Der Tod | 5

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Die Stimmung im Büro war angespannt, seit Kingstons Team mit der neu gebildeten Taskforce zusammenarbeitete. Da Jordan inzwischen auf Platz fünf der Most-Wanted-List des FBI vorgerückt war, hingen Alton Webb inzwischen sämtliche hohen Tiere im Rücken und drängten ihn förmlich dazu endlich Ergebnisse vorzuweisen. Deshalb hatte der Leiter dieser Zweigstelle einige Leute entbehrt und erwartete dementsprechend auch Ergebnisse.
 
Der Druck war spürbar. King hatte alle Hände voll zu tun die Agenten zu koordinieren, während Nolan, Nash und Barron die anderen in ihre neusten Erkenntnisse einweihten. Letztendlich hatten sich immer zwei Agenten auf einen Teil des Falls spezialisiert. Darunter die Schießerei in der Gasse, die die Polizei bis heute nicht hatte aufklären können, der verdächtige Sinneswandel des Politikers Kenneth Jennings, der Mord im Corrad-Hafen und der Mord an Evan Shaw.
 
Bei letzterem hatten Nolan und Nash darauf bestanden den Fall weiterhin zu bearbeiten. Jetzt hieß es vor allem noch tiefer graben. Dean war noch immer der Überzeugung, dass Kate DeLeón Shaw ermordet hatte. Er nahm es ihr immer noch übel, dass sie ihn damals auf dem Parkplatz niedergeschlagen und mit seinen eigenen Handschellen an einer Autotür gefesselt hatte, doch der wahre Grund, dass Nolan sich so festgefahren hatte, war ernster. Es war die Tatsache, dass DeLeón ihn damals hätte töten können, es aber nicht getan hatte. Die Frage nach dem Grund quälte ihn und da diese Frau schon einmal die Chance gehabt ihn umzubringen, sprach nichts dagegen, dass sie es noch einmal schaffen konnte, wenn sie es wollte. Und dann würde er vielleicht nicht mehr so glimpflich davonkommen.
 
Dank der Taskforce konnten sich sich jetzt voll und ganz auf Kate DeLeón konzentrieren, doch die Arbeitsteilung hatte nicht nur Vorteile. Unter anderem mussten sie sich jetzt zusätzlich mit Senior Special Agent Doug Carson herumschlagen; einem Kollegen, den kaum jemand leiden konnte. Zwar hatte er schon in seiner Laufbahn einige Treffer gelandet und war nicht ganz für umsonst befördert worden, aber sein Problem war, dass er sich zu viel darauf einbildete. Das schlimmste für Vincent war jedoch, dass es schwer war ihn zu übertreffen. Die einzige Möglichkeit, einem Narzissten eine reinzuwürgen, war besser als er zu sein und Nash musste zugeben, dass sich das als schwierig gestaltete, wenn er schon zwei hochrangige Mitarbeiter von Tyrese Zolas Drogenring eingelocht hatte.
 
Dass der Mann ein guter Agent war, änderte leider nichts daran, dass er der größte Vollidiot war. Normalerweise hätte Nash wenig Probleme damit ihm aus dem Weg zu gehen, aber jetzt arbeiteten sie nicht nur in der selben Taskforce und anscheinend hatte Carson ein Problem mit ihnen. Vermutlich, weil Kingstons Team bisher die größte Wahrscheinlichkeit hatte, Jordan tatsächlich zu schnappen. In seinem Stolz verletzt, ging Carson den beiden Bundesagenten auf die Nerven, wann er nur konnte und gerade steuerte er wieder auf Deans und Vincents Schreibtisch zu.
 
„Haben Sie schon Jennings Finanzen überprüft?" Er hatte sich dem Fall mit dem sprunghaften Politiker angenommen. Vermutlich, weil er sich dort die meiste Publicity versprach.
 
„Ja, nichts besonderes", meinte Nash leicht gereizt. Es war das Erste gewesen, nachdem sie geschaut hatten. Ob in letzter Zeit größere Summen auf seinem Konto eingegangen waren, die darauf deuteten, dass er bestochen worden war. Aber sie hatten nichts ungewöhnliches gefunden.
 
„Wir haben auch seine Ausgaben nach ungewöhnlichen, neuen Anschaffungen durchsucht, falls er das Geld Bar bekommen haben sollte. Nichts", fügte Nolan hinzu, um zu verdeutlichen, dass sie keine blutigen Anfänger waren. Aber selbst die hätten sich vermutlich als erstes den Geldfluss angesehen.
 
Carson nickte. „Und was ist mit seiner Hintergrundgeschichte? Und seiner Familie? Vielleicht hat von denen jemand Geld bekommen."
 
„Dafür haben wir ja Sie", meinte Vincent, ohne von seinem Bildschirm aufzusehen.
 
„Und Sie halten es nicht für nötig gefunden weiter zu ermitteln?", bohrte Carson weiter.
 
Sie hatten den Fall nicht weiter verfolgen können, da sie eine neuere, heißere Spur verfolgt hatten. Noch lief ihm ein Schauer über den Rücken, wenn er daran dachte, dass er mit Tyrese Zola an einem Tisch gesessen und Poker gespielt hatte. Er könnte wetten, dass Carson das noch nie getan hatte. Leider hatte sich die Hoffnung, dass Jordan dort eventuell auftauchen könnte, nicht bestätigt. Dafür war seine rechte Hand Shaw dort gewesen, was sie dummerweise erst erkannt hatten als es bereits zu spät gewesen war.
 
Nash hatte die Schnauze voll. Er verdrehte die Augen und sah von seinem Computer auf. „Sie haben den Fall auch bearbeitet, Carson. Sie müssten am besten wissen, dass man sich bei Jordan nicht mit langsam erkaltenden Spuren aufhalten darf. Vor allem nicht, wenn man nur zu viert ist." Jetzt wo sie zu zehnt waren, konnten sie auch die älteren Fälle wieder aufrollen, die sie eigentlich schon als Cold Cases abgeschrieben hatten.
 
„Der Unterschied ist, dass wir damals nah dran waren Jordan zu kriegen, während Sie noch immer im Dunklen tappen", entgegnete Carson, „Sie mögen zwar seine rechte Hand gefunden haben, aber tot nutzt sie Ihnen leider nichts."
 
Nolan lachte auf. „So nah?" Er wiederholte die Geste des Senior Agent, bei der er einen winzigen Abstand zwischen seinem Daumen und Zeigefinger gezeigt hatte. „Sie waren ungefähr so nah dran Jordan zu fassen wie der Kojote nah dran war den Roadrunner zu fangen."
 
Der Achtunddreißigjährige schnaubte. „Wenn Sie fertig sind mit Metaphern aus Cartoons für Kinder um sich zu werfen, könnten Sie ja anfangen richtig zu ermitteln." Mit diesen Worten zog Doug Carson ab. 
 
Vincent grinste. „Ich wäre auch beleidigt, wenn man mich mit dem Kojoten vergleichen würde."

Criminal - Krieg der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt