Verräter | 5

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Ich betrachtete Benero kühl. Mir war keine andere Wahl geblieben als ihn zu töten. Einmal ein Verräter, immer ein Verräter. Wer keine Loyalität besaß, war niemanden außer sich selbst verpflichtet und das würde sich auch nie ändern. Bill Benero hätte mich wieder verraten und es hatte nur einen Weg gegeben, das zu verhindern. Ich musste ihn verschwinden lassen, sonst würde er mir und noch weiteren Menschen schaden.

Ich drehte mich um. „Gehen wir", sagte ich zu Evan und den anderen Männern, „Aber nehmen Sie die Kugeln mit."

Ich ging an ihnen vorbei und draußen schlug mir die kühle Nachtluft entgegen. Ich hatte kaum wahrgenommen wie warm es im Container geworden war. Das Licht des Feuers schimmerte hinter mir und durchbrach die Nacht ein Stück weit.

Hinter mir kam kurz darauf auch das restliche Einsatzteam heraus und Evan gab den Befehl die Türen zu schließen. Zwei Männer schoben unnötigerweise den Riegel davor, nachdem sie die Leichen von Dan Connor und Nathan Wells zu der von Benero in das Innere des Containers geworfen hatten. Kurz darauf standen wir wieder nahezu vollständig im Dunklen.

Als wir zu den Autos zurückgingen, herrschte allgemeines Schweigen. Ich wusste, dass ich heute Kate DeLeóns Ruf mehr als gerecht geworden war. Und Jordans vermutlich auch. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass die Blicke des Einsatzteams schwer auf mir lagen. Sogar Evan betrachtete mich vor der Seite, richtete seinen Blick dann aber wieder nach vorne. Für seine Verhältnisse waren das ein paar Sekunden zu lang gewesen, weshalb ich mich ihm zuwandte.

„Was?", fragte ich leicht gereizt, „Willst du mir etwa vorhalten wie kalt das war oder was für ein Monster ich bin?" Weder meine Stimme noch mein Gesichtsausdruck ließ erkennen wie ich mich gerade fühlte. Nichtmal Shaw konnte hinter meine Maske sehen.

Er schnaubte belustigt. „Als würde ausgerechnet ich dir das vorhalten."

Bei den Autos hielten wir an und ich dankte dem Einsatzteam für ihre Arbeit. „Ich denke, ich muss Ihnen nicht sagen, dass wenn etwas von heute Abend jemals an die Öffentlichkeit gelangt, Jordan weiß, wo er Sie findet."

Die Männer regten sich nicht, was ihre Art war zu sagen, dass sie verstanden hatten.

Ich nickte. „Das Geld finden Sie morgen auf Ihren Konten. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend."

Die Gruppe zerstreute sich. Die Männer ging zu ihren Autos und nacheinander verschwanden die schwarzen Wagen in die Nacht, bis letztendlich nur noch Evan und ich übrig waren. Er lehnte an dem letzten verbliebenen Auto und sah mich an.

Genervt verdrehte ich die Augen. Offensichtlich war das Gespräch noch nicht beendet. „Was?", fragte ich dieses Mal energischer.

„Du hast dich verändert in den letzten Jahren."

„Oh Himmel. Bitte erspar mir die Ansprache, Evan."

„Du weißt, ich bin der letzte, der dir Vorträge hält", verteidigte er sich, „Cat hat mich dazu angestiftet. Sie meint, diese Welt verdirbt dich und du würdest – ich zitiere – jeden Tag ein Stück deiner Menschlichkeit verlieren." Er sagte das leicht belustigt, aber ich wusste, dass er ihr zustimmte. Es war nur seltsam, dass ausgerechnet Evan mich darauf ansprach.

Ich schnaubte. Was war schon menschlich? Menschen taten einander grausame Dinge an. „Die Welt ist grausam. Warum sollte ich es nicht sein?"

„Geht es hier immer noch um deine Mutter?"

Überrascht schaute ich ihn an und hob an um ihm zu widersprechen, doch sein Blick ließ mich meinen Mund wieder schließen.

„Ist das der Grund warum du das alles tust?"

Er hatte mich das noch nie zuvor gefragt und ich hatte nie die Absicht gehabt ihm das zu erzählen. Doch ich konnte es nicht leugnen.

Ich zuckte mit den Schultern. „Möglich."

Criminal - Krieg der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt