„Die Menschen achten den, der sie verachtet." ~ Honoré de Balzac
Alakta sah mit starrer Miene in den sonnendurchfluteten Garten.
Bis jetzt lief alles nach Plan, sie hatten die beiden Kinder vor dem Zeppelin-Unglück gerettet und ihm geopfert.
Eigentlich müsste sie zufrieden sein, doch dennoch spürte sie nur den kalten Schatten der Angst und Nervosität über sich fallen.
Unzufrieden drehte sie sich vom Fenster weg, und sah, dass Jonah am Türrahmen stand und sie wohl schon einige Zeit beobachtet hatte.
Überrascht hob Alakta eine Augenbraue und sah ihren Bruder an.
„Wie geht's dir?", fragte er sanft.
Alakta mochte es nicht, wenn er so mit ihr redete, als wäre sie noch ein kleines Kind, das ständig Schutz brauchte.
Trotzdem antwortete sie gelassen:
„Gut, und selbst? Wie geht es Polonius?"
Jonah lächelte jetzt sogar. „Auch gut, obwohl er immer noch einige Probleme hat, sich in dieser Zeit anzupassen, aber jetzt lenk doch nicht ab..."
Alakta hatte ihm noch nicht den wahren Grund genannt, warum sie Polonius mitgenommen hatte.
„Tu ich doch gar nicht", meinte Alakta, in ihrer Stimme schwang ein wenig Genervtheit mit.
„Ist doch alles gut, er ist zufrieden mit unserer Arbeit."
„Du kannst ja noch nicht einmal seinen Namen aussprechen", und nach kurzem Zögern, fügte er noch hinzu: „Du hast Angst."
„Nein, hab ich nicht! Seinen Namen nicht zu sagen, zeigt nur meinen Respekt."
„Angst vor einem Namen, macht nur noch mehr Angst vor dem Namen selbst.", grinste Jonah, betrat das Zimmer und kam auf sie zu.
„Das ist aus Harry Potter", meinte Alakta trocken.
Jonah fuhr sich durch die Haare, um seine Verlegenheit zu überspielen.
„Du meinst, dass Sakerdos zufrieden mit uns ist; ist doch schön".
Alakta verzog das Gesicht. Immerhin hatte er ihn nicht bei dem Namen, unter den ihn die meisten Leute kannten: Zorn.
„Hold kjeft, Jonah...", antwortete sie müde.
Sie ging um ihren Bruder herum und aus dem Zimmer.
Sie wanderte durchs Esszimmer, die Treppe hoch, durch beide Schlafzimmer und durch das Bad und das Arbeitszimmer, wieder die Treppe runter und schließlich ins Wohnzimmer.
Jonah hatte sie in Ruhe gelassen, er kannte diese Phase von ihr schon.
Diese Zeit, wenn sie immer eine rastlose Energie durch ihre Adern wie kleine Insekten floß.
Alakta hasste dieses Gefühl, es war unerträglich und das schlimmste war, dass sie nichts dagegen tun konnte, außer abzuwarten.
Es erinnerte sie zu sehr an die Vergangenheit und die Schrecken eines Krieges, der nicht ihrer war.
Seufzend ließ sie sich neben Polonius auf der Couch nieder, wippte aber noch weiterhin nervös mit dem Fuß.
Der Phoenizier starrte wie gebannt auf den laufenden Fernseher, gerade lief eine Doku über den Ersten Weltkrieg.
Ugh, nicht noch mehr Kämpfe und Verderben...
Alakta würde am liebsten umschalten, aber Polonius schien wirklich fasziniert davon zu sein, und Alakta wollte ihm eine Freude bereiten.
Der ehemalige Sklave hatte kein leichtes Leben gehabt, voller Schmerz und Entbehrungen, er hatte etwas zum Lächeln verdient.
Sie konnte das verstehen.
Außerdem musste sie ihn bei Laune halten, schließlich brauchte sie ihn noch für mehr...
Wenn Polonius in dieser Zeit geboren wäre, hätte man schon früh festgestellt, dass er hochbegabt war und Alakta brauchte seinen Verstand um ihre Pläne zu verwirklichen.
Was für ein Glück, dass sich ihr Bruder gerade in ein Genie verliebt hatte.
Jonah betrat jetzt auch das Wohnzimmer, schmiss sich lachend neben Polonius auf die Couch und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.
Polonius lächelte leicht und sah ihren Bruder mit einem seltsamen Blick an.
Alakta brauchte etwas um zu verstehen, dass er verliebt war, genau wie Jonah.
Alakta konnte das Gefühl nicht wirklich nachvollziehen, aber kam nicht darum herum sich für die beiden zu freuen.
„Wusstet ihr, dass da in diesem Krieg verschiedene Gase als Waffen verwendet wurden, zum Beispiel Chlor. Es gibt für alle Elemente eine bestimmte Zahl und ein extra System. Zum Beispiel hat Chlor die Ordnungszahl 17 und es steht im Periodensystem in dr 7. Hauptgruppe. Das ist wirklich faszinierend: diese Elemente bestimmen unsere ganze Existenz, man müsste also nur zwei oder mehr zu einer Reaktion bewegen, um..."
„Schatz", unterbrach Jonah den begeisterten Polonius, „wir haben keine Ahnung was du da redest." Seine Stimme klang zwar amüsiert aber auch sanft, als würde er es nicht wirklich so meinen.
Alakta empfand es als eine große Erleichterung, dass die Reise Menschen auch erlaubte, die jeweilige Sprache zu sprechen, sonst hätten sie jetzt ein großes Problem.
Sie warf einen Blick auf die Uhr und beschloss dass es eine gute Zeit war, die Reste von gestern aufzuwärmen.
Sie hätten ja etwas gekocht, aber eigentlich konnte das hier niemand wirklich.
Jonah und Polonius deckten derweil den Tisch und Jonah holte seine Insulin Spritze raus.
Seitdem er Polonius erklärt hatte, was Diabetes ist, berechnete er jedes Mal die genaue Insulin Menge für Jonah.
Alakta musste lächeln, vielleicht wird ja doch noch alles gut werden.
Bald kommen die anderen: Hochmut, Neid, Trägheit, Wollust, Geiz und Völlerei und dann wird bestimmt alles in Ordnung kommen.
Sie aßen in einer sehr entspannten Atmosphäre.
Eine Seltenheit.
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Projekt Pandora
FantasyFinja ist eine ganz normale 18-Jährige, bis sie eine sehr seltsame Erfahrung bei der Arbeit macht. Als sich dann aber die Ereignisse überschlagen, findet sich Finja in einer magischen Welt wieder mit Kreaturen älter als die Zeit und Geheimnissen, di...