Kapitel 26

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„Gold wird durch Feuer geprüft, der Mensch durch Gold." ~Chinesisches Sprichwort

Als Saki nach Hause gekommen war, war sie sauer gewesen Sauer und zornig.
Warum mussten alle sie immer wie ein Kleinkind behandeln?
Sie war 13, verdammt!
Und sie hatte schon mehr mitgemacht, als andere....
Sie wettete Jakob hätte sich nie alleine mit neun Jahren aus einem chinesischen Menschen-Schmugglerring befreien können, der die Kinder dazu abrichtete von den reichen Touristen zu stehlen.
Niemand von ihren Freunden wäre mutig genug gewesen, dem Chef einfach die Kehle durchzuschneiden, sich in ein Flugzeug zu retten und nach endlosen zehn Stunden in einem völlig fremden Land als Straßenkind zu stranden!
Also, wieso wurde sie immer noch so behandelt, als wäre sie komplett hilflos und unterlegen?!
Aber ihre Wut war nach einigen Stunden in dem leeren Haus verflogen, und jetzt hatte sie Hunger. Schließlich war es schon längst Zeit fürs Mittagessen.
Mürrisch öffnete sie eine Dose mit Ravioli und machte sie warm.
Saki wollte gerade anfangen zu essen, als es an der Tür klingelte.
Sofort war sie in Alarmbereitschaft.
Wer konnte das sein?
Die anderen hatten doch alle einen Schlüssel. War es vielleicht Finja? Aber weshalb sollte sie allein zurückkommen? Oder hatte Billy einfach nur seinen Schlüssel mal wieder vergessen?
Ernsthaft, das kam so oft vor....
Für alle Fälle, nahm sie ein scharfes Küchenmesser und schritt zur Tür, öffnete diese einen Spalt breit, nur um in einen Ausschnitt von Baxters leerem Gesicht zu blicken.
Was wollte denn der Idiot hier?
Baxter hatte das Mädchen mittlerweile auch bemerkt und versuchte sich mit einem Lächeln, was ihn aber nur aussehen ließ wie die Grinsekatze.
Sieht scheiße aus. Er sollte das lassen.
„Hallo, Saki. Lässt du mich bitte rein? Ich habe ein Jobangebot für dich.", begann er mit seiner emotionslosen Stimme.
Da würde die Asiatin hellhörig.
Was redete der Eierkopf da? Was für ein Jobangebot?
Naja, ihn anzuhören, kann ja nicht schaden.
Langsam öffnete sie die Tür ganz und Baxter stürmte praktisch schon ins Haus.
Wie unhöflich...
Der Mann setzte sich ungefragt an den Küchentisch und sah sie an, als wolle er sie auffordern sich ebenfalls zu setzen.
Da fiel Saki auf einmal auf, dass sie gar nicht wusste, was genau für Kräfte Baxter hatte.
Sofort schaltete sie wieder auf rote Stufe. Das war eindeutig ein Nachteil.
Unwissenheit war die Mörderin des Erfolgs.
Doch Saki war, wie Baxter, gut darin, Masken aufzusetzen, nur mit dem Unterschied, dass ihre nicht nur aus einem kalten Robotergesicht bestehen.
Also spielte sie weiter das kleine neugierige Mädchen, das an seinem Angebot interessiert war.
„Wie wäre es, wenn du dich mir anschließen würdest, hm? Das wäre doch klasse, oder? Vertrau mir, die Welt geht nicht wirklich unter, wir können die Naruli im Zaum halten, mit deiner Hilfe."
Baxter versuchte sich doch tatsächlich an einem begeisterten und ermutigenden Ton, doch das passte einfach nicht zu ihm.
Aber was meint er mit ‚meiner Hilfe'? Was kann ich schon groß tun?
„Wie meinst du das? Mit meiner Hilfe?, fragte sie deshalb misstrauisch nach. Das Küchenmesser hielt sie immer noch in der Hand.
„Naja...", begann Baxter gedehnt, „Ich hab gehört, dort in diesem japanischem Kriminellenring, hat man dir auch ein paar andere Sachen beigebracht..."
Chinesisch...
Er meinte die Bomben.
Dachte Baxter wirklich man könnte die Naruli durch ein paar einfache Bomben töten? Gott, wie kann man denn bitte so von sich selbst überzeugt sein?
Sie tat so, also würde sie über den Vorschlag nachdenken, als Baxter einer zerknitterte Tüte Haribos aus seiner Manteltasche zog. Wie er bei diesem Wetter eine Jacke tragen konnte, war Saki schleierhaft, aber hier waren all ihre schauspielerischen Fähigkeiten gefragt.
Das soll wohl ein Scherz sein...
Sie ließ ihr Gesicht aufhellen und schnappte begeistert nach den Süßigkeiten.
„Ok, ok, ich mach es!"
Baxter lächelte zufrieden und zum ersten Mal sah es aufrichtig aus.
„Schön. Du wirst von mir hören.", sagte er kalt und warf ihr die Haribos hin.
Dann ging er wieder.
Das könnte Saki zu ihrem Vorteil ausnutzen.
Baxter hielt sie zwar auch für eine Kind, doch Kinder waren vieles, aber dumm waren sie nicht.
Saki warf die Gummibärchen angewidert in den Abfall.

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