Kapitel 5

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„Angst ist bei Gefahr das gefährlichste." ~ Heinrich Heine

Finja wusste, dass sie kurzzeitig das Bewusstsein verloren haben musste. Wahrscheinlich aufgrund des Aufpralls. Jetzt nämlich war ihr etwas schwindelig und schlecht, außerdem war da noch dieses nervige Klingeln in ihren Ohren. Aber ihr blieb keine Zeit sich diesen neuen Problem zuzuwenden, denn direkt vor ihr ungefähr in der Mitte des Raumes schwebte immer noch diese gottverdammte Kugel!
Zögernd stand sie auf und sah sich um: Alles sah noch genau so aus wie vorher: die Monitore und Kabel, das einzige, was sich verändert hatte, war Paul, der wohl bewusstlos auf dem Boden lag.
Starr wartete Finja darauf, dass etwas passierte.
Aber das tat es nicht.
Trotzdem stimmte irgendwas nicht.
Irgendwie schien die Luft zu...vibrieren. Es wurde immer schlimmer, bis Finja auch so etwas wie ein leichtes, hohes Summen wahrnahm.
Und es kam von der Kugel.
Auf einmal wurde das Licht dieser von einer Art schwarzem, zähflüssigem Schleim gedämmt, der die Kugel überraschend schnell in dünnen Schlieren überdeckte.
Finja kniff die Augen und begriff endlich was jetzt kommen würde. Egal was das hier war, bald würde eine zweite Druckwelle kommen und sie wollte nicht hier sein, wenn das oder noch Schlimmeres passiert.
Finja rieß sich von dem Anblick los, dreht sich um und wollte zur Tür rennen, nur ließ sich diese nicht öffnen.
„RUNTER!", schrie plötzlich eine fremde Stimme. Obwohl Finja erstaunt war, gehorchte sie trotzdem. Vielleicht aus Reflex, vielleicht aber auch weil sie tief in ihrem Inneren wusste, dass das Beste war.
Finja ließ sich flach auf den Boden fallen, genau in der Sekunde, in der sich der Boden öffnete, und ein Mann heraussprang.
Sie konnte nicht viel von ihm erkennen: Er trug schwarze Kleidung, was in ihn mit der schummerigen Atmosphäre des Raumes verschwimmen ließ, er trug auch eine ebenfalls schwarze Gesichtsmaske, demnach waren nur seine Augen und einige blonde kurze Locken zu sehen.
Der Mann wirbelte herum, packte die Kugel und schleuderte sie gegen die Wand mit den seltsamen Schatten.
Allerdings gab die Kugel ein eigenartiges Geräusch von sich. Irgendwie eine Mischung aus Quicken und Schreien. Irgendwie Menschlich.
Finja erschrak sich so sehr, dass auch sie kurz aufschrie und auch nicht mehr damit aufhörte, als die Kugel zerbarst und sich die Schatten-Schlieren, die aus den Scherben hervordrangen, zu einer Gestalt zusammenfügten.
Der blonde Mann sprang der Gestalt auf den Rücken und rieß sie mir sich auf den Boden.
Jetzt konnte Finja direkt in seine blauen Augen sehen. „Lauf! Jetzt mach schon, lauf!", rief er ihr zu und versuchte die Schatten-Gestalt unter sich zu fixieren, was aber nicht gelang, denn schon im nächsten Moment wurde er rücklinks durch die Luft geschleudert und landete einige Meter entfernt mitten in den Monitoren, die jetzt kaputt und ramponiert von der Wand hingen.
Aber der blonde Mann stand schon in der nächsten Sekunde wieder auf den Beinen, es schien ihm nichts passiert zu sein. Mit neuem Elan stürzte er sich erneut auf den fremden Schatten, doch diese blockte ab und versetze dem Blonden einen heftigen Kinnhaken, was dieser aber mit einem harten Schlag in die rechte Seite konterte.
Den Kampf nahm Finja aber gar nicht so richtig war, denn sie rüttelte gerade wie eine Verrückte an der Tür. Obwohl sie sich kaum körperlich betätigt hatte, schien sie kurz vor einem Atemkollaps zu stehen, was Finjas Nerven nicht wirklich beruhigte.
Diese gottverdammte Tür wollte einfach nicht aufgehen!
Bitte, BITTE! Geh auf!
Finjas Hände waren ganz verschwitzt und rutschen immer wieder von der Türklinke ab. Auch das erschwerte die Sache.
Gerade als der Blonde den Schatten auf den immer noch bewusstlosen Paul schleuderte, schaffte es Finja die Tür zu öffnen.
Endlich!
Klickend schwang sie auf und Finja rannte hinaus, den Gang entlang, durch den Laden und zur Eingangstür.
Gott sei Dank haben wir während der Mittagspause geschlossen!
Sie flog praktisch den ganzen Weg und als sie endlich nach einer gefühlten Ewigkeit an der Ladentür ankam, sprintete sie auf die Straße. Gerade noch rechtzeitig, wie sich herausstellte, denn kaum als Finja einige Meter der Straße überquert hatte, explodierte hinter ihr der gesamte Laden.

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