„Zum Trost: Glück strengt genauso an wie Unglück." ~Robert Musil
„B-bitte, ich weiß ga-gar n-nichts!", flüsterte Polonius und kauerte sich in der Ecke zusammen.
Jakob stand von der Treppe auf, nachdem er sich vergewissert hatte, dass es Saki einigermaßen gut ging, und trat mit grimmigem Gesicht neben Billy.
Dieser ging zu dem verängstigten Griechen in die Hocke, doch bevor er etwas sahen konnte, sprang Jamie nach vorne, der sich bis jetzt mit Lilie und Nikolai eher im Hintergrund gehalten hat.
Der Junge quetschte sich an Billy vorbei, missachtete dessen Blicke und sagte mit einem Grinsen, bei dem man all seine scharfen Reißzähne sah, zu Polonius:
„Wenn du uns alles sagst, was du weißt, können wir deine Freunde zurückholen."
Das war zwar eine Lüge, aber keiner der Anwesenden versuchte ihn zu korrigieren. Polonius sah jetzt interessiert aus; aus großen Augen starrte er Jamie hoffnungsvoll an.
„Ich-ich sollte...Berechnungen für Alakta aufstellen. Wegen irgendeines Portals.", begann Polonius zögernd zu erklären.
Jetzt waren alle anderen auch sehr interessiert.
Nikolai und Lilie kamen näher, um den Griechen besser verstehen zu können.
„Ach wirklich?", ermunterte Jamie ihn.
„Jaa, ich kann sie euch zeigen, ich erinnere mich noch ganz genau daran. Wenn das hilft."
„Du hast ja gar keine Ahnung, wie viel uns das bringt.", grinste Jamie.Während Jamie und Polonius am Küchentisch saßen und Polonius für den Kleineren Blatt um Blatt mit komplizierten Formeln und Zahlen aus dem Gedächtnis füllte, hatten sich Nikolai und Jakob im Wohnzimmer niedergelassen.
Die erste Zeit schwiegen sie sich nur an, keiner von beiden traute sich etwas zu sagen. Nikolai biss sich auf der Lippe herum, dabei war er sonst nie so nervös.
„Es tut mir leid.", platzte er geradewegs heraus. Jakob sah ihn düster an und sagte nur leise: „Lass es einfach gut sein, Niko."
Also schwiegen sie wieder, bis Nikolai es nicht mehr aushielt, er musste seine Entschuldigung loswerden.
„Ich- es tut mir leid, ich weiß ich kann meine Entscheidung nicht wieder gut machen, aber ich...ich hoffe du kannst mir irgendwie vergeben??"
Da musste Jakob leicht auflachen, was Nikolai sehr verwirrte, aber er fand das besser, als wenn sein alter Freund ihn rausschmeißen oder links liegen lassen würde.
„Es gibt eine Grenze zwischen Grausamkeit und Schutzmechanismus, und bei dir ist es noch nicht zu spät.", Jakob klang als würde er jemanden zitieren.
Bei Nikolais gerunzelter Stirn, fragte Jakob weiter:
„Wieso? Wieso hast du dich den Mitraern angeschlossen?"
Seine dunklen Augen wurden langsam weicher und blickten genau in Nikolais grüne.
„Ich hab mich so verraten gefühlt... von der ganzen Welt. Ich hab mir eingeredet, die Welt würde durch die Naruli eine bessere werden, aber in Wahrheit wollte ich nur alle bezahlen lassen, die mir je etwas getan haben. Ich hatte so einen Hass auf alles, dass ich...einfach nicht nachgedacht hatte.", erklärte der Russe beschämt.
„Aber ich hatte mich doch damals um dich gekümmert. Da hast du doch gesehen, dass es auch gute Menschen gibt, oder?"
„Ja, ich weiß; wie gesagt, ich hab keine Ahnung, warum. Es tut mir leid."
Nikolai starrte auf den Boden, und die ungemachte Decke, auf der er bis vor kurzem noch geschlafen hatte, bis er Jakobs Hand auf seiner Schulter spürte.
„Ich verzeihe dir.", sagte der Ältere sanft und lächelte.
Die beiden Freunde umarmten sich.Weiter oben im Haus, versuchte Baxter so leise es nur ging durch Sakis Zimmerfenster zu klettern. Die 13-jährige half ihm dabei nicht gerade mit ihrem ständigen „Sshh!", aber schließlich hatte er es doch noch geschafft. Immerhin.
Nachdem Mina und Suro letztens ihr die Sachen, die sie für ihre Unternehmung brauchten, durchs Fenster geworfen hatten (mit einer beeindruckenden Wurfgenauigkeit), hatte sie es tatsächlich geschafft die Bombe zu bauen.
Jetzt lag das kleine Ding einsatzbereit auf ihrem Schreibtisch und wartete nur darauf von Baxter abgeholt zu werden.
„Ah", der Mann nahm die kleine Bombe in die eine, und den dazu passenden Zünder in die andere Hand.
„Nun gut, das hast du...toll gemacht.", meinte Baxter zögernd. Ganz offensichtlich wusste er nicht, wie er mit einem Kind reden sollte. Er zog eine Tafel Milka Schokolade aus seiner Jackentasche, aber es war Zartbitter.
Widerlich
Saki nahm die Tafel entgegen, schmiss sie aufs Bett und sagte mit gespielter Begeisterung:
„Also, wo und wann treffen wir uns dann?"
Baxter sah sie aus kleinen Augen an und erwiderte kalt:
„Gar nicht. Ich nehm dich doch nicht mit! Schließlich bist du nur ein Kind."
Was?? So hatte sie sich das aber nicht vorgestellt. Saki wollte bei der Aktion dabei sein, sie wusste schon, dass die anderen sie hier lassen würden; also hatte sie auf Baxter gesetzt, und jetzt stellte der sich ebenfalls quer?!
„Aber- oh na gut. Von mir aus.", murmelte sie trotzig. Es brachte nichts mit ihm zu streiten, sie musste sich wohl etwas anderes überlegen.
Schließlich war auch die Bombe nicht das, wofür Baxter sie hielt.
Zufrieden nickend packte er die Sachen ein und machte sich wieder daran aus dem Fenster zu klettern.
Saki hoffte, er würde hinunterfallen und sich ein paar Knochen brechen, doch leider wurde ihr Wunsch nicht erfüllt.Es klingelte und Lilie machte auf. Zu ihrem Erstaunen stand Mia vor der Tür. Die blonde Frau stürmte ins Haus und rief nach ihrem Sohn, der sie überrascht und alarmierte empfing.
„Mum, was machst du denn hier?", fragte er verwundert und ließ sich kurz von ihr umarmen.
„Na was wohl, ich bin hier um eich zu helfen. Ich bin ja so froh, dass es dir gut geht!"
Billy sah sie an und meinte entsetzt:
„Was, nein, Mum; das ist viel zu gefährlich!"
Mias Züge verdüsterten sich.
„Ich kann schon auf mich selbst aufpassen. Thank you."
Dann rieb sie voller Tatendrang die Hände aneinander und fragte in die Runde:
„Also, wie sieht der Plan aus?"
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Projekt Pandora
FantasyFinja ist eine ganz normale 18-Jährige, bis sie eine sehr seltsame Erfahrung bei der Arbeit macht. Als sich dann aber die Ereignisse überschlagen, findet sich Finja in einer magischen Welt wieder mit Kreaturen älter als die Zeit und Geheimnissen, di...