Kapitel 46

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„Der ärgste Feind der Humanität ist ihre Idee." ~Hans Kudszus

Mit seinen majestätischen Flügeln landete der Engel direkt vor Finja. In den Armen hielt er Jamie, der wiederum den Rucksack umklammerte. Den Rucksack! Gott sei Dank! Sie waren gerettet.
Lilie flog neben Finja her.
„Wir wurden abgefangen, von Mikos, glaub ich, war das; Engel hat uns mitgenommen, aber Mia ist dageblieben und hält Mikos auf.", erzählte sie schnell und betrachtete besorgt den Kampf hinter sich: Die Rebellen war zahlenmäßig unterlegen, allerdings war ihr Vorteil, dass sie im Moment nur gegen die Limenti kämpften, die wohl nicht zu intelligentesten Wesen zählten.
„Engel, Lilie, helft den anderen; Finja, du kommst mit mir, wir haben noch was zu erledigen.", demonstrativ hob Jamie den Rucksack hoch. Sein ganzer Frohsinn schien verschwunden zu sein; ganz erst nickte er Engel dankend zu, bevor die beiden schon in der Menge der schwarzen Limenti-Körper verschwanden.
Finja und Jamie rannten los, doch es dauerte nicht lange bis Sasja wutentbrannt auf sie zuflog. Jamie zögerte keine Sekunde: er fischte Sasja mit einem Arm aus der Luft und mit einem ordentlichen Schlag gegen die Kehle, ging die junge Frau röchelnd und sich panisch an den Hals fassend zu Boden.
Triumphierend grinste Jamie Finja an, doch sein Erfolg war nicht von langer Dauer: Eine ganze Horde Limenti hatten sich auf einmal auf den Jungen gestürzt. Sie sah noch Jamies bestürztes Gesicht, bevor es zu einer Fratze aus Schmerz wurde, denn einer der Schattenwesen hatte es doch tatsächlich geschafft, ihm den linken Arm abzureißen. Unter schrecklichen Schmerzensschreien warf Jamie ihr den Rucksack mit seinem noch vorhandene Arm zu. Finja fing ihn mit einer Hand auf und sah entsetzt zu, wie ein weiterer Limenti Jamie seine Krallen in die Brust bohrte. Im nächsten Moment zerfiel er zu Staub, genau wie einige andere Limenti, die Finja mit ihrer Schattenmagie traf. Jetzt verteidigte sich auch Jamie: ein Limenti nach dem anderen zerschmolz oder fing Feuer, bis sie sich im Todeskampf schließlich von ihm abwandten; doch es waren einfach zu viele: Finja schrie noch: „Nein!", aber zu spät; Jamie war komplett zerfleischt worden.
Finja drehte sich weg; ihr war unglaublich schlecht. Mit dem Rucksack in ihren zitternden Händen wollte sie weiter rennen, da stellte sich Sana ihr in den Weg. Überrumpelt blieb Finja stehen und schaute in Sanas grinsendes Gesicht.
Wo kam sie denn plötzlich her?
Und was war mit Billy geschehen?

Sana verabscheute Billy zutiefst. Hatte sie schon immer getan, aber es hatte ihr Hass eine fast göttliche Ebene erreicht.
Sie würde ihn endlich umbringen. Normalerweise war sie eine höhnische, provozierende Art von dem Blonden gewöhnt, aber heute war alles, was sie von ihm bekam, eine stumme Behandlung und wütende Blicke.
Das mit Theia muss tief sitzen, dachte Sana bei sich und parierte gekonnt einen weiteren Stoß von Billys Messer.
Billys Durchgehen verschaffte ihm vielleicht einen Vorteil, aber langsam wurde er erschöpft davon.
„Die Sache mit Theia hat dich aber hart getroffen, oder, kleines Baby?", höhnte Sana außer Atem. Der Schweiß lief ihr von der Stirn in die Augen und sie musste heftig blinzeln.
Billy gab keinen Ton von sich; seine einzige Reaktion war, dass sich seine Mundwinkel bitter nach unten verbogen.
Er weigerte sich, sich auf Sanas Hänseleien einzulassen.
Dafür tat er etwas anderes: Er benutzte seine andere Kraft; Billy gebrauchte sie nicht häufig, da sie sehr magiespielig war und ihn sehr schnell auslaugt, aber in dieser Situation ist es das Beste:
Er kontrollierte die eisernen Spitzen seiner Messer und ließ sie blitzschnell auf Sana zufliegen.
Die hatte jetzt erstmal genug damit zu tun den spitzen Dolchen auszuweichen, sodass Billy wieder begann im Boden zu verschwinden, um Sana von hinten zu überrumpeln.
Doch gerade als seine Beine etwa bis zur Mitte der Oberschenkel versunken waren, blieb Billy stecken.
Was zum....?
Sana grinste ihn hämisch an, dabei wand sie ihre Aufmerksamkeit von den Messern weg, die gleich ihre Chance nutzten und Sana das halbe Gesicht aufschlitzen, bevor sie unbrauchbare und vereist auf den Boden fielen.
Billy spürte wie die Kälte langsam seine Beine hochkroch und verzweifelt versuchte er sich zu befreien.
Mit einem Mal schoss der Blonde aus der Erde hoch und landete unsanft auf dem Bauch.
Schmerz durchzuckte ihn, aber zu seinem Entsetzen konnte er seine Beine, die seltsam verdreht auf dem Boden ruhten, nicht mehr richtig bewegen.
Sana kam langsam auf ihn zugeschritten; sie genoss seine Panik.
Die Wintermentikerin hob die Hand und sande einen Eisblitz direkt in Billys untere Wirbelsäule.
Noch bevor er aufschreien konnte, wurde Billy ohnmächtig.
Sana drehte sich um und sah wie der kleine Junge von den Limenti zerfetzt wurde, sah wie Finja mit dem Rucksack in Richtung des Portals rannte.
Sie machte sich auf den Weg.

Nachdem Jonah all seine Kugeln so sinnlos verpulvert hatte, musste er fluchend nachladen. Er beobachtete wie Sasja von dem kleinen Jungen verletzt wurde und teleportiert sich schnell zu ihr:
„Alles gut bei dir?", fragte er leicht atemlos. Sasja hustete noch etwas, nickte jedoch.
Jonah sah sich um; Clara, Nikolai, das asiatische Mädchen und der Engel kämpften immer noch gegen die Limenti, allerdings wurden es immer weniger, was bedeutete, dass Alakta zu sehr mit der Wiederauferstehung beschäftigt war, um Neue zu erschaffen.
Allerdings erlaubte es auch Jakob, sich unbemerkt an Jonah und Sasja heranzuschleichen.
Er teleportierte sich gleich auf Jonahs Rücken, der fluchend versuchte ihn abzuschütteln. Als das ohne Erfolg blieb, ließ Jonah seine Haut unerträglich heiß werden, sodass Jakob von selbst absprang.
Jonah benutzte seine zweite Kraft nur ungern, aus dem einfachen Grund, dass er sie nicht wirklich gut kontrollieren konnte.
Doch jetzt hatte er keine andere Wahl. Schnell packte er seine Pistole und zielte auf Jakob, aber für den Reisenden war es ein Kinderspiel ihm auszuweichen.
Sasja hob ihn in die Luft und schleuderte Jakob fort; nur damit er eine Millisekunde später an ihrer Seite auftauchen konnte, ihren Arm nahm und mit Sasja teleportierte.
Verwirrt ließ Jonah die Waffe sinken; wo sind die beiden denn hin?

Jakob war mitten in die Luft teleportiert, genauer gesagt mitten in den Riss im Boden. Jetzt stürzten er und Sasja in die Tiefe, auf das Portal zu.
Die junge Frau kreischte unerträglich laut in sein Ohr, doch er drückte sich schnell weg von ihr, und während Jakob wieder nach oben teleportierte, war Sasja viel zu geschockt, um selbst ihre Kräfte zu aktivieren: sie fiel in das Portal.
Wieder mit festem Boden unter den Füßen sah Jakob zu seinen Freunden, die zwar immer noch gegen die Limenti kämpften, aber endlich sah es so aus, als hätte der unendliche Nachschub an den Schattenwesen ein Ende.
Er trat einen Schritt nach vorne.
Ein Schuss und ein eiskaltes Gefühl in seiner Brust.
Verwirrt drehe er sich um und sah, wie Alakta mit einer noch rauchenden Pistole, die auf ihn gerichtete war, dastand.
Noch verwirrter sah er an sich runter und bemerkte jetzt erst den großen Blutfleck, der sich über sein ganzes Hemd verteilte.
Blut begann ihm aus dem Mund zu fließen. Von irgendwoher schrie Saki: „Nein!", doch er konnte sie nicht orten; sein Gehör und seine Augen ließen langsam nach.
Er fiel um.
Das kalte Gefühl verbreitete sich in seinem ganzen Körper, während sein Gehirn in Panik aufschrie, sobald es endlich bemerkte, dass es im Inbegriff war zu sterben.
Blutiger Schaum bildete sich vor seinem Mund und Jakob musste verzweifelt und erbärmlich husten.
Dann war alles vorbei und es wurde schwarz um ihn herum.

Alakta verstaute die Pistole wieder in dem Holster um ihre Hüfte und drehte sich wieder dem Spalt zu. Endlich reichte die Verbindung um mit Sakerdos zu sprechen:
„Endlich!", rief er in ihrem Kopf, „endlich ist es soweit, wir werden diese ganze Welt zerstören und alle in ihr töten!", Sakerdos klang zum ersten Mal richtig erfreut, doch Alakta stutzte; sie sah kurz zu dem verängstigten Polonius an ihrer Seite und dann wieder zu dem Portal.
„Naja nicht alle. Ihr verschont uns schließlich.", hakte sie sanft nach. Doch Sakerdos' Antwort erschütterte sie bis ins Mark.
„Du dummes Kind! Hast du wirklich gedacht, wir nehmen auf einpaar so wertlose Kreaturen wie euch Acht?!, lachte er und Alakta wurde schwindelig.
Oh Gott, nein, wie konnte ich nur so dumm sein?! So blind!
Warum bin nich nur darauf reingefallen?
Doch Sakerdos hatte einen Fehler in seiner Euphorie gemacht: Die 13 Könige waren noch nicht zerstört und die Naruli noch nicht ganz drüben.

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