aber einmal das von dir bekommen was er wollte und dann geht er zu dieser Tusse zurück? Ich bitte dich! Der Typ hat es nicht verdient, dass du ihn auch noch in Schutz nimmst. Ich regel das jetzt - so wie ich es bei uns auf dem Dorf gemacht hätte." Lennards Worte taten zwar weh, aber nur weil er die Wahrheit aussprach. Eigentlich hatte er hundert prozentig recht mit dem was er sagte. Ich fühlte mich plötzlich ganz erniedrigt und bemerkte gar nicht wie Lennard zu seinem Teamkollegen herüber maschierte. Erst als ich Sekunden später wieder vom Boden aufsah und das laute Geräusch hörte, was Leons Faust auf Marcos Auge verursachte und das laute und hysterische Kreischen der blonden Kleiderstange, bemerkte ich was ich angerichtet hatte und meine Beine verselbstständigten sich. Ich konnte es nicht fassen. Das würde mehr als Ärger geben.

SchmetterlingseffektWo Geschichten leben. Entdecke jetzt